FYI.

This story is over 5 years old.

GAMES

Mit diesen Videospielen überlebst du als Single den Valentinstag

Warum solltest du dich weinend betrinken, wenn du auch Sex mit Aliens haben oder rein virtuell depressiv sein kannst?

Am 14. Februar ist Valentinstag. Und während die meisten von uns nicht mehr in der Schule sein dürften und dementsprechend dem erniedrigenden „Von wem hast du eine Rose bekommen und wer hat dir eine Karte geschickt"-Spielchen nicht mehr ausgesetzt sind, ist es trotzdem ein dunkler Tag für alle Singles da draußen. Natürlich ist es albern, urplötzlich unter dem gesellschaftlichen Druck zu stehen, Pralinen und Blumen zu kaufen, oder besonders schöne Unterwäsche tragen zu müssen. Aber irgendwie ist es auch scheiße, wenn alle liierten Freunde plötzlich keine Zeit haben und dieser vermalledeite Pärchentag auch noch auf's Wochenende fällt.

Anzeige

In diesen einsamen Stunden könnt ihr euch natürlich im Bett zusammenrollen und eurer Binge-Watching-Sucht fröhnen—oder ihr gestaltet den depressiven Samstag ein bisschen produktiver und wendet euch eurem nächstbesten Freund zu: Videospielen. Es gibt da draußen hunderte Titel, die ungebundenen Seelen zumindest für den Moment Trost spenden oder euch in virtuelle Beziehungstraumwelten entführen wollen. Ihr müsst sie nur finden!

Dating-Sims

Screenshot: Simgirls

Die Dating-Sim (wobei das Sim wenig überraschend für Simulation steht) ist quasi das Methadon für tragische Beziehungsversager. In den Titeln, die zumeist aus Japan stammen, gibt es nur ein Ziel: gewinne das Herz deiner Jugendliebe! Eines heißen Schulmädchens! Des netten Typen aus der Lerngruppe! Einer Taube! Der sexuellen und romantischen Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und das Spielprinzip ist denkbar einfach. Durch verschiedene Gesprächsoptionen und Aktionen müsst ihr versuchen, die Sympathie eures Schwarms zu erringen. Die Belohnung? Mal mehr, mal weniger professionell gezeichnete Softporno-Szenen. Vielleicht werdet ihr euch danach noch leerer fühlen, wenn man das ganze als überlangen Hentai-Film mit bedeutend mehr Eigeninitiative betrachtet, kann es aber durchaus kurzweilig (oder eben auch verstörend) sein.

Weil sich Dating-Sims ziemlich ähneln, ist es schwer, besondere Highlights auszuwählen. Für Freunde der abstrusen Spieleunterhaltung empfehle ich allerdings diese Liste—oder Orgasm Girl. Falls ihr schon immer mal ein schlafendes Mädchen zu einer Electro-Version des Requiem for A Dream-Soundtracks zum Höhepunkt streicheln wolltet.

Anzeige

Colour my World

Screenshot: Colour my World

Wer von euch es ein bisschen ruhiger, deutlich weniger explizit und nur am Rande romantisch mag, dürfte sich mit Colour my World langsam in die angenehme Melancholie schunkeln. In dem simplen Plattformer versucht man von einem Bild ins nächste zu kommen und muss dabei Hindernisse überwinden, mit Objekten interagieren oder von einer Plattform zur nächsten springen. Was das mit Liebe, Schmerz und einem unbestimmten Gefühl der Einsamkeit zu tun hat?

Colour my World ist eine reduzierte Welt aus Schwarz-Weiß-Zeichnungen. Betätigt man beispielsweise bestimmte Hebel, löst man Kettenreaktionen aus, die etwas Farbe in die Szenerie bringen. Vermeintliche Wegweiser konfrontieren einem mit der gescheiterten Liebe oder hauchen einem visuell depressive Sinnfragen hinterher und all das ist untermalt von einem ebenso einfachen wie berührenden Soundtrack. Der emotionale Effekt ist dabei ein ähnlicher wie fünf Folgen Grey's Anatomy am Stück—nur ohne Blut und Sterben.

BioWare-Spiele

Dragon Age: Inquisition. Screenshot von der Autorin.

Ich mache ungern Werbung für einen bestimmten Entwickler, tatsächlich gibt es aber kaum eine Firma, die so sehr für Romantik und Liebesbeziehungen in Videospielen steht, wie BioWare. Ja, in Dragon Age rettet man die Welt vor dunkler Brut oder wahnsinnig gewordenen Templern, wenn man nicht gerade gegen Drachen kämpft. Und in Mass Effect geht es um nichts Geringeres, als den Untergang des kompletten Universums aufzuhalten, aber: Egal welche der beiden (Noch-)Trilogien man gespielt hat, irgendwie ging es dann doch vor allem darum, möglichst viele seiner Crewmitglieder flach zu legen oder Hand in Hand mit der großen Pixelliebe dem absolut Bösen gegenüber zu treten.

