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Nerd Meets VICE: Kim.com verarscht euch alle!

Kim Dotcom (aka Kim Schmitz) ist ein Betrüger. Auch mit seinem neuen Wurf MEGA hat er nur eins im Sinn, nämlich euch die Kohle aus der Tasche zu ziehen, ohne euch dafür etwas zu bieten.
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Kim Dotcom (aka Kim Schmitz) ist ein Betrüger. Er ist kein Heilsbringer, der das Internet befreien möchte, auch wenn das der Deckmantel ist, unter dem er seine Taten in der Öffentlichkeit immer wieder rechtfertigt. Er besitzt weder Ideale noch Skrupel. Das einzige, was er will, ist Geld, am besten deines. Er ist wie der Bösewicht in einem Superheldencomic. Nicht gerade ein Erzbösewicht, eher einer dieser lustigen Charaktere, die sich gerne übertrieben in Szene setzen. Einer von denen, die immer mal wieder auftauchen, einen wahnwitzigen Plan verfolgen und dann wieder für ein paar Jahre in den Hintergrund driften, weil keiner sie so richtig ernst nimmt. Verglichen mit den echten Größen des Real-Comics, wie etwa Kim Jong-un oder dem Typen, der sich das mit der Finanzkrise ausgedacht hat, ist er ein kleiner Fisch. Aber er ist besonders gut darin, sich selbst und seinen übertriebenen Lebensstil zu feiern. Sein neuestes Projekt MEGA ist nur eine seiner alten Ideen, neu aufgewärmt und pompös verpackt, in Wirklichkeit ist es nur eine verherrlichte Dropbox.

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Zuletzt war Kim Dotcom in die Schlagzeilen gekommen, als er 2012 von der US-Justiz angeklagt wurde, weil er die Seite Megaupload betrieb. Die Seite war bestens bekannt durch ihren Service Megavideo. Dieser stellte Speicherplatz bereit, um Videos für Streamingportale, wie zum Beispiel kinox.to, hochzuladen. Megavideo hob sich von anderen Filehostern wie etwa Rapidshare, Bitshare, StreamCloud, VidUP oder Sockshare dadurch ab, dass User, die über einen Premium-Account Videos hochgeladen haben, Geld damit verdienten, wenn jemand diese Videos angeschaut hat. Einige der anderen oben erwähnten Firmen boten ähnliche Vergütungsmodelle an. Nachdem aber Kim.com im Januar 2012 exemplarisch gebustet wurde, haben sie Angst bekommen und sind zurück gerudert.

Der Erfolg von Megaupload, beziehungsweise Megavideo, beruht vor allem auf diesem Finanzierungsmodell, das User durch Geld animierte, den Service attraktiver zu gestalten, indem sie interessantes Material, also aktuelle Kinofilme und Serien, hochladen. Wie Daniel Schiemann, das Marketing-Genie hinter Sexy Cora (die an einer Busen-OP verstarb), in einem Vortrag der Hamburger Media School bestätigt, nutzte selbst die Pornoindustrie diesen Service, um bei der Drittverwertung von Videos genauso viel zu verdienen, wie bei der Erst- und Zweitvermarktung, die durch Verkauf der DVDs und dem digitalen Vertrieb über die eigene Website bewerkstelligt wurden. Megaupload selbst verdiente Unmengen von Geld mit diesem Modell, angeblich 175 Millionen blieben Kim davon. Durch User, die mehr als ein Video pro Tag anschauen wollten und für einen Premiumzugriff bereit waren zu zahlen.

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Um sich rechtlich abzusichern, berief sich Kims Firma auf den Digital Millennium Copyright Act, der Seiten mit User-Generated-Content davor schützt, verklagt zu werden, wenn diese sich dazu bereit erklären, mit den Rechteinhabern zusammenzuarbeiten und Verstöße von der Seite zu entfernen. Das ist zum Beispiel einer der Gründe, warum verschiedenste Firmen bei YouTube einen Super-Account besitzen, mit dem sie jederzeit willkürlich ein Video sperren können, das angeblich gegen ihre Copyrightrechte verstößt.

Megaupload war nicht der erste Stopp auf Kims Karierre. 2001 wurde er zum Beispiel wegen Insiderhandel verurteilt und stellte sich später selbst als Opferlamm dar. Obwohl er immer gerne behauptet, auf einem Hochbegabtengymnasium gewesen zu sein, hat er nach Recherche der Kieler Nachrichten nur die Hauptschule absolviert und danach zwei Jahre in einem Erziehungsheim verbracht. Ein ehemaliger Betreuer sagte über ihn: „Ich habe nie wieder einen so asozialen Jungen kennengelernt. Kim hat sogar seine besten Kumpels angeschissen.“ Seine Kariere als Comic-Schurke kommt also nicht von ungefähr. Solltest du jetzt noch nicht genug von ihm haben und trotzdem auf MEGA rüberklicken, erwarten dich vor allem hohle Versprechen.

