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Mode

Politisch korrekte Mode ist nicht immer Scheiße

Neue Klamotten einzukaufen kann eigentlich Spaß machen, aber in einer Welt mit extrem niedrigen Löhnen, Kinderarbeit und anderen ausbeuterischen Methoden kann es zum Horrortrip werden.

Neue Klamotten einzukaufen kann eigentlich Spaß machen, aber in einer Welt mit extrem niedrigen Löhnen, Kinderarbeit und anderen ausbeuterischen Methoden kann es zum Horrortrip werden, die Herstellungsbedingungen von Mode zu hinterfragen. Ein typischer Shoppingausflug mag ganz unschuldig anfangen—ich mache mich fröhlich auf den Weg zum Laden, probiere ein schönes Kleid an—aber sobald ich dieses „Made in Bangladesh“-Etikett sehe, trifft mich die blanke Realität. Sofort fühle ich mich schuldig und Bilder von einem 7-Jährigen, der in einer Fabrik in einem Vorort von Dhaka fieberhaft daran arbeitet, quälen mich.

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Ich bin inzwischen zu dem Punkt gekommen, wo ich diese Schuld vorhersehen kann, beim Pre-Shopping und zu günstigen Gelegenheiten konnte ich diese Sorge nutzen, um mir selbst Designermode zu kaufen— um sicherzugehen: ein Chloé-Rock mit einem „Made in France”-Etikett ist wahrscheinlich nicht von Kindern angefertigt worden. Nichtsdestotrotz habe ich nicht die finanziellen Mittel, um ausschließlich Designerkleidung zu kaufen. Dann gibt es da noch das Schuldgefühl, nachdem man einen unverschämt hohen Geldbetrag für so etwas frivoles wie Klamotten ausgegeben hat, während Menschen aus Armut hungern, an heilbaren Krankheiten sterben oder erfrieren. In Anbetracht dieser ethischen Last könnte man jetzt anfangen, sich Sorgen darüber zu machen, dass Klamottenshoppen an sich von Schuldgefühlen geplagt sein muss. Glücklicherweise haben einige innovative Designer Maßnahmen ergriffen, um uns andere Möglichkeiten zu eröffnen. Im Bestreben, sowohl Arbeitsplätze als auch Bildung anzubieten, gründete Laurence Chauvin-Buthaud ihr Label LAURENCEAIRLINE in der ehemaligen Hauptstadt der Elfenbeinküste, Abidjan. Die Elfenbeinküste ist ein Land, das seit den 1980ern wiederholt von zahlreichen ökonomischen, humanitären und politischen Krisen heimgesucht wurde—einschließlich einem Militärputsch 1999 und einem Bürgerkrieg, der 2002 ausbrach—und auch davor war das Land nicht gerade die Schweiz. Die Mehrheit der Bevölkerung hat zu Bildung, über Lese- und Schreibfertigkeit und Rechnen hinaus, keinen Zugang. LAURENCEAIRLINEs Werkstatt dient als Basis, um Einheimischen Fertigkeiten wie Stoffschneiden beizubringen, Laurence selbst unterrichtet dort auch. Einnahmen aus dem Verkauf werden dann vollständig in das Projekt reinvestiert. Als sowohl in Paris—wo Laurence einen Teil des Jahres lebt—und der Elfenbeinküste ansässiges Label verdient LAURENCEAIRLINE sich den Titel als „Ethical Fashion Label” nicht nur durch ethische Produktionsverfahren—z.B. die Mitarbeiter nicht auszubeuten—durch die aktive Förderung der Interessen der Mitarbeiter geht das Label einen Schritt weiter.

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Durch den seltenen Bonus, dass du, indem du etwas kaufst, etwas Gutes für die Welt tust, wird zwar offensichtlich die mit Shopping verbundene, Schuld gemildert. Aber all diese Absolution ist natürlich nichts wert, wenn du die Kleidung nicht tragen würdest. Seien wir ehrlich, die meiste „Ethical Fashion“ ist öde. Zum Glück sind diese Klamotten mit ihren klaren geometrischen Strukturen und üppigen, wachsbedruckten Stoffen wirklich heiß. Zwar sind die Drucke an sich größtenteils von der traditionellen Kleidung der Elfenbeinküste inspiriert, Einflüsse können aber von überall her kommen und auch Polka-Tupfen und Schottenkaros schleichen sich ein.

Obwohl die AW12 Kollektion eigentlich Herrenbekleidung ist, glaube ich, dass sie von beiden Geschlechtern gerockt werden könnte. Das ist gut, denn ich bin ein Mädchen.