Anzeige

BioWare schreibt wahnsinnig gute Charaktere und Dialoge und schafft es, authentische und riesige Spielewelten zu entwerfen, die sich beinahe real anfühlen. Deswegen ist es auch so einfach, wirklich emotional involviert zu werden und ganze Wochenenden damit zu verbringen, das Herz einer fiktiven Figur zu gewinnen. Der ganz große Vorteil zum echten Leben, neben der Tatsache, dass man über den kompletten Zeitraum keine Hose tragen muss und sich ganz hervorragend von seinen Real-Life-Problemen ablenken kann: Ihr seid ein sexy zurechtpersonalisierter Weltenretter, jeder liebt euch.

Journey

Während viele Singles am Valentinstag mit ganz konkreten Emotionen zu kämpfen haben—Trauer, Wut, Verzweiflung, sexuelle Frustration—werden andere von uns mit dem unbestimmten Gefühl konfrontiert, dass sie gerne irgendjemanden im Leben hätten. Solltet ihr zu diesem Schlag Mensch gehören, habe ich eine sehr gute Nachricht für euch: Journey ist das perfekte Spiel für euren Ein-Mann-Pärchenfeiertag.

Ihr seid ein namenloser Wanderer, der sich auf dem Weg zu einem fernen Ort befindet. Ihr wisst nicht genau, warum. Ihr wisst nicht, was genau euch dort erwartet. Ihr stolpert, gleitet, schwebt von einer beeindruckenden Kulisse in die nächste und seid ähnlich überwältigt, als würdet ihr auf MDMA Achterbahn fahren. Im Endeffekt ist das Spiel wie das Leben, nur dass ihr eure Reise in Journey nicht allein beschreiten müsst. Euch wird ein ebenfalls namenloser Gefährte zur Seite gestellt, irgendein anderer Mensch, der irgendwo da draußen genau wie ihr vor seiner Playstation sitzt. Ihr könnt euch nur mit Lauten verständigen, ihr erfahrt erst ganz am Schluss, wer euch begleitet hat und statt interaktivem Koop ist die Spielerfahrung viel mehr wie ein schüchterner, vorsichtiger Tanz zwischen zwei völlig Fremden.

Anzeige

Am Ende trennt ihr euch wieder, aber ihr habt etwas wichtiges verstanden: Das Leben als solches ist nur eine Aneinanderreihung von Momenten. Manchmal durchsteht ihr sie an der Seite eines anderen, manchmal seid ihr allein. Und beides kann sich gut anfühlen.

Die Sims

Screenshot: Electronic Arts

Last but not least stellt Die Sims, egal welche Zahl hinter dem Titel steht, die perfekte Realitätsflucht dar. Seid ihr wirklich an einem Samstagabend allein in eurer Ein-Zimmer-Wohnung und überlegt, ob ihr zum Aldi-Wein Pizza oder was Asiatisches bestellt? Oder habt ihr gerade ein Haus gekauft und flirtet so lange mit dem Nachbarn, bis ihr euch einnässt und aus Erschöpfung in eurem eigenen Urin einschlaft? Ihr entscheidet, was in diesem Moment eure ganz eigene Realität ist.

Und für alle, die sich mehr nach felligen Schenkeln verzehren: mit Common Grounds gibt es seit längerem auch eine Art Sims für Furrys. Allerdings mit weniger Wohnungseinrichten und mehr Sex.

Wenn wir Zukunftsangst, Liebessehnsucht und Einsamkeit mal ganz nüchtern betrachten, dann gibt es eigentlich nur ein Gegenmittel: Leugnen. Vielleicht habt ihr wirklich niemanden, wenn ihr jetzt, hier in eurer Wohnung sterben würdet, würde es ein paar Tage dauern, bis euch jemand findet. Aber ihr könnt nichts dagegen tun. Kein RomCom-Marathon, keine Flasche Wodka, kein tränenreiches Selbstmitleid ändert etwas daran, dass ihr am Valentinstag alleine seid. Und das ist OK. Wenn euch World of Warcraft mit anderen einsamen Seelen glücklich macht—dann ist es eben so. Ihr seid emotional viel zu sehr in einen fiktiven Charakter investiert? Immerhin beweist das, dass ihr gefühlstechnisch noch nicht komplett tot seid. Macht Urlaub von eurem Leben, wenn es euch gerade mal so richtig auf die Nerven geht. Und für alle anderen Probleme gibt es Cheats.

Folgt Lisa bei Twitter.