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Jennys Politik-Kolumne

Wann begreifen die Medien endlich, dass ihr Feindbild "Generation Internet" aus hundsgewöhnlichen Bürgerinnen und Bürgern besteht?
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von Jenny

Wann begreifen die Medien endlich, dass die "Generation Internet" aus ganz normalen Bürgerinnen und Bürgern besteht? Internetnutzer sind keine außenstehende Außerirdische, sondern hundsgewöhnliche Teilnehmer unserer Demokratie.

Feindbild "Generation Internet"

"Stopp SOPA, PIPA and ACTA!" hallt es durch Netz und Reality. Die Medien sprechen von der "Generation Internet", die als immer größere Machtkonzentration wahrgenommen wird. Hierbei wird ein Feindbild gezeichnet. Es wird so getan als wären Twitter-Nutzer und Co. "jemand anderes" und stünden im Gegensatz zu den Figuren der etablierten Totholzmedien. Unsicheren Quellen zur Folge wurde bekannt, dass Internet-Nutzer keine Außerirdischen sind. Es handelt sich bei diesen Leuten um ganz normale Mitbürger. Der Protest kommt demnach nicht vom "Internet", sondern von konkreten Menschen mit Wünschen und Zielen. Diese Form der Bürgerbeteiligung als Feindbild "Generation Internet" zu zeichen, ist in meinen Augen eine sehr schmierige Taktik. Politische Teilhabe kann über viele verschiedene Kanäle genossen werden. Das Internet hat den Vorteil, dass man räumlich sowie zeitlich unabhängig ist. Auch, dass diese Twitter-Generation aus jüngeren Leuten besteht, halte ich für ein Gerücht. Ich bin sehr viel in Twitter unterwegs und habe dort zahlreiche Kontakte; ich habe den Eindruck, dass dort Nutzer aus sämtlichen Altersgruppen und Gesellschaftsschichten vertreten sind. Die "Generation Internet" besteht also nicht nur aus männlichen, 16 bis 30 jährigen, Mitgliedern der Piratenpartei mit Tageslichtallergie. Nutzer im Internet sind ganz normale Leute, die virtuell an realen Themen teilhaben wollen. Acta-Proteste sind also nicht nur ein "Aufstand der Generation Internet" sondern ein Aufstand der Bürger. Politiker und Medien brauchen Feindbilder. Dies ist einer der ungeschriebenen Geheimtricks des Polit-Marketings. Um eine Gruppe zusammen zu schwören ist es hilfreich einen gemeinsamen Feind zu zeichnen. Es bedarf dann keiner eigenen Qualität mehr, sondern es reicht gegen den kollektiven Feind zu sein. Was früher "der Russe" und später "der islamistische Terrorist" und heute in abgeschwächter Form der Internet-Nutzer ist, nennt sich Feinbild. Es werden alle Menschen über einen Kamm geschert und in diese Schublade gesteckt. Die Feindbild-Technik funktioniert immer. Es reicht beispielsweise vollkommen aus, gegen z.B. die FDP zu sein, schon sehen die Mitglieder der eigenen Partei über interne Schwächen hinweg. Die berühmte Wahl zwischen Pest und Cholera wird damit erleichtert, in dem man mit der einen Krankheit den vermeintlichen Feind besiegt. Ein gemeinsamer Feind schweißt zusammen; dies nutzen Medien und etablierte Politik maßlos aus. Der Verfassungsschützer Alexander Eisvogel spricht im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 11.02. über den sogenannten "Online-Dschihad". Cyber-Angriffe sowie Organisation der Gewalttaten laufen virtuell, die Bedrohung sei aber real, sagt er im Interview. Die "Generation Internet" wird hierdurch globalisiert und radikalisiert. Es wird stets eine Verknüpfung zu harmlosen Netz-Themen hergestellt und Angst erzeugt. Internet-Nutzer werden als böse Gestalten gezeichnet; ein Feindbild eben. Manche deutsche Politiker haben von dieser "Macht aus dem Internet" soviel Respekt, dass sie mit aller Gewalt versuchen diese einzuschränken. Es ist aber nicht das Internet, das Macht ausübt, es ist auch keine "Generation" oder Gruppierung: Es sind die Menschen, die ihr Recht zur Bürgerbeteiligung wahrnehmen. Politiker, die das ablehnen, outen sich als nur bedingt demokratietauglich. Es gibt keine "Generation Internet" - es gibt nur das abstrakte Feindbild.

Liebe Grüße,
eure Jenny

Blog: http://jennyger.blog.de/
Twitter: @_JennyGER_