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The Holy Cow Issue

Warum Sportstream-Anbieter Studenten dafür bezahlen, illegale Streams aufzuspüren

"Ich will nicht sagen, dass es ein Einstellungskriterium ist, aber: Wenn jemand schon mal einen illegalen Stream geschaut hat, wissen wir, dass derjenige in der Lage ist, einen Stream zu finden."

Aus der The Holy Cow Issue

Samstag, 15.30 Uhr. Ich google "Bundesliga Stream". Eine windige Seite voller Sportwetten-Werbung und Live-Chats öffnet sich. Ich klicke auf BVB-HSV. 30 Sekunden muss ich warten bis die Anzeige von Pony-Wars mein Bild freimacht. Ich klicke zwei Mal auf das falsche X zum Verbergen und es öffnen sich nur Pop-up-Fenster. Aber ich höre einen deutschsprachigen Kommentator. Das Bild hakt nicht. Jackpot. Sky zum Nulltarif. Drei Minuten später gibt es Elfmeter für Dortmund. Aubameyang nimmt Anlauf. Zack. Das Bild ist weg.

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"Es ist unwahrscheinlich cool, wenn der Schütze beim Elfmeter anläuft, und dann ist der Stream plötzlich weg—in solchen Momenten wird sich der ein oder andere sicher fragen, ob er bei uns nicht besser aufgehoben wäre", erklärt Sascha Tietz vom Pay-TV-Sender Sky. Tietz und sein Team bekämpfen illegale Streamingseiten im Bereich Sport und Film. Den Stream hat mir ein Student ausgeknipst, der selbst früher gestreamt hat. "Ich will nicht sagen, dass es ein Einstellungskriterium ist, aber: Wenn jemand schon mal einen illegalen Stream geschaut hat, wissen wir, dass derjenige in der Lage ist, einen Stream zu finden."

Sky zahlt alleine für die Bildrechte an der Bundesliga pro Saison im Schnitt 486 Millionen Euro. Durch die illegalen Streams im Internet verliert der Sender Millionen. Die Studenten googlen also wie die Nutzer zu Hause in Live-Schichten nach Streams und spüren illegale Sky-Übertragungen auf. Anschließend kontaktieren sie die Plattformen und machen sie auf die Urheberrechtsverletzung aufmerksam. "Viele technische Provider sind erstaunlich kooperativ und nehmen den Stream danach herunter", erzählt Tietz. Gegen andere Anbieter wird die Justiz eingeschaltet.

Im Jahr 2013 nahm die Polizei etwa die Plattform teamstream.to hoch. Für nur 10 Euro im Monat konnten über 22.000 registrierte Nutzer günstig Live-Fußball sehen. Die Betreiber nahmen geschätzt eine halbe Million Euro ein. Mittlerweile führt das BKA das Phänomen "Illegales Streaming" sogar als Cybercrime. In Zukunft sollte es also noch schwerer werden, illegal im Internet Fußball zu kucken.

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