Musikreviews

Hier sind unsere Reviews zu CLAUDE VONSTROKE, THE GATES OF SLUMBER, UUVVWWZ, O+S, THE RAVEONETTES, THE BLACK HEART PROCESSION, EVANGELISTA und FUCK BUTTONS

CLAUDE VONSTROKE

Bird Brain

Dirtybird

Wollte ein Technoproduzent vor einigen Jahren noch als besonders intelligent rüberkommen, musste er sein Werk eigentlich nur so lange demontieren, bis nur noch die Bassdrum und ein bisschen Knistern übrig sind. Seit es Typen wie Claude vonStroke gibt, darf intelligenter Techhouse funky, elegant und subtil zugleich sein und dich trotzdem innerhalb kürzester Zeit an den Rand der Dehydrations-Ohnmacht treiben. Da sage noch einer, Techno ist immer nur BummBummBumm.

PANTS DOWN

THE GATES OF SLUMBER

Hymns of Blood & Thunder

Rise Above

Eine Hommage an das goldene Zeitalter des Heavy Metal, oder zumindest an das, was diese Leute dafür halten. Ich sag mal so, früher in meiner Klasse gab es nur einen einzigen Judas-Priest-Fan, und der wurde vor allem durch einen kläglich gescheiterten Amoklaufversuch bekannt. Eines Morgens kam er mit Tennisball-Streichholzbomben und einem Taschenmesser zur Schule, aber die Bomben waren feucht geworden und zündeten nicht und beim Öffnen des Messers verletzte er sich an der Hand und musste von der Klassenlehrerin verarztet werden. Das kommt halt davon, wenn man vorher nicht mit Killerspielen übt.

THOMAS STEINHÖFEL

UUVVWWZ

s/t

Saddle Creek

Nein, keine Ahnung, wie man die Band ausspricht. Ich spare mir auch irgendwelche halbwitzigen Bemerkungen über den Bandnamen. Obwohl, eigentlich ist es doch ziemlich verlockend. Also: wo ist das zweite ‚Z’? Haben sie das in der ‚Z’entralvergabestelle für bescheuerte Bandnamen vergessen? Oder: stell dir vor, sie würden zusammen mit ABC, XTC und U2 auftreten, du hättest die ganze Halle voller Legastheniker. Ähm, ja. Der Platz wird knapp und wieder nichts über die Musik gesagt. Aber selber Schuld, bei dem Namen, oder?

HEY DADA..!

O+S

s/t

Saddle Creek

Das ist das neue Projekt von Orenda Fink, der einen Hälfte von Azure Ray. Nachdem sie sich kurzzeitig in einer Räucherstäbchenwolke verloren zu haben schien und Maria Taylor, ihre damalige zweite Hälfte von Azure Ray, immer weiter zur VH1-Retorten-Countryschnepfe mutiert, ist diese Loop-umrahmte Andacht zum einen endlich wieder eine Erinnerung an alte Stärken und zum anderen das Angebot, nicht mehr acht Jahre alte Aesthetics-Platten aus irgendeiner Ecke kramen zu müssen, um dieses Gefühl von intelligenter Rührung zu erfahren.

EMO OLSEN

THE RAVEONETTES

In and out of Control

Fierce Panda

Die künstlerische Entwicklung der hübschen Blonden und des kauzigen Typens nimmt langsam zyklische Züge an. Sie sind jetzt wieder bei ihrer eigenen, relativ beschwingten Surf-lastigen Chain Gang of Love-Phase angekommen. Nur mit dem Unterschied, dass sie den frühe The Jesus And Mary Chain-Anteil etwas zurückgenommen haben und von einem (wie sonst üblich) recht guten NoisePop-Album eigentlich nur noch das recht gute Pop-Album übrig geblieben ist.

MARLON BRANDUNG

THE BLACK HEART PROCESSION

Six

Cargo

Werden allgemein unter "absolute Finsternis" getaggt, aber so tragisch find ich die nicht. Daran ändert auch das schwarze Seidenband um die Hülle nichts. Pall E. Jenkins soll sich mal ernster nehmen, sonst nimmt ihm das keiner ab: Wasteland schreitet nahezu beschwingt und Rats würde unwesentlich anders arrangiert auch als Uptempo-Discohit a la Mika funktionieren – also jammert nicht rum, eure Seelen sind maximal grau.

SLAP STICK

EVANGELISTA

Prince of Truth

Constellation

Hätte Carla Bozulich solche wunderliche Musik vor ca. 500 Jahren veröffentlicht, hätte man sie vermutlich eine Woche nach Erscheinung auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Glücklicherweise waren Tonträgerveröffentlichungen in der Frühen Neuzeit noch kein Thema und glücklicherweise hat sie sich als epochalen Releaserahmen die digitalisiert-sinnamputierte Krisenmoderne ausgesucht, um uns mit ihren erbarmungslos ergreifenden Stücken an uns selbst zu erinnern. Man könnte also sagen: sie hat alles richtig gemacht.

WALTER BENJAMEAN

FUCK BUTTONS

Tarot Sport

ATP

Nachdem sie die letzten Jahre vor allem auf irgendwelchen Ferienlagern spielen durften, wo schwitzende Indiekids sich hinter dem Rücken der Erzieher die letzten MDMA-Krümel vom Zeigefinger schleckten, haben sich die Fuck Buttons jetzt also von einem Krabbelstuben-Noise-Duo in zwei kosmische Rave-Astronauten verwandelt, deren Mission darin besteht, noch den letzten Tropfen Euphorie aus deinem inhaltsleeren Gesicht zu pressen. Gallopierende Beats und eine endlose Welle neonfarbener Synthies versetzen dich in eine psychedelische Endlosschleife und es stellt sich heraus, dass eine ziemlich exakte Mischung aus Black Dice und Manuel Göttschings E2-E4 in der Tat eine sehr gute Idee ist.

SASKIA WELLS