FYI.

This story is over 5 years old.

Drogen

Entspannt euch mal, noch niemand ist je an einer Cannabis-Allergie gestorben

Amerikanische Wissenschaftler haben die „Cannabis-Allergie" für tödlich erklärt. Genauso gut kann man sich vor Äpfeln fürchten.

Vor ein paar Tagen veröffentlichte die „Amerikanische Akademie für Allergie, Asthma und Immunologie" (AAAAI) eine Studie, laut der Cannabis-Allergien tödlich enden können. Seitdem wurde die Nachricht von der tödlichen Gras-Allergie über zahlreiche Medien in der ganzen Welt verbreitet, ohne dass sich irgendjemand gefragt hat, ob das überhaupt stimmen kann—dabei ist es reiner Schwachsinn.

Zuerst die Studie: Die Untersuchung konnte überhaupt keine Todesfälle anführen. Denn bei Gras gibt es bislang, anders als bei Nüssen, Obst oder Insektenstichen, nicht einmal einen dokumentierten Todesfall aufgrund eines allergischen Schocks. Dafür hat man zwei Probanden, die unterschiedlich heftig über allergische Reaktionen nach dem Genuss von Hanf oder Hanfsamen geklagt hatten. Daraus folgert die Studie, dass die allergischen Reaktionen auch tödlich enden könnten—und warnen vor einem eventuell tödlichen Effekt beim Kiffen.

Das ist absolut lächerlich. Tatsächlich gibt es Menschen, die gegen Gras allergisch sind. Wieso sollte also gerade Hanf keine Allergien auslösen können? Und wie bei jeder allergischen Reaktion könnte auch eine Cannabis- Anaphylaxie tödlich enden. Tödliche allergische Schocks können aber auch von Lebensmitteln wie zum Beispiel Äpfeln ausgelöst werden.

Das heißt: Nicht die Substanz wäre bei einer bislang nie dokumentierten Cannabis-Anaphylaxie tödlich, sondern der Schock. Da ist es schon ziemlich dreist und nicht besonders wissenschaftlich, von einer tödlichen Gefahr durch Gras zu faseln. Ein wenig sachliche Information wäre da hilfreicher. Wie erkenne ich als Cannabis-Patient oder Kiffer, dass ich eventuell an der Allergie leide? Unterscheiden sich die Erste-Hilfe-Maßnahmen von denen bei anderen allergischen Schocks? Hier rücken prinzipiell wichtige Daten zur Allergie-Forschung in den Hintergrund, um Stimmung gegen Cannabis zu machen.

In einem Interview für The Daily Beast setzt die Allergologin Dr. Purvi Parikh noch einen drauf. „Durch die Art der Lagerung kann Marihuana oft muffig und schimmelig werden", kommentiert die Expertin. Was die Expertin verschweigt: Muff und Schimmel finden sich nur in Schwarzmarkt-Ware, legales Gras in den USA und auch in Europa ist streng auf Schimmel- und Pestizidbelastung geprüft.

Muffiges, schimmliges Gras ist eine direkte Folge seines illegalen Status und keine Eigenschaft, die die Pflanze an sich auszeichnet. Bei anderen Pflanzen käme niemand auf die Idee, sie aufgrund ihres allergischen Potentials oder weil sie schimmeln könne, als gefährlich einzustufen. Auch hier ist Gras wieder mal einzigartig.