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Reviews

Musikreviews mit Emily Jane White, Perera Elsewhere und mehr

Oberflächliche Knutschorgien, schwarze Jeansjacken und Schlafwanderer-Folk. Unsere Reviews.

VV BROWN
Samson & Delilah
Yoy Records

In einem Interview ließ Frau Brown verlauten, dieses Album sei „the closest you'll get to sitting in a room with me and kissing me“. Seitdem träume ich von latent überproduzierten, schwer rhythmisch-perkussiven, aber auch ziemlich oberflächlichen Knutschorgien mit ihr. Nichts gegen Austausch oraler Körperflüssigkeiten prinzipiell: aber um mich rumzukriegen, darf man das gern ein bisschen subtiler anstellen. Samson & Delilah klingt aber eben auch mehr nach Kennenlernen in einer halbwegs entspannten Bar bei guten Drinks und nicht völlig stockbesoffenem gemeinsamem Heimweg – dann geht das mit dem Körperkontakt schon in Ordnung. Muss ja nicht immer alles düster und manisch sein.

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TIFFY VON BÖDEFELD

SAINT RICH
Beyond The Drone
Merge

Aha, das ist also dieses "Alternative"-Genre, von dem alle reden. Wenn man das Gefühl hat, dass die Musiker einen Song neu von vorn anfangen müssten, wenn sich live mal einer verspielt. Wo sich alle ein bisschen ernster nehmen als nötig, jedenfalls lang nicht unernst genug, dass man wirklich hörbar Spaß hätte an der eigenen Musik. Die Jeansjacken schwarz und die Zigaretten light – also im Prinzip schwiegermutterkompatibel harmlos. Aber die wilden Jahre sind halt auch echt mal vorbei, seit wir alle schon 30einhalb sind, wa? Den Spaß gibt's am Kicker-Tisch.

GNIEDEL WUTZ

EMILY JANE WHITE
Blood/Lines
Talitres

Emily Jane White ist so etwas wie die Dunkle Prinzessin des Schlafwanderer-Folk. Überzeugend teilnahmslos durchwandelt sie in ihren Songs die Nacht, als orientiere sie sich an straff gespannten Stricken, die nur sie sehen kann. Das zu erleben, hier dabei zu stehen, ist nicht gänzlich ohne eine morbide Faszination – eine Faszination, die sich jedoch schnell verflüchtigt. Vergeblich wünscht man sich von der Frau einen Haken ins Fleisch gesetzt, so dass man im Schmerz von ihrer Vision ergriffen und mitgerissen werden kann. Aber ach, Emily Jane White passiert nur vorbei, nichts passiert mit dir.

Somnam Shukden

Die Jahcoozi-Sängerin Sasha Parera ergründet in ihrem neuen Projekt die Untiefen des 90er-Trip-Hops. Das klingt in munteren Momenten wie eine beschwingte Version von Massive Attack, manchmal aber auch eher wie die Jam-Session am Ende einer Pädagogen-WG-Party, bei der ein paar völlig breitgekiffte Zottel mit letzter Kraft dem Didgeridoo oder der Wandergitarre ein paar mühsame Töne entlocken und dabei leicht schizophren vor sich hinsummen. An diesem Punkt der Party gibt es nur noch zwei Möglichkeiten: Das Silberbesteck einstecken und so schnell wie möglich abhauen oder einmal kräftig an der Bong ziehen und mitsummen. Eine Entscheidung, die wir dir nicht abnehmen können.

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LUTHER WALROSS

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