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Michael Stürzenberger hasst den Islam und alle sollen mitmachen

Michael Stürzenberger verbreitet Islamhass und fundiert seine Thesen auf Hetze und Lügen. Aber viele einfältige Menschen in Deutschland glauben ihm trotzdem.

In München passiert momentan etwas Merkwürdiges. Wenn man am Wochenende durch die Innenstadt schlendert, dürfte einem dieser Mann auffallen: Mit einer väterlichen Stimme spricht er in ein Mikrofon und mit seiner schicken Brille auf der Nase und dem ordentlichem Sakko wirkt er recht vertrauenserweckend. Neben ihm stehen allerdings seine Anhänger und halten Schilder mit Aufschriften wie „Der Hass kommt aus dem Koran“ oder „Der Islam erlaubt Sex mit Kindern“ in die Höhe. Es handelt sich hier um eine Veranstaltung der rechts-populistischen Partei DIE FREIHEIT. An vorderster Front steht Michael Stürzenberger, der Herr mit dem Mikrofon und stellvertretender Vorsitzender der Partei.

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Stürzenberger war Pressesprecher der CSU, bis er einem Rauswurf durch Rücktritt zuvorkam. Vordergründig ist dies eine Veranstaltung für die Menschenrechte und gegen das „Zentrum für Islam in Europa München“, kurz ZIE-M. Die Aktion richtet sich gegen den geplanten Bau einer großen offenen Moschee mit Gemeinderäumen, einem orientalischen Museum, einer Bibliothek und einer Islam-Akademie.

Michael Stürzenberger mag den Islam nicht, mehr noch, er hat Angst vor ihm und deswegen steht er nun schon seit etwa anderthalb Jahren auf öffentlichen Plätzen und verbreitet einen unglaublichen Islamhass. Ich habe einige seiner krassesten Thesen hier zusammengetragen.

„Der Islam ist ein Krebsgeschwür, das die (noch) freien Völker dieses Planeten zersetzt und nach und nach mit Gift dieser brandgefährlichen, intoleranten, frauenfeindlichen, gewalttätigen und machthungrigen Ideologie infiziert.“

Solche Dinge schreibt Stürzenberger beispielsweise unter dem Pseudonym byzanz auf dem Politikblog politically incorrect, kurz PI. Er gehört zu den Führungsfiguren dieses hetzerischen Blogs, der hauptsächlich „gegen die Islamisierung Europas“ wettert. Täglich besuchen den Blog nach eigenen Angaben knapp 100.000 Leser und insgesamt soll er seit 2004 schon über 76 Millionen Besucher zählen—unter ihnen war auch der rechtsradikale norwegische Attentäter Anders Breivik.

Aussagen, die den Islam mit einem Krebsgeschwür gleichsetzen, haben nichts mit einer objektiven Auseinandersetzung mit dieser Religion zu tun. Vielmehr wendet er sich somit auf eine hetzerische und reißerische Art gegen alle, die den Islam als ihre Religion betrachten. Es wird hier schon deutlich, dass Stürzenberger alle Muslime pauschal stigmatisiert. Anscheinend ist er zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Islam nicht in der Lage.

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Der „Koran ist das wohl gefährlichste Buch der Welt“ und sei mit Hitlers Mein Kampf gleichzusetzen.

In einem Thesenpapier fordert er „als gedankliche Grundlage für mögliche Gegenmaßnahmen (!!!)“ kurzerhand von Muslimen entweder „Abschwören oder Abreisen“. Im Gegenzug sollen verfolgte Christen aufgenommen werden. Die letzten Punkte dieses Thesenpapiers sind auf PI heute nicht mehr nachzulesen, da sie Stürzenberger ein Verfahren wegen Volksverhetzung eingebrockt haben.

Es ist kaum zu fassen, aber der Verfassungsschutz sieht keine Gründe, warum das Treiben auf PI unter Beobachtung gestellt werden sollte. 2011 hieß es in einer kleinen Anfrage im Bundestag dazu: „So konnten in den letzten Jahren eine Reihe von deutschsprachigen Internetpräsenzen mit islamkritischen, bisweilen auch islamfeindlichen Beiträgen festgestellt werden, die in ihrer Gesamtbetrachtung nicht die Schwelle einer gegen die freiheitliche, demokratische Grundordnung gerichteten Bestrebung erreichten. Demgemäß sind diese auch nicht Gegenstand einer systematischen Beobachtung durch den Verfassungsschutz und zwar ungeachtet dessen, ob sich die Internetseite auf einem inländischen oder einem ausländischen Server befindet.“

