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Kakerlakengift ist das perfekte Mittel gegen Scheidenpilz

Wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, helfen Pestizide–auch im Intimbereich.

Anmerkung der Redaktion: Das solltet ihr vielleicht besser nicht zu Hause nachmachen.

Mindestens 75 Prozent aller Frauen werden im Erwachsenenalter von Vulvovaginal candidiasis befallen, auch bekannt als Scheidenpilzinfektion. Meistens werden diese Infektionen mit frei verkäuflichen Cremes wie Vagisil bekämpft, die mit einem Applikator für eine nächtliche Behandlung in deiner Vagina aufgetragen werden. Wie viele Frauen wissen, führt das normalerweise dazu, dass die Creme wieder rausläuft und eine riesige Sauerei hinterlässt.

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Als Alternative gibt es noch das Mittel Diflucan, das oral eingenommen wird und Scheidenpilz innerhalb von 24 Stunden heilen soll. Dafür brauchst du aber ein Rezept. Die Behandlungen schlagen bei vielen Frauen an. Jedoch ist keines dieser Medikamente bei wirklich allen Frauen wirksam, und bei einer Minderheit ist sogar gar nichts hilfreich. Frauen mit einer chronischen Scheidenpilzinfektion sind gezwungen, immer und immer wieder die gleichen Medikamente zu nehmen, während sie weiter unter der unangenehmen Krankheit leiden. Die meisten Doktoren sagen ihnen, dass sie keine andere Wahl haben.

Ich leide seit meinem zwölften Lebensjahr an einem chronischen Scheidenpilz und habe mich dabei zuerst fast ein ganzes Jahr lang zu sehr geschämt und hatte zu viel Angst, um meiner Mutter überhaupt davon zu erzählen. Ich habe alles ausprobiert. Die frei verkäuflichen und rezeptpflichtigen Medikamente brachten wenn überhaupt nur eine temporäre Besserung. Im Laufe der Jahre habe ich Wege gefunden, damit umzugehen, aber manchmal befällt mich doch noch ein schlimmer Pilz und ich stehe wieder ganz am Anfang und habe keine Ahnung, wie ich weiter machen soll.

Letztes Jahr ging ich während einer besonders lähmenden Infektion zu einer neuen Gynäkologin—eine alte Inderin in East Village. Sie behandelte mich sehr schroff und komisch, steckte ohne Vorwarnung Sachen in mich rein und sprach dabei kaum ein Wort. Ich verließ die Praxis mit einem Gefühl der Verletztheit und ein paar Rezepten und schwor mir dabei, nie wieder dorthin zurück zu kehren. Am nächsten Tag holte ich dann in einer alternativen Apotheke die mir verschriebenen Borsäure-Zäpfchen ab.

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Nach ein paar Tagen der Anwendung dann plötzlich ein Wunder: Kein Scheidenpilz mehr. Ich war geplättet. Nichts hat je zuvor schon mal so gut geholfen.

Vor ein paar Wochen kam dann pünktlich wie die Maurer wieder eine neue Pilzinfektion. Ich habe keine Krankenversicherung, weshalb ich die Vorstellung ziemlich sinnlos fand, dieser indischen Frau wieder mehrere hundert Euro zu zahlen, damit sie mir noch mal erzählt, was ich sowieso schon weiß. Also begann ich damit, Nachforschungen über Borsäure anzustellen.

Die durchschnittliche Vagina ist auf der pH-Skala im sauren Bereich einzuordnen. Deine Haut ist eine neutrale 7, der pH-Wert einer Vagina liegt hingegen bei 3,8 bis 4,5—deine Muschi ist also saurer als schwarzer Kaffee und nur ein bisschen weniger sauer als eine Dose Limo. Borsäure hat ebenfalls einen pH-Wert von 3,8 bis 4,8. Wenn du die Säure jetzt also da unten einführst, dann bringt sie deine Vagina zurück auf ihr eigentliches pH-Level und macht sie so zu einer Umgebung, in der sich Pilze und Bakterien nicht wohl fühlen (beide brauchen zum Erblühen ein basischeres Umfeld). Neben dem Töten des Scheidenpilzes kann die Borsäure auch jegliche andere bakterielle Infektion da unten (auch bekannt als ‚bakterielle Vaginose‘ oder BV) heilen. Um ehrlich zu sein, du musst nicht mal wissen, was da genau los ist—Borsäure lässt es verschwinden.

