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Nekrophilie und die Pain Olympics: Google weiß, wonach ihr sucht

Ich möchte den australischen und amerikanischen Lesern gratulieren. Ihr habt im englischsprachigen Raum gewonnen. Ihr kranken Wichser. Warum habt ihr bei Google nach Videos mit Typen gesucht, die Nadeln in ihre Eier gesteckt haben oder sich selber...
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Ich möchte den australischen und amerikanischen Lesern gratulieren. Ihr habt im englischsprachigen Raum gewonnen. Ihr kranken Wichser. Warum habt ihr bei Google nach Videos mit Typen gesucht, die Nadeln in ihre Eier gesteckt haben oder sich selber kastriert haben (es war fake, aber hey). Dachtet ihr wirklich, dass eure Suchaktionen unbeachtet bleiben würden? Ihr denkt vielleicht, dass ihr im Web anonym seid, aber Google weiß, wer ihr seid.

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Neugierde holt manchmal das Beste aus uns heraus. Wir haben uns so daran gewöhnt, Google direkt zur Hand zu haben, dass wir vergessen habe, wie viel Macht die Suchmaschine hat. Wir vergessen, dass sie uns dauernd überwachen kann. Obwohl Google die Privatsphäre schützt, geben sie jedes Jahr einen Zeitgeist raus. Der Zeitgeist 2012 beinhaltet zum größten Teil eine Liste an Dingen, die wir schon wissen. Wir wissen, dass der „Gangmam Style“ enorm war, wir wissen, dass Skyfall ein Hit war, wir wissen, dass alle etwas über das nächste neue Apple-Produkt herausfinden wollen.

Natürlich ist der Zeitgeist signifikant, wenn es darum geht, kulturelle Bewegungen Jahr für Jahr zu demonstrieren. Aber was sieht man daran nicht? Das, wonach Leute um 3 Uhr morgens suchen, was sie niemals auf Facebook teilen würden …

Bei Google Trends kannst du suchen, wonach du willst. Ich ergriff die Gelegenheit, nach ungewöhnlichen Fetischen, salopper Umgangssprache und beunruhigenden Ideen zu suchen. Die Ergebnisse dieses ausgesprochen wissenschaftlichen Experiments waren sehr überraschend.

Die Afrikaner schlagen sich nicht schlecht: Gib Orgasm in deine Tastatur ein und du wirst herausfinden, dass danach in Sambia am meisten gesucht wird (jetzt gerade, bis vor Kurzem war Simbabwe auf Platz 1). Die Pakistaner interessieren sich für Pferdepornos; Südafrika fragt sich, wie Bomben gebaut werden; Ghana sorgt sich um Tripper; und Nigeria, nun ja, sie suchten mehr nach Terrorismus als alle anderen.

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Die Liste geht noch weiter und obwohl jedes G20-Land Internetzugang hat, überraschen einige Entwicklungsländer im Bezug auf Tabuthemen mehr als andere. Aber dazu kommen wir später.

Google Trends kalkuliert nicht die Gesamtzahl der Suche für ein bestimmtes Wort, natürlich (oder leider) ist man pro Suche auf eine Sprache begrenzt, die Schweden mit den Italiener zu vergleichen, ist also schwierig. Die Suchergebnisse sind relativ. Die Ergebnisse zeigen uns Folgendes: Wenn Menschen in Kenia 100 Mal nach Hundepornos gegoogelt haben, haben es die Pakistaner 67 Mal getan.

Google Trends und vor allem der Zeitgeist spiegeln Momente wider, die erfassen, was gerade in der Welt los ist. Die Ergebnisse werden in einem Schaubild abgebildet, das auch angibt, wann in den Medien zu diesem bestimmten Thema etwas veröffentlicht wurde.

Der Menya Fluss in Papua-Neuguinea, der durch das cunt-google-Land fließt.

Fotze wird am meisten in Guinea gesucht

Stichwort Papua-Neuguinea. Ich habe lange nicht mehr über Neuguinea nachgedacht. Bis ich nach dem Wort cunt gesucht habe. Menschen in Papua-Neuguinea (lasst es uns ab sofort PNG nennen) suchten mehr als Menschen anderswo nach dem Wort cunt.

Wie kommt das? 

John Fairful konnte mir hier eine Antwort liefern. Er ist vor Kurzem nach Kanada zurückgekehrt, nachdem er vier Jahre lang in PNG Führungen durchs ganze Land gegeben hat. Durch seine Arbeit lernte er viele hiesige Einwohner kennen. Er ist so ein heftiger Typ, dass er mit einem alten Skarifizierungsritual in einem Krokodil-Stamm geehrt wurde.