Das Lieblingsversprechen von Kim.com ist die Freiheit des Internets, die er angeblich retten möchte. Das neue Konzept von MEGA benutzt genau dies als Ausrede, um sich vor drohenden rechtlichen Folgen zu schützen. MEGA ist kurz gesagt eine grafisch aufgepeppte Version von Megaupload, die im Gegensatz zu seinem Vorgänger unter dem Deckmantel der Privatsphäre, die Daten bei der Übertragung verschlüsselt, fungiert. Für den End-User hat das nahezu keinen praktischen Nutzen. Das Word-Dokument, das du mit Kollegen teilen möchtest, ist selten so vertraulich, dass es verschlüsselt werden muss. (Sollte dich das tatsächlich beunruhigen, solltest du vielleicht lieber damit anfangen, deine E-Mails zu verschlüsseln.) Der praktische Nutzen für Kim.com ist aber enorm: Er kann nun gegenüber den Rechteinhabern behaupten, dass seine Firma natürlich gerne alle Daten, die auf seinen Servern gespeichert sind, frei herausgibt, denn die sind ja sowieso verschlüsselt und somit nutzlos zum Nachweis von Copyrightverstößen. Unter den Bedingungen arbeitet er natürlich auch gerne mit Hollywood und der Regierung zusammen. Das verspricht er in den AGBs, die du bestätigen musst, bevor er dich MEGA benutzen lässt.

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Firmen im Internet, die Inhalte von Dritten hosten, sind dazu verpflichtet, ihre Daten nach copyrightgeschütztem Material zu durchsuchen. Weshalb Download-Links meist auf kurze oder lange Zeit unbrauchbar werden. Offensichtlicherweise können illegale Files natürlich viel schneller hochgeladen werden, als sie runtergenommen werden können. Doch da MEGA deine Daten nicht lesen kann, kann es auch nicht überprüfen, ob du etwas Illegales getan hast. Jeder Link, den du dann verbreitest, muss erst durch Hinweise von den Rechteinhabern entfernt werden. Was das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Rechteinhaber und Filesharern ad absurdum führt. Ob diese Logik vor Gericht Bestand hat, bleibt natürlich fragwürdig. Eindeutig ist auf jeden Fall, dass Kim.com stattdessen auch der US-Regierung und den Copyrightträgern seinen Mittelfinger zeigen könnte. Das wäre zumindest ehrlich.

Viele Cloudservices besitzen auch ein System, in dem hochgeladene Daten darauf gescannt werden, ob bereits eine Kopie dieser Datei auf dem Server vorliegt, gegebenenfalls Kopien löscht und dich einfach zum bereits vorhanden File weiterleitet. Das wird gemacht, um Speicherplatz zu sparen. Im Falle einer angezeigten Copyrightverletzung werden durch das Entfernen einer Datei viele Links unbrauchbar. Dies ist beim neuen MEGA nicht möglich. Hier muss jede Datei einzeln entfernt werden.

Ansonsten funktioniert MEGA genauso wie jeder anderer Service auf dem Markt. Am Ende erhältst du einen Link, den du mit anderen teilen kannst. Entweder ohne den Sicherheitsschlüssel, damit andere sich ein nutzloses verschlüsseltes Datenpaket runterladen können, was einfach nur schwachsinnig wäre, oder direkt mit angehängtem Sicherheitsschlüssel, damit jeder es öffnen kann. Nur direktes Streaming im Browser ermöglicht dieser Service nicht.

MEGA schützt nicht unsere Privatsphäre, sondern ist nur der Versuch von Kim.com, alle Vorwürfe der Piraterie an den End-User abzuwälzen. Er will damit nichts zu tun haben, er will bloß das Geld der Premium-Nutzer, nicht deren Probleme. Es ist der Versuch, den rechtlichen Zugriff auf den Hostingbetreiber zu verhindern. Wenn es heute möglich ist, dass Seiten wie kinox.to online bleiben, weil sie in einem Land auf einem Server liegen, dem das Wort Urheberrechte noch unbekannt ist, dann ist es auch nur eine Frage der Zeit, bis es eine Seite gibt, auf der MEGA-Download-Links veröffentlich werden, inklusive Sicherheitsschlüssel natürlich.

Wenn du irgendwelche Sachen runterlädst, kann es dir auch in Zukunft egal sein, ob es jetzt von MEGA oder Sockshare kommt. Die Einzigen, für die dies einen Unterschied macht, sind die Leute, die das Zeug hochladen. Da aber MEGA zum aktuellen Zeitpunkt, im Gegensatz zu Kims alter Firma Megaupload, keine Verdienstmöglichkeiten für Uploader einräumt, ist MEGA auch nur eine von vielen Alternativen und wird kein neues Zeitalter der professionellen Copyright-Piraterie einleiten.

Kim.com braucht scheinbar neues Geld, um seinen übertriebenen Lebensstil zu finanzieren—bitte mach nicht den Fehler, ihm deines zu geben. Er lebt in einer verqueren Welt und glaubt, dass ihm keiner etwas antun kann. Aber auch sein Niedergang wird noch kommen. Derzeit drohen ihm in einem ausstehenden Verfahren bis zu 20 Jahre Haft. Während er also auf der einen Seite weiterhin seinen Schwanzvergleich mit der amerikanischen Regierung übt, präsentiert er sich auf der Website kim.com mit Frau und Kindern in einem selbstgesungenen Musikvideo als Familienmensch. Aber was hätten wir auch von einem Mann erwarten sollen, der sich in seinem letzten Musikvideo noch mit Martin Luther King verglichen hat.