Borsäure-Zäpfchen waren mal ein oft verkauftes, frei erhältliches Medikament für Pilz- und Bakterieninfektionen. Die schlechte Nachricht: 1984 wurden jedoch fast alle borsäurehaltigen Medikamente vom Bundesgesundheitsamt zurückgerufen, 2010 wurden Borsäure und Borax schließlich in ganz Europa als „reproduktionstoxisch“ eingestuft—man kann sie in der EU also leider nicht mehr kaufen. Wenn man nicht in die Schweiz fahren will, ist die einzige Möglichkeit, in Deutschland legal Borsäure zu bekommen, wenn man in der Apotheke als Ameisengift bestellt (man bekommt aber nur sehr kleine Dosen von 20 bis 50 Gramm).

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Ich lebe aber gottseidank in den USA, wo das ganze etwas einfacher aussieht. Im Internet gibt es viele Anleitungen, wie du Borsäure-Zäpfchen selbst herstellen kannst. Borsäure kommt in Pulverform daher und kann ganz einfach online bestellt werden. Aber ich war verzweifelt und wollte diesen Pilz so schnell wie möglich los werden, also musste ich die Säure in einem örtlichen Geschäft finden. Da ich kein Rezept zur Verfügung hatte, musste ich auf drastischere Mittel zurück greifen.

Angeblich gibt es auch hier in den USA bei der Drogerie um die Ecke keine Borsäure. In Wirklichkeit gibt es sie aber schon—sie steht bloß in der Pestizid-Abteilung und wird als Kakerlakengift deklariert.

Das erste Geschäft, in das ich ging, war eine größere Ladenkette. Dort gab es auch nur Markenprodukte wie Raid, die alle richtiges Gift enthielten. Da ich meinen Uterus jetzt nicht komplett zerstören wollte, schaute ich mich noch woanders um. In meinem Fall war das ein örtliches Heimwerkergeschäft. Das Ganze mutete wie ein in der Zeit stehen gebliebener Tante-Emma-Laden an—dort waren die Pestizide noch nicht mit tonnenweise anderem Scheiß vermischt, mit dem deine Vagina besser nicht in Berührung kommen sollte.

Unter dem Zeug, das dort verkauft wurde und das aussah, als sei es schon ziemlich lange nicht mehr angerührt worden, fand ich eine riesige Flasche, auf der ‚KAKERLAKENGIFT, 100 PROZENT BORSÄURE‘ stand. Perfekt. Ich gab dem Verkäufer ein paar Dollars, er weihte mich noch kurz in die Kunst des Kakerlakentötens ein, und ich machte mich aus dem Staub.

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Als Nächstes brauchte ich eine Hülle für meinen vaginalen Einlauf, also ging ich in den nächsten Vitaminpräparat-Laden und kaufte einen Beutel Size 0-Gelkapseln. Ich hatte alle nötigen Zutaten beisammen und meine Würde war irgendwie immer noch unverletzt, also ging ich nach Hause und machte mich an die Arbeit.

Ich benutzte den Deckel einer alten (und sauberen) Essensbox als Operationsfläche und schüttete einen kleinen Hügel des weißen Pulvers darauf. Online habe ich gelesen, dass die Säure meine Haut verätzen kann, also achtete ich sehr darauf, diese nicht zu berühren (ich empfehle Handschuhe). Die Anleitung besagte auch, dass ich eigentlich Size 00-Gelkapseln verwenden und diese ganz auffüllen sollte. Ich forschte ein wenig nach und fand heraus—wie aufmerksame Drogendealer schon wissen sollten—, dass Size 0-Kapseln doppelt so groß sind, also habe ich meine nur bis zur Hälfte mit dem Pulver befüllt. An diesem Abend habe ich mir dann vor dem Schlafengehen noch eine Kapsel eingeführt. Am nächsten Morgen fühlte ich mich schon wesentlich besser und es traten auch die gleichen geringfügigen Nebenwirkungen auf (wässriger Ausfluss) wie damals bei den verschreibungspflichtigen Zäpfchen. Nach drei Nächten der Anwendung war meine Pilzinfektion verschwunden. Die ganze Sache hat mich ungefähr acht Euro gekostet, ich musste keinen Arzt aufsuchen und mit den übrig gebliebenen Zutaten komme ich noch jahrelang aus.

Alles in allem war das eine befreiende Erfahrung. Da ich jetzt mein Kakerlakengift im Schrank stehen habe, muss ich nie wieder auf eine dieser lästigen und zu teuren Markencremes zurück greifen.

Falls ihr das nicht glaubt, Mädels: hier gibt es noch eine echte Studie, die ebenfalls feststellt, dass „[…] Borsäure eine sichere und ökonomische Alternative für Frauen mit wiederkehrenden und chronischen Vaginitis-Symptomen darstellt, wenn konventionelle Behandlungsmethoden versagen.“

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