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Drogen

James Franco macht Kunst, redet aber nicht darüber - zumindest nicht mit mir

James Franco ist ein Multitalent: er kann schauspielern, schreiben und nun ist er auch Künstler! Oder hat das was mit dem Galeristen/Medien-Anwalt zu tun, der so viel grinst und einfach weiß, wie man richtig Kohle scheffelt?

Hier eine kleine Vorwarnung, bevor du weiterliest: Sollte ich irgendwas Schlechtes über James Franco schreiben, wird er meinen Artikel nehmen, ihn mit dem Paint programm von microsoft bemalen und das Ganze auf einen Teppichvorleger drucken. Eine Berliner Kunstgalerie, die einem Amerikaner gehört, wird das Werk dann für Tausende von Euro verscherbeln.

Das ist nämlich seine Art Kunst zu machen und mit dem Titel „Gay Town" bis zum 9. März in der Gallerie Peres Projects in Berlin zu bewundern. Pünktlich zur Berlinale.

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Die meisten von uns kennen Franco als den Hollywood-Star, der schreibt, Filme macht und auch noch Kunst—Also Konzeptkunst. Wir kennen ihn vor allem als den Kiffer im Film Ananas Express. Er hat noch einen ganzen Haufen anderer Filme gemacht, wie Spider-Man, James Dean und im März kommt Die fantastische Welt von Oz in die Kinos. Es ist auch kein Geheimnis, dass Franco bei den 63. Internationalen Filmfestspielen in Berlin—der Berlinale—seinen neuesten Film Interior. Leather Bar. promotet.

Franco ist bekannt dafür, sehr wählerisch zu sein, was seine Interviews mit der Presse angeht. Er hat sich schon öfter falsch zitiert gefühlt, Gawker hat es sich mit ihm deshalb verscherzt. Manche denken, dass er von seinen „schwulen” Filmrollen ein „schwules” Image hat und das benutzt, um „schwule” Kunst zu machen (der Trend schlechthin). Zu all dem könnt ihr euch selber ein Bild machen.

Für die Kunstaustellung fanden sich am Freitag morgen die Vertreter der Presse zusammen. Was einem gleich auffiel: Franco, du sahst echt verdammt verkatert aus. Also entweder das, oder die Pressekonferenz mit Kunstredakteuren hat dir echt Angst gemacht.

Die Frage bleibt: Wird Franco immer nur ein Promi-Künstler bleiben? Das meiste seiner Kunst hat er über die letzten zwei Jahre in Hotelzimmern fabriziert, in Studios und irgendwelchen anderen Locations die sich gerade anboten. Gleichzeitig hat er noch viele andere Sachen gemacht, wie Vorlesungen geben und an teuren Filmprojekten mitarbeiten. Können wir ihn also als zeitgenössischen und respektierten Künstler ernst nehmen?

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Wenn du die Galerie betrittst, kannst du Hunderte von Teppichen sehen, die nachlässig an den Wänden hängen—wie in einem Flohmarkt in irgendeiner Kleinstadt. Überall stehen kleine weiße Hütten und Bilschirme, auf den meisten ist Franco zu sehen, wie er etwas aus Fucking James Franco nachspielt: ein Buch, das auf erotischer Fan-Fiction von Sean Joseph Patrick Carney basiert. Alles ist frei erfunden und beruht auf Francos Bekanntheitsstatus.

Die Kunst dort war seltsam und besessen von Ruhm. Es sah ein bisschen so aus wie ein Tumblr-Blog eines Berühmten, der an die Wand gekotzt wurde. „I smoke weed” und „I eat pussy” war über die Teppiche gekritzelt—gerade so, als hätte jemand Perez Hiltons Persönlichkeit visualisiert. Das Konzept der Show, so erklärte es zumindest die Pressemitteilung, war es, „eine Vielzahl von Aspekten zu thematisieren, die im Mittelpunkt von Francos Kunst stehen. Themen wie Jugend, das Öffentliche und das Private, Stereotypen und die öffentliche Besessenheit mit berühmten Persönlichkeiten.”

Es fühlte sich wie eine Therapie-Sitzung an: „Wer ist James Franco?”

Keine Ahnung, google ihn einfach. Aber alles, was ihr so über mich lest … das bin ich nicht. Ihr kennt mich nicht oder wie es in meinem Leben aussieht, ihr Paparazzi-Schlampen. Das war so in etwa die Aussage: James Franco ist ein Mensch, der sich missverstanden fühlt.