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John sagt, dass das Wort Fotze in PNG eigentlich sehr beliebt ist. Es bedeutet fast das gleiche wie in den USA oder Großbritannien, aber laut John ist das Wort für Männer in PNG ein lustiges Wort. „Es ist genau genommen ein sehr schlechtes Wort“, sagt er. „Die Gesellschaft wird stark von Männern dominiert, und die Männer tendieren dazu, Frauen zu verachten und sie ,Fotzen‘ zu nennen. Es würde mich nicht wundern, wenn sie das Wort googeln würden.”

Machen sich die Einheimischen auch über Analsex, Inzest oder lesbische Frauen lustig? Diese drei Wörter kamen bei PNG ebenfalls im Google Trend raus.

Nachdem die Einheimischen den Wohlstand des Westens gesehen haben, sind sie laut John extrem neugierig geworden. Da hilft es auch nicht weiter, dass Sex ein totales Tabuthema in diesem Land ist. Menschen können wegen Pornos für mehr als 25 Jahre ins Gefängnis gesperrt werden—obwohl John sagt, dass das eher eine panikmachende Taktik ist, da es keine richtigen Gefängnisse mehr gibt.

2010 wurde PNG nicht einmal bei solchen Suchen erwähnt. Heute sind sie allgemein die Anführer. Es ist, als ob eine ganze Nation zum ersten Mal ein riesiges, neues Thema zur Kenntnis nimmt.

Wie kam es zu dieser Reaktion? Nun ja, durch den weißen Mann. Allerdings nicht nur weiße Männer, aber reiche Westler. Es sind die reichen Männer, die PNGs süße, jungfräulichen Naturressourcen liebkosen wollen. Seit seiner Ankunft in 2008 hat John einen enormen Anstieg in der Entwicklung des Landes erkannt. Ausländer kamen Jahr für Jahr ins Land, bauten Straßen ins Inland und fanden neue Ressourcen. John schlug vor, dass die Einheimischen einen neuen Slang lernen und offner mit Sex umgehen.

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In einem Land, das größtenteils von Söldnern regiert wird, wo Männer nicht mal mehr wussten, was es mit der Missionarsstellung auf sich hatte, hat diese Enthüllung des „weißen Mannes“ Neugierde verursacht.

Wenn es um das Auffinden verrückter Trends geht, die Menschen auf der ganzen Welt am späten Abend gegoogelt haben, dann gibt es keinen Mangel an möglichen, störenden, ekelhaften und völlig entsetzlichen Suchergebnissen. Um den Reichtum an dunklen, bizarren Internet-Suchanfragen zu ehren, habe ich mir überlegt, drei Awards an meine bevorzugten und am wenigstens bevorzugten Funde zu verleihen.

Der „WTF“-Google-Search-Award

Der „WTF“-Google-Search-Award geht ans westafrikanische Ghana, Land des Golds und Kakaos. Anscheinend hat Ghana die meiste Zeit des Jahres damit verbracht, nach „dead bodys“ zu suchen—und das mehr als jedes andere Land.

Pakistan ist dich hinter Ghana, aber konnte den ersten Platz aus dem Jahr 2011 leider nicht verteidigen.

Der „Verstörte“ Award geht an …

Der „Verstörte“ Award geht an ein Land, das an Nekrophilie (Leute, die gerne mit Leichen schlafen) interessiert zu sein scheint. Glückwunsch an die Philippinen. Besonders viele Leute haben im November nach dem Ficken toter Menschen gesucht. Das war bestimmt ein Trend, der durch die Schwedin, der damals Nekrophilie vorgeworfen worden war, ausgelöst wurde. Während des restlichen Jahres blieben die Suchanfragen weitestgehend unbedeutsam.

Der Award des „Grauens“

Zu guter Letzt möchte ich eure Aufmerksamkeit auf die folgenden zwei Wörter lenken: Pain OlympicsPain Olympics. Bevor ihr zu irgendwelchen Schlüssen kommt, lest weiter. Bei dem Award des „Grauens“ herrschte Punktegleichstand. Wie zuvor erwähnt belegten Australien und die USA den ersten Platz. Australier und Amerikaner sind sogar so kaputt, im Internet nach Wettbewerben des Schmerzes zu suchen—ich spreche hier von Selbstverstümmelung. Ich meine, wenigsten wird Nekrophilie im Internet nicht als konkurrenzfähiger Sport aufgebauscht.

Aus reinem Entsetzen und Ekel werd ich dazu nichts weiter sagen. Ich bin hier fertig.