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Mein Besuch bei der ‚Big-Lebowski’-Convention 2014

Im klassischen Dude-Outfit zu erscheinen oder als schwarz gekleideter Nihilist mit ausgestopftem Frettchen an der Leine mag früher noch OK gewesen sein, aber heute reicht es nicht mehr aus. Heutzutage musst du, um einen unvergesslichen Auftritt...

Am 25. und 26. April besuchte ich das altehrwürdige Lebowski-Fest in Los Angeles. Eine Veranstaltung, bei der sich seit zwölf Jahren Menschen in allen möglichen Städten des englischsprachigen Raums treffen, um der Kultkomödie der Coen-Brüder zu huldigen und sich so zu benehmen wie Walter und der Dude: Sie ziehen sich schlecht an, trinken, bowlen und bombardieren sich gegenseitig mit Zitaten aus dem Film. Manche verkleiden sich auch.

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Am vergangenen Wochenende in Los Angeles wurde schnell klar, dass man bei einer Verkleidungsparty, die seit 2002 existiert, mittlerweile mit einem normalen Kostüm nicht mehr durchkommt. Im klassischen Dude-Outfit zu erscheinen oder als schwarz gekleideter Nihilist mit ausgestopftem Frettchen an der Leine mag früher noch OK gewesen sein, aber heute reicht es nicht mehr aus. Heutzutage musst du, um einen unvergesslichen Auftritt abzuliefern, schon etwas tiefer in die Mottenkiste greifen.

Viel, viel tiefer.

Vielleicht erinnerst du dich daran, dass in einer Szene des Films ein Hund vorkommt, der allerdings von einem Koffer verdeckt wird. Du könntest dich also als Hund verkleiden und die Leute werden dich die ganze Nacht fragen: „Warum als Hund?“ Und dann erzählst du ihnen von dieser Szene und sie werden sich vielleicht daran erinnern.

Diese beiden Asiaten hatten die gleiche Idee. Denk mal einen Moment drüber nach. Du kommst nicht drauf? Sie haben sich als der Chinamann verkleidet, durch den Lebowski in Korea die Beine verloren hat.

Diese Lady fragte ich, ob das Murmeltier-Foto, das sie dabei hatte, eine Anspielung darauf sei, dass Lebowski das Frettchen des Nihilisten fälschlicherweise für ein Murmeltier hält. Ich lag falsch—es war ein Biber. Es war das Bild eines Bibers, weil Maude Lebowski an einer Stelle des Films einen Porno als „beaver picture“ bezeichnet. Erinnerst du dich? Während wir uns unterhielten, schlug ein Typ übrigens vor, ein Foto von uns zu machen, deshalb siehst du auf dem Foto mich und die Lady mit dem gerahmten Bild eines Bibers.

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Kam irgendein Soviet im Film vor? Nein. Aber an einer Stelle des Films wird über Lenin gesprochen und den versucht dieser Typ hier darzustellen. Das Problem bei der Sache ist: Wenn du versuchst, dich als eine Person zu verkleiden, deren Antlitz auf Millionen von Statuen verewigt ist, solltest du zumindest ein bisschen Ähnlichkeit mit ihr haben. Immerhin hat sich der Typ auf dem Foto einen Bart wachsen lassen, aber bei den spärlichen Stoppeln hätte er sich lieber für einen aus dem Kostümverleih entscheiden sollen. Wie bei Lincoln funktioniert auch die Verkleidung als Lenin nicht ohne die entsprechende Gesichtsbehaarung.

Falls du dich an die Szene erinnerst, in der Maude Lebowski von zwei stämmigen Kerlen in Latzhosen von ihrem Malgerüst gehoben wird, wirst du das hier für ein super Doppel-Kostüm halten. Falls nicht, sind es einfach nur zwei Mädchen, die Latzhosen tragen.

Wenn du es googlest, wirst du herausfinden, dass es die Fernsehshow Branded („Geächtet“) tatsächlich gab und nicht extra für die „Ist das deine Hausaufgabe, Larry?“-Szene erfunden wurde. Du wirst auch herausfinden, dass der Hauptdarsteller eigentlich eine Reiteruniform hätte tragen sollen, zumindest in der Anfangsszene.

Das, was der Typ hier anhat, ist eher ein selbstgebasteltes Gedenk-Shirt als ein richtiges Kostüm. Dabei war ein gut gemachtes Brandt-Kostüm in Erinnerung an Philip Seymour Hoffman das einzige, worauf ich mich beim Lebowski-Fest wirklich gefreut hatte. Natürlich wäre es nicht leicht gewesen, denn Brandt trägt einfach einen schlichten, konservativen Anzug. Aber mit der richtigen blonden Frisur und dem richtigen nervös-aufbrausenden Verhalten wäre es vielleicht was geworden. Ist es aber nicht.

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Dieser Mann hat sich als die sprichwörtliche „line in the sand“ verkleidet; der Strich, der in der Szene mit dem Chinamann und dem Teppich Walters Meinung nach in irgendwo gezogen werden muss. Der Typ daneben symbolisiert übrigens das weise Sprichwort: „Es gibt Tage, da frisst man den Bären und Tage, da wird man vom Bären gefressen.“

Ein paar Eier—klar, warum nicht? Ich dachte, er wollte zeigen, wie es in Lebowskis Hose aussehen würde, wenn der Nihilist ihm wirklich seinen Penis abgeschnitten hätte. Aber weit gefehlt. In Wirklichkeit geht es hier nämlich darum, was Lebowskis Meinung einen Mann ausmacht. „Darauf vorbereit zu sein, das Richtige zu tun? Egal, was es kostet?“ —„Klar, das und zwei Eier in der Hose.“

Dieser Typ hat sich von der Szene inspirieren lassen, in der all diese Pornostars in Malibu diese Oben-ohne-Tussi mit einer Decke in die Luft schleudern. Er hat sich entschieden, sich als einer der Kerle zu verkleiden, die die Decke halten. Und da er offensichtlich niemanden auftreiben konnte, der als Oben-ohne-Tussi geht (ein hautfarbener Bodysuit hätte es auch getan), hat er eine aufblasbare Puppe mitgebracht. Er musste sie den ganzen Abend mit sich herumschleppen und ließ sie schließlich einfach mit dem Gesicht nach oben auf einem der Tische liegen, als er in Ruhe bowlen wollte.

Diese lustigen Kerlchen waren den ganzen weiten Weg aus Australien gekommen und erklärten mir, dass sie sich so angezogen hätten, „weil alles andere schon da gewesen ist“. Ich dachte, dass sie den Nihilisten in Negativ darstellen wollten, nach der Schlacht auf dem Parkplatz gegen Ende des Films. Ich dachte nicht weiter darüber nach, bis ich zufällig mitbekam, wie jemand sagte, sie würden einen Ausschlag darstellen. Im Film gibt es eine Szene, in der Lebowski erwähnt, dass er einen Ausschlag hat. Mit einem Kostüm solltest du den Teil von dir selbst betonen, der dir am wichtigsten ist. Du kannst zum Beispiel durch dein gutes Aussehen auffallen, wenn du besonders stolz darauf bist. Oder mit kleinen Details, die deine komischen Eigenheiten herausstellen. Die Leute, die beim Lebowski-Fest am wenigsten beachtet wurden—die in den peinlichen Verkleidungen, die du jedem erst erklären musst—, waren in Wirklichkeit die, die den seltsamen Charakteren im Film am nähesten kamen. Was ziemlich cool ist, wenn du es darauf angelegt hast.