FYI.

This story is over 5 years old.

Fotos

Per Englund's Life Geos on

Als der schwedische Fotograf Per Englund sechs Jahre alt war, hat er sich die Kamera seiner Eltern ausgeliehen und Fotos von seinen Freunden gemacht, wie sie auf einem zugefrorenen See spielen. Seitdem hat er fotografiert, vor allem Dinge des alltäglichen Lebens. Dabei hatte er immer ein Buch oder ein Zine im Hinterkopf—was die besten Medien sind, um Fotografie zu präsentieren, weil du sie in die Hand nehmen kannst. Er hat gerade das Buch Life Geos On herausgebracht (nein, das ist kein Schreibfehler, lies weiter Argusauge). Es ist ein Fototagebuch, das seine über Jahre hinweg verstreuten Reisen nach Kapstadt zusammenfasst. Es sieht aus, als wäre es in einem Tag und einer Nacht entstanden und der Tag steht für die distanzierte Reflektion, während die Nacht für die intime Teilnahme steht. Wie auch immer, es ist eine nette Abwechslung von der normalen „schau dir mal die armen Schwarzen an“-Fotografie, die wir sonst zum Thema Afrika zu sehen kriegen. Für Per sind Bücher das gleiche, wie Tattoos: einmal gemacht, kannst du es nicht mehr rückgängig machen. Bevor er es also rausgebracht hat, hat er Ewigkeiten—gut fünf Jahre—damit verbracht über dieses hübsche, schwarzweiße Juweln von Buch nachzudenken.

Anzeige

Das ist das erste Bild, das ich gemacht habe auf meiner allerersten Tour nach Kapstaft. Der Typ am Telefon ist mein Freund Mlamli—er hat in einer Hotelbar gearbeitet und muss wohl gespürt haben, wie neugierig ich war, weil er gar nicht mehr aufhören konnte, zu erzählen. Er kam aus einem der Townships (so nennen sie die Ghettos in Afrika) und das Hotel erlaubte ihm nur, über Luxus und den Strand zu sprechen, also trafen wir uns heimlich. Er nahm mich mit in die Townships und entgegen aller Warnungen, waren die Leute dort warmherzig und freundlich. Darum ging es in meinem letzten Buch: The Beautiful Struggle: die Townships in ein positives Licht zu hüllen, statt sie so zu zeigen, wie in den Medien. Deshalb habe ich auch absichtlich das Bookrelease dort gemacht, weil ich so die Medien und die Leute dazu zwingen konnte, sich die Townships mit eigenen Augen anzusehen.

Dieses Foto ist von einer Party im Schloss, was das älteste Gebäude in Südafrika ist. Heute ist es voll mit Künstlerstudios und sie haben diese großen Happenings, sie die Soft Serve Art Parties nennen. Es gibt dann in jedem Raum Ausstellungen, Projektionen an der Wand und in den Bars und überall Tanzflächen. Ich kann mich nicht mal dran erinnern, wie ich das Foto gemacht habe. Ich muss wirklich betrunken gewesen sein. Jedenfalls bringt es die Nacht auf den Punkt.

Das hier hat ein Mädchen gemacht, bei dem ich wohnte. Sie war Model und ich hatte sie bei einem Fashion-Shoot kennengelernt. Ich war ursprünglich nach Kapstadt gegangen, um als Fotoassistent zu arbeiten, aber dann begann ich, an meinen eigenen Projekten zu arbeiten, was ich sowieso seitdem mache.

Anzeige

Das Foto entstand bei einem Fashionshoot, bei dem ich assistierte. Wir hatten die fette Lady schon einen Tag vorher getroffen und sie war total aggressiv gewesen. Sie hatte uns angeschrieen, dass wir uns verdammt noch mal von „ihrem“ Stück Strand verpissen sollten. Als sie uns am nächsten Tag sah, lief sie direkt ins Bild und ging richtig lange duschen und sich ausgiebigst waschen. Ich packte sofort meine Contax aus und schoss drauf los. Das Mädchen auf der Linken ist ein Model, das geduldig gewartet hat, während sich die Dame ihre Zeit nahm.

Das ist der Blick vom Lions Head, einem Berg mitten in Kapstadt. Ich bin da rauf gegangen, um den Sonnenuntergang anzusehen und in dem Moment, wo sie unterging, kam direkt der Mond raus. So ein Foto kannst du nur bei Vollmond machen, sonst ist es zu dunkel, um wieder runter zu laufen. Siehst du den kleinen Fleck direkt überm Mond? Zuerst dachte ist, es wäre Staub, aber dann hat Museum Studio, der das Buch entworfen hat, mir erzählt, das ist der Jupiter. Dann soll es so sein.

Das hier war auf eine Brücke in der Nähe von meinem Zuhause getagged. Mir gefällt die falsche Schreibweise, weil es so ein gutes Symbol für die politische Situation von Kapstadt ist: klar, die Zeiten sind besser geworden, aber irgendwas stimmt immer noch nicht so ganz. Zufälligerweise steht auf der einen Seite ein Obdachloser und auf der anderen Seite ein Mann mit einem schicken neuen Auto. Aber es ist auch lustig. Es war der perfekte Titel für das Buch.