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Willkommen in der Welt des feministischen Tentacle Porn

Åslög Enochsson klärt uns über ihr Genre des feministischen Tentakel-Pornos auf und zeigt uns, wie man die entsprechenden Sexspielzeuge selber herstellt.

Eine typische Tentacle-Porn-Szene sieht ungefähr so aus: Ein Monster, meist ein Ungeheuer aus den Tiefen der Meere—es darf auch eine Gestalt aus dem weiten All sein, am besten mit vielen Tentakeln—kriecht auf eine hilflose Frau zu, mit dem unsittlichen Gedanken, mit ihr Sex zu haben. Die Frau, die als Erstes immer sehr überrascht ist, gibt dann dem Ganzen nach und lässt sich von dem Monster befriedigen oder vergewaltigen. Im feministischen Tentakel-Porno von Lo Fi Cherry sehen die „Regeln“ allerdings eher anders aus. Hier sind die Monster Frauen—starke Alien-Bräute—, und die Tentakeln bestehen aus bunten Alltagsgegenständen und sind mit Federn, Fliegenklatschen und Schaumgummi versehen.

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Wir wollten mal wissen, wie es sich anfühlt, auf eine feministische Art und Weise von einem Tentakel befriedigt zu werden, und sind zur Gründerin des Genres gegangen: Åslög Enochsson. Wir haben mit ihr über feministischen Tentakel-Porno gesprochen, wie sie sich das Ziel setzt, die Vagina vom puren Objektstatus zu einem Subjektstatus zu befördern, und den weiblichen Orgasmus gründlich zu studieren. Währenddessen haben wir mit ihr noch einen feministischen Tentakel gebastelt.

Wie Åssie sagt: „Es geht nur um Hingabe, wenn man sich hingeben kann—auch wenn man von einem albernen Muppet-Spanker befriedigt wird—,  dann kommt man dem Orgasmus auch näher."

Tentacle Porn steht also für Hingabe, und bei der feministischen Version nimmt die Frau das Ruder oder eben den Spanker in die Hand.

VICE: Wann hast du dein erstes Tentakelsexspielzeug selber angefertigt?
Åssie: Das allererste Sexspielzeug habe ich für meinen ersten Film Space Labia gemacht. Das Spielzeug bestand aus Wasserballons. Wir, eine Freundin und ich, hatten die damals einfach in unsere Höschen gesteckt und ein kleines Loch gemacht, beim Aneinanderreiben der Genitalien verloren die Wasserballons dann Wasser, und das war extrem erotisch.

Wie kommen diese Tentakel in deinen Filmen zum Einsatz?
Na ja, zuerst machen wir Test-Shoots und schauen einfach, welches Spielzeug am besten funktioniert und was es auslöst, dann wird ein Skript erstellt und die Spielzeuge dann angewendet.

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Foto: Alexa Vachon

Was kommt zuerst? Tentakel oder Drehbuch?
Manchmal kommt erst das Spielzeug, dann der Film. Aber manchmal filme ich einfach los, wenn wir die Spielzeuge ausprobieren, und aus dem Material wird dann einfach ein Film, für den ich dann noch ein Skript schreibe.

Ich hab das Gefühl, dass es in deinen Filmen echte Momente der Ekstase gibt.
Na ja, die törnen sich nicht richtig an, aber es ergeben sich erotische Momente. Nimm mal einen Tentakel wie den Spanker, den wir heute basteln. Das Spielzeug sieht total albern aus, wie ein Muppet fast, aber dann hat es so nippelartige Köpfe, die sich fast wie die von einem Menschen anfühlen, und wenn du von so etwas gestreichelt oder auf den Hintern geklapst wirst, dann passiert es schon, dass ein erotischer Moment zustande kommt.

Åssie, die Gründerin von Lo Fi Cherry

Wie kann man sich den Tentacle Porn vorstellen? Alles was ich kenne, sind die japanischen Illustrationen, in denen ein Oktopus eine Frau „attackiert“ bzw. ihr einen Cunnilingus gibt.
Tentacle Porn ist heute nicht anders. Monstergestalten attackieren das Objekt der Begierde, nur dass Tentalce Porn heute mit teureren Spielzeugen nachgestellt wird. Die Spielzeuge sind aus den abgefahrensten Materialien und manchmal auch überdimensional groß. Es gibt zum Beispiel eine riesengroße blaue Zunge aus Latex. Die Firma die die besten Tentakel herstellt, sitzt in den USA und heißt Bad Dragon. Ich würde total gerne mit denen mal ein Spielzeug zusammen entwerfen. Und im Professionalen Tentacle Porn gibt es so eine halbrunde Struktur, in die sich der Darsteller/in hineinbegibt und durch die Löcher werden dann diese Spielzeuge eingesteckt. Ich will auch einmal so ein Ding bauen, das gehört definitiv zu meinen Zielen.