Stürzenberger wehrt sich vehement gegen Rassismusbeschuldigungen, da er, seine Partei und PI pro-Israel und pro-Amerika seien, vielmehr sieht er sich auf einer Linie mit der Widerstandsgruppe um die Geschwister Scholl. Außerdem könne er kein Rassist sein, denn der Islam ist eine Ideologie und keine Rasse. Komisch ist dabei bloß, dass er immer wieder sagt: „Moslems und Türken“, wobei Türkischsein doch keine Ideologie ist …

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„Der Islam ist eine Ideologie, die einen kompromisslosen, alleinigen weltlichen Herrschaftsanspruch, Intoleranz, Gewaltbereitschaft und Tötungslegitimation im religiösen Gepäck mitliefert.“

Das sagt Stürzenberger ins Mikrofon und muss immer lauter schreien, weil einige Passanten ihm andauernd ins Wort fallen. Davon lässt er sich jedoch nicht abbringen und schreit weiter.

Als ich mich mit einem seiner Anhänger hier unterhalte, meint der doch tatsächlich, man sollte den Islam abschaffen. Sein Argument: „Jesus hat doch schon alles gesagt. Wenn es nur Christen gäbe, wäre alles friedlich auf der Welt.“ Ich sage ihm, das könnten Muslime auch behaupten und dass man als Christ nicht automatisch friedlich ist. „Ja, blöde Menschen machen immer Krieg“, meint er dazu. Also scheint Intoleranz und Herrschaftsanspruch kein alleiniges Islamproblem zu sein. Wie gesagt, blöde Menschen gibt es überall. Und denjenigen, die behaupten, die Bibel sei im Vergleich zum Koran ein friedliches Buch, rate ich einen Blick in das Alte Testament. Genauso wie sich im Koran für eine heutige Lesart blutrünstige Stellen finden lassen, gibt es diese eben auch in der Bibel.

„Der Koran besagt, dass man Frauen vergewaltigen darf, denn Frauen dürfen sich dem Mann nicht verweigern. Es ist alles legitimiert, auch der Sex mit Kindern.“

In der Menge steht eine junge muslimische Türkin, die außer sich ist durch das, was Herr Stürzenberger hier verbreitet. Ich frage sie, ob sie schon mal vergewaltigt wurde. „Nein!“ Sie schaut mich mit ihren großen und schwarz geschminkten Augen an: „So etwas machen wir einfach nicht, was der hier behauptet.“ Wie die meisten ist auch sie heute spontan hier. Sie wusste nichts von der Kundgebung, sie wollte bloß einkaufen, aber hier wird sie jetzt erst mal so schnell nicht weggehen.

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„Das Flugblatt der extrem linken Gewerkschaft ver.di ist eine bodenlose Unverschämtheit. Absurder, realitätsignorierender, idiotischer und bösartiger geht es gar nicht mehr. Diese hinterhältige verlogene Brut verwechselt uns mit Ihresgleichen (…).“

Es scheint, als seien Muslime und Türken nicht die Einzigen, gegen die sich Stürzenbergers Hass richtet. Auf einem Plakat ist groß ein Zitat zu lesen: „Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus“. Die linken sind zu liberal und gehören somit also auch zu den Bösen. Bloß zur Info: DIE FREIHEIT begreift sich selber als Partei, die in der Mitte der Bevölkerung steht.

Moslems töten jeden Tag. Die sind auch noch stolz auf ihre Attentate.“

Das sagte mir Stürzenberger nach seinem Auftritt. Ich frage ihn, ob es sich dabei nicht um Einzeltäter handelt, „denn schließlich sind Terrororganisationen wie al-Qaida ja eine kleine, wenn auch terroristische Gruppe und stehen nicht für die breite Masse. Sollte man die nicht auch besser als Ausnahmefälle, als schwarze Schafe behandeln?“ „Ne, das sind keine schwarzen Schafe, das sind gläubige Moslems.“

Der Grund, warum einige wenige im Namen des Koran töten, ist ein Problem der Auslegung und Interpretation. Dass Christen die meisten Stellen der Bibel nicht mehr wörtlich nehmen, haben sie der Aufklärung zu verdanken, die es im islamischen Raum nie gab und aus diesem Grund gibt es immer noch Imame, die in ihren Moscheen für eine wörtliche Auslegung plädieren. Doch, und da bin ich mir sicher, weiß der Großteil der in Europa lebenden Moslems, dass auch der Koran ein Buch seiner Zeit ist. Moslems haben dasselbe moralische Verständnis wie Christen und wissen, dass man nicht töten darf.

Als ich Herrn Stürzenberger dann frage, wieso er ausnahmslos alle Moslems als gewaltbereite Dschihadisten ansieht, mag er mir nicht mehr antworten und geht einfach weg.