Das ganze sollte wohl eher intellektuell anspruchslos aussehen. Reiche Menschen wollen immer wie arme Menschen wirken—das gilt auf Fashion Weeks, genau wie bei der Kunst. Ich glaube, die Ausstellung wollte sich über diesen Berühmtheitswahn lustig machen (genauso sehr aber auch über die Berichterstattung, die falsch ist oder das Ego dieser Menschen verletzt). Kriegsteppiche aus Afghanistan waren auf dem Kunstmarkt 2008 schonmal ein großer Erfolg. Jetzt feiern sie ihr Comeback, nur dass sie hier von dem Künslter weiter entwicklelt wurden. Die Teppiche an den Wänden sind eine Kombination von privaten Archivfotos (James, wie er mit einer Blondine rummacht) und Pressemeldungen, auf die Franco Sachen schreibt wie „BORING”. Oder er kommentiert fragwürdige Stellen in den Artikeln mit „No I wasn't”.

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Das ist alles so Kunstschulen Zeug (das kannst du dir auch notieren, Franco). Da frage ich mich schon: Wie zur Hölle kommt Franco mit so was durch? Er arbeitet mit einem Typen zusammen, Javier Peres—ein Galerist (der manchmal auch malt) und der zufälligerweise, früher auch mal Medien-Anwalt war. Dieser Mann hat ein sehr, sehr weißes Grinsen.

Die Presse fand sich um 11 Uhr 30 in der Galerie ein. Kaffee gab es keinen. Wasser und Pressemitteilungen standen bereit, und es gab einen Raum, wo man seinen Mantel aufhängen konnte. Die Pressekonferenz begann spät, kurz nach Mittag, als Franco mit triefenden Augen durch die Tür spaziert kam. Ich schnappte ihn mir für ein schnelles Foto mit ihm. Ich war seine neue beste Freundin.

Die Pressekonferenz begann. Franco stand vor einem riesigen beleuchteten Schild, auf dem „Fucking James Franco” geschrieben war. Franco hat eine Jeans an, einen Sweater und ein Jackett. Tränensäcke zeichneten sich unter seinen Augen ab, er war schüchtern. Und die Presse? Mindestens 50 Journalisten waren anwesend, ein paar Fernsehteams und Fotografen, die sich um die besten Plätze drängelten.

Ich saß ganz vorne und habe Fotos von Franco mit seinem „Fucking”-Schild gemacht. Javier begrüßte die Presse erst mal und sagte, dass wir alle nicht hier wären, wäre Franco nicht berühmt. Ja klar. Darum schreibt Peres Projects auch immer, dass Berlin „eine einzigartige Kunstszene” hat. Warum sollten wir also sonst hier sein?

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War das alles hier ein Witz?

Franco erzählte uns 20 Minuten lang, dass ihm immer alle Geld zustecken wollen, damit er Filme macht, aber dass seine Kunst, seine Kunst sei. Er macht sogar einen bescheidenen und etwas verletzlichen Eindruck. Er wies darauf hin, dass er die Projekte seiner Schüler bezahlte. Die Journalisten stellten ihm Fragen: Wird Ihnen der Ruhm nicht manchmal zu viel? Halten Sie Crowdfunding in der Kunst für eine gute Sache? Und so weiter… Es gab endlos viele Fragen.

Ich nahm mir das Mikrofon und frage Franco: „Rauchst du Gras?”

„Nein”, sagte Franco, und blickte dabei auf den Boden.

Stille.

Niemand war bereit, die Pressekonferenz zu stören. Alle spielten brav mit. Keiner durfte das Eis brechen. Wenn du schon keinen Spaß haben kannst mit deiner Geschichte, ist es auch egal, oder?

Die Pressekonferenz war zu Ende und Franco verschwand in einen kleinen schwarzen Raum, um Interviews zu geben. Der Galerist ließ mich nicht mal in die Nähe. Er wollte auch wissen, was das mit meiner Weed-Frage sollte.

„Was ist los?”, wollte ich wissen. „Vertrauen Sie mir nicht?”

„Nein”, entgegnete er mit einem Lächeln.

Wer hätte gedacht, dass ein VICE-Journalist diese Millionäre verschrecken könnte? Der Hollywood-Filmstar hielt sich im Hinterraum versteckt. Wirklich schade, dass Franco der Presse so misstraut—denn ein Gespräch mit uns sollte eigentlich Spaß machen. Aber es ist fast unmöglich, seine Ansichten über die Presse zu ändern, selbst wenn ein Journalist nur die besten Absichten in einem Interview hegt.

Aber auch egal. Mein Foto mit dem Star hatte ich ja schon im Kasten.

Das ist auch schon alles, was man sich bei der Veranstaltung erhoffen konnte.