Am Brenner gab es am Samstag massive Kämpfe gegen die Grenzschließung

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Am Brenner gab es am Samstag massive Kämpfe gegen die Grenzschließung

Am Samstagnachmittag ist es am italienisch-österreichischen Grenzbahnhof zu massiven Kämpfen zwischen italienischen, österreichischen und deutschen Anarchisten und der italienischen Polizei gekommen.

Am Samstagnachmittag ist es am italienisch-österreichischen Grenzbahnhof Brenner/Brennero zu massiven Kämpfen zwischen italienischen, österreichischen und deutschen Anarchisten und der italienischen Polizei gekommen.

Alle Fotos: Paul Donnerbauer, VICE Media

Die Anfänglich friedliche Demonstration, an der auch Schüler- und Studierendenvertretungen aus Innsbruck teilnahmen, richtete sich gegen das sogenannte Grenzmanagement der österreichischen Regierung am Brenner.

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Zu der als "Kampftag" deklarierten Demonstration hatten italienische Anarchistinnen und Anarchisten aufgerufen. Allerdings soll es schon im Vorfeld in 15 verschiedenen Städten in Österreich, Italien und Deutschland zu Mobilisierungsveranstaltungen gekommen sein.

Auf beiden Seiten der Grenze standen jeweils rund 600 Polizisten bereit. Auch zwei Hubschrauber kreisten von Beginn an über dem Bahnhof, von wo aus die Demonstration um 14:30 Uhr starten sollte. Die italienischen Carabinieri rückten außerdem mit zwei Wasserwerfern an.

An der Demonstration selbst, die sich auch für mehr Solidarität mit Schutzsuchenden und gegen einen Rechtsruck in Österreich aussprach, nahmen etwa 1000 Menschen teil.

Gut die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer lief von Anfang an vermummt und teilweise mit Helmen und Gasmasken geschützt mit. Vor allem die Vermummung stand wohl in Zusammenhang mit den dutzenden Kameraleuten und Fotografen, denen mehrmals unmissverständlich klargemacht wurde, dass sie hier auf Grund der erwarteten Militanz nicht erwünscht sind.

Von Anfang an wurde die Demonstration ausschließlich von der italienischen Polizei begleitet. Als schließlich eine Handvoll Anarchisten zwei Kameramänner mit Stöcken attackierte, schoss die Polizei ohne Vorwarnung Tränengas und Schockgranaten in die Menge. Nicht nur mir tränten die Augen. Um mich herum rangen alle um Luft.

Daraufhin griffen an die 100 militante Anarchisten die Polizei mit Steinen aus den Bahngleisen sowie mit Pyrotechnik an. Als ich zwischen die Fronten geriet, streifte mich ein Stein am Rücken, verletzte mich zum Glück aber nur leicht. Aus welcher Richtung er kam, habe ich nicht gesehen. Der Rest der Demo versuchte, in Panik kehrt zu machen, lief dabei aber direkt den Carabinieri in die Arme.

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Während am Bahnhofsvorplatz friedliche und militante Demonstranten (und ich selbst) gemeinsam in einem großen Kessel gehalten und mit Tränengas beschossen wurden, begannen etwa 200 Militante, Steine aus dem Bahnbett zu sammeln und sich mit anderen Gegenständen zu bewaffnen.

Mit erhobenen Händen durften sich schließlich all jene in einen Zug nach München in Sicherheit bringen, die keine Lust auf eine weitere Konfrontation mit der Polizei hatten. Es waren verhältnismäßig wenige, die das Angebot annahmen.

Schließlich entbrannte ein stundenlanger Kampf zwischen militanten Anarchistinnen und Anarchisten und der Polizei, was auch zu einer Totalsperre der Brennerautobahn in beide Richtungen und zum Teilausfall des Zugverkehres führte. Die etwa 600 verbliebenen Demo-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer wurden schließlich Tränengaskartusche um Tränengaskartusche weiter Richtung Südtirol gedrängt. Immer wieder flüchteten Menschen die Waldhänge hinauf.

Sowohl auf der Seite der Polizei, als auch in den Reihen der Demonstranten kam es zu teils schweren Verletzungen. Mehrere Anarchistinnen und Anarchisten, darunter auch Personen aus Österreich, sollen zudem festgenommen worden sein. Genaue Zahlen liegen derzeit nicht vor.

Paul auf Twitter: @gewitterland