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Und was ist feministischer Tentacle Porn?
Ich habe den Begriff geprägt, aber ich weiß noch nicht genau, was es sein soll beziehungsweise wohin dieser feministische Tentacle Porn gehen wird. Ich gebe öfters Workshops, in denen wir darüber debattieren, was Tentacle Porn ist beziehungsweise was es sein könnte. Also ist Tentacle Porn noch kein fertiges Konzept, es muss sich noch richtig etablieren.

Ein typisches Storyboard von Lo Fi Cherry.

Soll feministischer Tentacle Porn nur für Frauen sein?
Nein, das hoffe ich nicht. Ich hab ja auch einen Film gedreht, in dem die Darsteller männlich sind.

Was möchtest du damit erreichen?
Der größte Teil ist, den weiblichen Orgasmus zu verstehen. Eine Vagina ist nicht nur ein Loch, sondern noch viel mehr. Ich will die Vagina subjektiveren und sie von der Objektivierung retten. Die Vagina ist klar ein sexueller Apparat, aber es gibt diesen blinden Fleck, wenn es um die Sexualität der Frauen geht. Wir sehen nur, was wir sehen wollen, und verstehen nur, was wir verstehen wollen. Wir fragen uns einfach noch viel zu wenig, was Frauen spüren.

Schritt 1: Die gute Strumpfhose von den Neon-Jahren muss daran glauben, die Fliegenklatsche ihrem Schicksal entgegen sehen, sie wird wohl nicht mehr Fliegen erschlagen, sondern nur noch Hintern versolen.

Wie entstehen deine Spielzeuge?
Ich schau mich meistens um und frage mich, welche Materialien mich stimulieren und antörnen könnten und wie man sie auf eine andere Art und Weise benutzen könnte. Seitdem ich angefangen habe, diese Spielzeuge zu machen, sehe ich überall potentielle Tentakel. Ich geh auch oft in den Baumarkt und dort spinne ich dann erst recht rum: Ich sehe dann in jedem Material mögliche Tentakel. Wenn ich die Materialien meiner Wahl gefunden habe, dann mache ich kleine Skizzen und dazu schon Storyboards, um zu sehen, wie man die Tentakel anwenden könnte, aber meistens sind das Konzept und Design in meinem Kopf. Ich überlege mir halt immer, was und wie ein Material jemanden stimulieren kann.

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Schritt 2: Hier ist ein bisschen Schaumgummi und Feingefühl gefragt.

Sind deine Monster immer weiblich?
Ja, im klassischen Tentacle Porn sind die Monster meistens männlich, aber in meinen Filmen sind die Monster immer weiblich.

Schritt 3: Die gute Boa aus deinen Goa-Rave Jahren muss gezupft werden und ein bisschen Watte gestopft.

Wie findest du deine Darsteller?
Auf Mailinglisten meiner Comunity, über Freunde und Sexpartner. Aber es ist schwierig und manchmal muss ich mich einfach auf meinen Instinkt verlassen. Ich sehe manchmal coole Darsteller/innen und spreche die einfach an, aber ich weiß nie, wie sie dann beim Dreh sein werden oder reagieren. Für meinen letzten Film Destruction of Dude bin ich einfach mit den Schauspielern das Skript durch und habe dann angefangen zu drehen. Das Casting war einfach schon der Film, weil ich sie während der Stimulation mit den Tentakeln schon aufnahm.

Et voilà, der Muppet-Spanker!

Teilst du deine Filme auf Pornoseiten?
Ja, ich benutze Queerporntube. Es ist wie Youporn nur für Leute, die queer sind. Ich bin mir aber sicher, dass ich meine Filme auch auf Youporn posten könnte. Ich habe auch schon einmal eines meiner Videos, es war aber kein Tentacle Porn, auf Redtube gestellt. Im Video las ich ein Gedicht von mir vor und am Ende spritzte mir ein Mann auf den Bauch. Ich hab ganz schön viel positive Reaktion bekommen. Die Leute interessieren sich eben auch für andere Pornos, die ein bisschen poetischer und eben anders sind.