Der Taksim-Platz in Istanbul ist heute zu einem Kriegsgebiet geworden

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Der Taksim-Platz in Istanbul ist heute zu einem Kriegsgebiet geworden

Die Polizei hat Wasserwerfer und Tränengas eingesetzt, um friedliche Demonstranten auseinanderzutreiben.

In Istanbul gab es heute bei Zusammenstößen zwischen der türkischen Polizei und Regierungsgegnern zahlreiche Verletzte. Es heißt, dass die Beamten mit unverhältnismäßiger Brutalität gegen die Demonstranten vorgegangen ist. Sie hat Wasserwerfer und Tränengas eingesetzt, um die Masse in einem Park im Zentrum der Stadt zu zerstreuen. In den sozialen Netzwerken wurden Bilder von teils schwer verletzten Demonstrierenden veröffentlicht und laut einem türkischen Nachrichtenmagazin könnte es aufgrund des Tränengases sogar Tote gegeben haben.

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Schon die ganze Woche lang haben Tausende den Gezi-Park beim Taksim-Platz und die Umgebung besetzt. Sie haben gegen die Entscheidung der Regierung, ein Shoppingcenter zu errichten und die ottomanischen Kasernenanlagen wieder aufzubauen, protestiert. Aber die Demonstrationen deuten auch auf weitläufigere Probleme mit Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan hin.

In der Türkei herrscht das Gefühl vor, dass seine Regierung in der dritten Amtszeit des Ministerpräsidenten immer autoritärer wird—es gab Vorfälle, bei denen die Polizei gegen den Verkauf von Alkohol vorgegangen ist und einige Leute wurden wegen öffentlicher Liebesbekundungen verwarnt.

Seit fünf Tagen protestieren die Demonstranten im Gezi-Park, ihre Besetzung begann am Montag. Ursprünglich waren es einige Hundert, aber über die Woche hinweg wuchs der Protest—organisiert über Facebook und Twitter—auf mehrere Tausend Menschen an. Angeblich hat die Polizei mit ihren Versuchen, die Demonstranten gewaltsam zu vertreiben, heute früh um fünf begonnen. Sie brannten Zelte nieder und holten Tränengas und Wasserkanonen hervor.

Offiziellen Regierungsberichten zufolge wurden bisher zwölf Demonstranten verletzt. Die Medizinkammer Istanbuls erklärte bereits, dass sechs Personen ein ernsthaftes Schädeltrauma und ein Lehrer ein gebrochenes Bein erlitten hätten. Laut Zeugen, mit denen wir gesprochen haben, ist die tatsächliche Zahl der Verwundeten jedoch weitaus höher. Amnesty International verurteilt „den Gebrauch von übertriebener Gewalt, inklusive Pfefferspray, gegen friedfertige Demonstranten in einem Park in Zentral-Instanbul.“

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Weiterführende Einzelheiten sind momentan knapp. Die werden wir euch—Augenzeugenberichte, Berichte, Bild- und Videoaufnahmen—zur Verfügung stellen, wenn wir sie haben. In der Zwischenzeit könnt ihr euch selbst ein Bild machen, wenn ihr bei Twitter über #occupygezi verfolgt, wie die Demonstranten sich organisieren und vor Ort aus Istanbul berichten.

Noch mehr von Nazims Fotos findet ihr hier.