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The Road to Nowhere Issue

Japan baut für die Olympischen Spiele (extrem) freundliche Androiden

Die Pläne für das digitale Touristenleitsystem sind da. Ab nächstem Jahr sollen Androiden wissen, was Japans Gäste sich von Herzen wünschen.

Illustration von Ole Tillmann

Aus der__ The Road to Nowhere Issue __2015

Diesen Sommer hat Japan seine Pläne für ein digitales Touristenleitsystem enthüllt. Ab 2016 soll ein Programm Ausländern erlauben, persönliche Informationen in Apps oder Computerterminals am Flughafen einzugeben, woraufhin diese die Daten mit autorisierten Hotels, Restaurants und anderen Einrichtungen teilen. Scharen von Touristen sollen dann spezielle Karten an digitalen Terminals scannen können, um Daten zu ihrer Ernährung, Sprachkenntnissen, Religion und anderen Faktoren aufzurufen. So können Lokale etwa sichergehen, dass die Gäste umstandslos Broschüren in ihrer Muttersprache erhalten oder Muslimen kein Schweinefleisch serviert wird, —ein Service, der sowohl hypereffizient als auch unheimlich klingt. Die Regierung will das System bis 2019 landesweit eingerichtet haben, rechtzeitig für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio, die unter dem Zeichen des Omotenashi stehen.

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Omotenashi ist die japanische Tradition der Gastfreundschaft, die zum Ziel hat, den Wünschen des Gastes zuvorzukommen und seine Erwartungen zu übertreffen. Im September 2013 machte eine Repräsentantin Japans das Wort zum Grundstein einer Ansprache, die laut vielen ausschlaggebend für die Sicherung der Olympischen Spiele war, und seitdem ist das Land besessen von Omotenashi als touristischem Werbemittel.

Im Zuge der Kampagne hat der Staat eine Truppe freiwilliger Stadtführer aufgestellt und begonnen, touristenfreundlichen Geschäften Omotenashi-Siegel zu verleihen. Doch es gibt auch technischere Projekte, wie die Touristendatenbank und die Omotenashi-Roboter. Letztere treten beispielsweise als Puppen auf, die Anfragen von Touristen entgegennehmen und fröhlich Informationen aus einer Cloud-Datenbank zwitschern.

Ted Bestor, Harvard-Professor für moderne japanische Kultur, nimmt an, dass die automationsbegeisterte japanische Bevölkerung diese Systeme begrüßen wird. Doch international gibt es gewisse vorhersehbare Skepsis gegenüber dieser entmenschlichten, datengesteuerten „Gastfreundschaft".

„Es kommt wohl darauf an, wie gut es funktioniert", sagte Bestor VICE. „Serviert der Robo-Barkeeper den Martini genau wie bestellt, oder versteht der Taxi-Computer nicht, dass ich nach Akihabara will und nicht nach Sekigahara?"

Japan wird diese Entwicklung wahrscheinlich gern willkommen heißen. Die schrumpfende Bevölkerung vertraut auf Automation, um die globale Stellung des Landes zu erhalten. Doch für die Hightechzukunft braucht es Maschinen, die den berühmten japanischen Service garantieren und auch von Ausländern akzeptiert werden. Das Risiko, uns 2020 ein wenig erschaudern zu lassen, geht Japan dabei gern ein.