Die Sandringer von Dubai

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Reisen

Die Sandringer von Dubai

Jeden Freitagabend versammeln sich südostasiatische Migranten hinter einem Fischmarkt in Dubai, um sich traditionelle Ringkämpfe zu liefern.

Nur einen kurzen Spaziergang vom Fischmarkt von Deira in Dubai entfernt gibt es einen Sandplatz. Freitags vor dem Abendgebet, wenn der Sonnenuntergang alles langsam in weiches Licht taucht, versammeln sich hier Männer aus den südostasiatischen Einwanderergemeinden. Sie sind hier, um sich ein paar harte und ehrliche Runden Pehlwani anzusehen. Dieser jahrhundertealte Stil des Ringens wird auch Kushti genannt, stammt ursprünglich aus Indien und ist bei den Migrantengemeinden in Dubai sehr beliebt.

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Ringer aus Ländern wie Pakistan und Bangladesch ziehen sich bis auf eine Badehose und ein Kaupinam, einen traditionellen Lendenschurz, aus. Dann wird gerungen—Ziel ist es, den Gegner zwei Sekunden lang am Boden zu fixieren. Die angesehenen älteren Männer der Gemeinde organisieren das wöchentliche Event, bei dem Hunderte Taxifahrer, Bauarbeiter und andere Gastarbeiter den Sportlern zujubeln. Der Ringer, oder Pehlwan, der gewinnt, erhält vom Publikum auch Geld. Die Männer haben vielleicht nicht die Bodybuilder-Figuren, die an den Stränden Dubais gefragt sind, doch sie sind stark und trainieren seit ihrer Kindheit. An der Brust, am Rücken und an den Schultern haben die meisten eindrucksvolle Narben.

Obwohl Einwanderer deutlich zahlreicher sind als Einheimische, ist die Lebensqualität vieler Ausländer, von denen die meisten südostasiatisch sind, oft mangelhaft. Doch einen Tag in der Woche kommen zumindest diese Männer zusammen, um ein wenig Dampf abzulassen und Taschengeld zu verdienen. Außerdem führen sie eine Tradition fort, die sie mit ihrer Heimat verbinden, und die Teilnehmer genießen vorübergehend so etwas wie Promistatus. Kushti wird so ernst genommen, dass manche Männer in Dubai sogar den ganzen Sommer lang bei Temperaturen zwischen 45 und 50 Grad ringen und anfeuern.

Abgesehen von dem älteren Ustad, der der Zeremonie mit einem bunten Stab vorsteht und einen Dudelsack spielenden Gehilfen hat, gibt es herzlich wenig Trara: Wenn die Sonne untergeht und der Muezzin die Gläubigen zum Maghrib, dem vierten Gebet des Tages, ruft, löst sich die Menge der Kushti-Fans so schnell auf, wie sie sich versammelt hat.

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