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In der Provinz raucht man jeden Scheiß—sogar Zierpflanzen

Entsetzte Kleingärtner berichten, dass in Nürnberg hunderte Hortensiensträucher über Nacht einfach abgeerntet wurden. Anscheinend haben die Blüten nämlich den gleichen Effekt wie ein Joint. Also habe ich das gemacht, was jeder gelangweilte...

HAFTUNGSAUSSCHLUSS: Alles was hier gezeigt wird, wird dir wahrscheinlich nicht gut tun. Genau genommen solltest du diese Sachen auf gar keinen Fall jemals ausprobieren. Andernfalls wirst du womöglich dich selbst oder andere in Gefahr bringen—also lies es nur interessehalber und mach es verdammt nochmal nicht!

In der Zeitung habe ich erfahren, dass sich in ländlichen Gebieten bei unseren bayrischen Nachabarn in diesem April furchtbare Verbrechen abspielen:

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Entsetzte Kleingärtner berichten, dass hunderte Hortensiensträucher in Nürnberg über Nacht einfach abgeerntet wurden. Anscheinend haben die Blüten nämlich den gleichen Effekt wie ein Ofen und so hat die Dorfjugend sich kurzerhand dazu entschieden, das Kraut zu rauchen, um sich in der ländlichen Kleinstadtidylle zu zu machen. Woher die Idee kostenlose und legale Drogen aus Omas Vorgarten zu rauchen kommt, weiß man nicht, aber Berichte von Hortensiendiebstählen gibt es in Deutschland seit Jahren immer wieder. Ich wollte mehr darüber erfahren und natürlich auch in den Genuss von Hortensienjoints kommen. Verschiedenen Foreneinträgen nach, verursachen die Hortensien beim Rauchen ein Hochgefühl ähnlich wie das beim Kiffen. Das liegt aber anscheinend weniger an irgendwelchen canabinoiden Substanzen, als daran, dass sich beim Rauchen in den Pflanzen Blausäure bildet. Das gleiche Zeug mit dem die Nazis damals in Ausschwitz ihre Gaskammern gefüllt haben, also ein ziemlich übler Stoff. In den Pflanzen ist die Säure anscheinend allerdings in weitaus geringeren Mengen konzentriert und somit eher betäubend angenehm, als tödlich. Anstatt zum Erstickungstod führen die Hortensien also nur dazu, dass das Gehirn weniger Sauerstoff bekommt und man deswegen denkt waach zu sein; so ähnlich wie wenn du zum ersten Mal eine Zigarette mit Lungenzügen rauchst. Aber es wird wohl auch von Rauschzuständen und Halluzinationen berichtet. Allerdings auch davon, dass man sich eine Blausäurevergiftung zuziehen kann. Vielleicht ist das ganze also weniger ein Rauschzustand als vielmehr eine Nahtoderfahrung. Um herauszufinden wie gefährlich die ganze Geschichte tatsächlich ist, hab ich deswegen bei Drogenberatungen, Suchttelefonen, Apothekenverbänden, Forschungsinstituten, sogar bei der Drogenbeauftragen angerufen, aber von denen schien niemand von hortensienrauchenden Halbstarken gehört zu haben. Alleingelassen von Politik und Gesellschaft habe ich das gemacht, was jeder gelangweilte Mittzwanziger Freitagabend machen würde: Selber probieren. Der erste Schritt ist sich eine schön große Hortensie organisieren, entweder im nächstgelegenen Schrebergarten oder beim Blumengeschäft um die Ecke—und dieser dann einen schönen Büschel Blüten oder Knospen abzusäbeln. Danach müsste man das Zeug eigentlich irgendwie trocknen. Weil ich aber keine Lust hatte eine Woche zu warten, bis meine Heizung die Feuchtigkeit aus den Blättern gesaugt hatte, hab ich sie stattdessen einfach bei 80 Grad Umluft, 20 Minuten in den Ofen geschoben - das funktioniert wohl auch. Bis sie fertig waren, hab ich, um in die richtige Stimmung zu kommen, erstmal ein paar Bier getrunken, Bob Marley gehört und mit dem Fotografen Koran oder Nietzsche gespielt.

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Die verschrumpelten Blütenteile hab ich dann zerbröselt, was sogar schon ein bisschen so wie richtiges Gras aussah. Paper, Drehzeug, Filter ordentlich Blätterbrösel—Tadaa. Fertig ist der Hortensienjoint. Der erste Ofen war noch ganz in Ordnung. Auch wenn ich von dem versprochenen Hochgefühl nicht so viel mitbekommen habe. Das ganze schmeckt hauptsächlich nach alten Blättern und grindigem Lagerfeuer. In etwa so als würde man an einem verbrannten Stück Holz lecken. Auch nach dem zweiten Joint spürte ich immer noch nicht besonders viel. Außer den sich verstärkenden Kopfschmerzen bekam ich den Drang den Brandgeschmack mit Bier wegzuspülen. Weil der dritte Joint langsam die Geschmacksnote ,kotzig im Aufstoß‘ bekam, sich in meiner Wahrnehmung aber immer noch keinerlei halluzinogene Wirkung einstellte, entschied ich mich die restlichen Blüten mit heißem Wasser aufzugießen und ein Hortensiendampfbad zu inhalieren. Wie sich herausstellte war das eine schlechte Idee. Der heiße Dampf und der Hortensiengeruch ließen mich innerhalb von Minuten einschlafen und ich hatte ekelige Träume von meinem Vater. Na soviel zu der halluzinogenen Wirkung. Um waach zu werden lohnt sich Hortensienrauchen also nicht besonders, es sei denn man steht auf Kopfschmerzen und Aschenbecher-Stimme. Hortensiensträucher auch hierzulande abzugrasen macht also irgendwie keinen Sinn, aber vielleicht ist das ganze bei unseren deutschen Nachbarn ja eh nur ein gut geplanter Übergriff der Nagerfraktion gegen Kleinstadtgärtner.