FYI.

This story is over 5 years old.

Cop Watch

​Nach Razzia: Großfamilien-Mitglied zeigt Berliner Polizei wegen Körperverletzung an

Obwohl er sich nicht gewehrt habe, hätten die Beamten ihn fast totgeschlagen, behauptet Khalil Al-Z.
Foto: imago | Olaf Wagner

Letzten Mittwoch nahm die Berliner Polizei in einer groß angelegten Razzia acht Männer fest, von denen sechs zu der bekannten arabischen Großfamilie Al-Z. gehören. Die Razzia, bei der 220 Beamte im Einsatz waren, erhielt sehr viel Aufmerksamkeit in der deutschen Presse, die BZ bezeichnete sie als „de[n] größte[n] Schlag gegen das organisierte Verbrechen in Berlin seit Jahren". Jetzt schlägt einer der Verdächtigten allerdings zurück: Der 27-jährige Khalil Al-Z. hat Anzeige gegen die Polizei erstattet—wegen Körperverletzung im Amt.

Anzeige

Laut dem Kläger sei das SEK gegen 5:30 Uhr morgens in seine Wohnung gestürmt. Da er so etwas schon einmal erlebt habe, habe er sich zusammen mit seinem Bruder in der Küche auf den Boden gelegt und dort mit den Händen im Nacken auf die Beamten gewartet, erzählte er der BZ.

Trotzdem hätten die hereinstürmenden Polizisten ihn angegriffen und schwer verletzt. „Die haben mir mit ihren Schuhen sofort auf den Kopf getreten und auf mich eingeprügelt", sagte Khalil Al-Z. der Zeitung. „Meine Frau und meine kleinen Töchter haben mich in meinem eigenen Blut liegen sehen, sie haben nur noch geschrien."

Die Beamten fanden in seiner Wohnung allerdings nichts, was eine Festnahme gerechtfertigt hätte, und zogen ab. Seine Familie brachte Al-Z. dann ins Krankenhaus, laut der BZ musste er wegen eines Risses in der Milz, Rippenbrüchen und Hämatomen an Kinn und Hinterkopf notoperiert werden. „Wäre ich eine Stunde später gekommen, wäre ich jetzt tot," bekräftigte er.

Die Polizei erklärte gegenüber der BZ, dass man nicht habe sehen können, „wie schwer Khalil Al-Z. bei dem Einsatz verletzt wurde". Ein Sprecher sagte dazu: „Es ging zunächst um eine Kopfplatzwunde. Eine Behandlung durch Rettungskräfte hat er aber abgelehnt."

Wie der Mann zu seinem möglicherweise lebensgefährlichen Milzriss kam, lässt sich dadurch nicht erklären. Wenn er sich während der Durchsuchung tatsächlich nicht gewehrt und trotzdem solche Verletzungen davongetragen hat, könnte Khalil Al-Z.s Fall ein ungutes Licht auf die Razzia werfen.