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Petals lässt sich auf Katzen-Aids untersuchen

Kein Scherz, Katzen-AIDS ist echt und total gruselig. Jedes Jahr fordert das feline Immundefizienz-Virus (FIV) mehr pelzige Leben als jede andere Katzenkrankheit und davon (ausgehend von der Anzahl streunender Katzen heutzutage) gibt es einige. FIV wirkt genauso wie sein menschliches Pendant. Es greift das Immunsystem an, ist letztendlich tödlich und dringt in die Blutbahn ein. Letzteres ist besonders schlecht für eine Spezies, die buchstäblich nicht genug von Kämpfen und Orgien kriegen kann. In Australien wird eine von zwölf Katzen positiv darauf getestet. Das sind jetzt natürlich nur die, deren Besitzer so fürsorglich sind, dass sie ihre Kätzchen untersuchen lassen. Wie bei Menschen auch, ist die Anzahl der infizierten Streuner viel höher.

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Petals (24 Katzenjahre alt) ist kein Streuner, aber sie gehört definitiv in eine hohe Risikoklasse. Sie ist nicht geimpft, verschwindet öfter mal für ein paar Tage und, laut ihrem Frauchen Kiara, verwickelt sie sich immer in Kämpfe. Auch wenn sie attraktiv und gut erzogen ist, muss man erwähnen, dass Petals eine Vorliebe für wilden und erniedrigenden Sex hat - oft ungeschützt. Aus irgendeinem Grund scheint sie es einfach hart zu mögen. In Anbetracht dessen, war es auf jeden Fall an der Zeit, dass Petals mal untersucht wird.

Wir sind zehn Minuten zu früh bei der Praxis angekommen und haben uns ins Wartezimmer gesetzt. Darin war es bestimmt 100 Grad heiß. Jede Oberfläche war mit orangefarbenem Kratzbaummaterial bezogen und der ganze Raum roch nach Fischfutter. Der Raumausstatter hatte bestimmt Ahnung von, was auch immer die Katzenversion von Feng Shui ist. Selbst Kiara machte einen glückseligen Eindruck und dabei hat sie die ganze Autofahrt damit verbracht, Stress zu machen, weil sie ein beschissenes Frauchen sei. Als die Tierärztin schließlich rauskam, hat sie Petals mit einer einzigen Berührung beruhigt, wie ein Katzen-Buddha.

Zuerst hat sie Petals kurz untersucht und einzeln aufgezählt, was sie wahrscheinlich alles nicht hat. Leider war diese Liste nicht sehr lang. Was schnell klar wurde, war, dass Petals, abgesehen davon, dass sie in keinem Crackhaus lebt, in so ziemlich jedem Katzen-AIDS Kästchen einen Haken machen kann. Außer dem leichten Übergewicht, schrie alles  geradezu nach FIV.

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Kiaras Nerven waren jetzt bis zur Übelkeit strapaziert. Sie wurde still. Still und feuchtkalt. Vorher hatte sie ihr Verantwortungsbewusstsein in Frage gestellt. Das Paar war kürzlich umgezogen und wegen ihrer zwei Jobs war es schwer für Kiara, gleichzeitig Sheba zu servieren und den Überblick über die Eigenheiten des Lifestyles ihres Haustiers zu behalten. Während Kiara damit beschäftigt war, die Schuld auf sich zu schieben, genoss Petals die Aufmerksamkeit richtig. Sie machte lauter komische Geräusche und hat ihren Hintern gegen die Tierärztin gedrückt. Es fiel mir immer schwerer, sie zu bemitleiden. Also ernsthaft, Katzen-AIDS reicht dir noch nicht? Du willst auch noch Menschen-AIDS kriegen?

Die Tierärztin war so nett, den Test gleich durchzuführen. Ich glaube, ich habe sie fälschlicherweise dazu verleitet, zu denken, dass ich irgendwie eine ernstzunehmende Katzenjournalistin sei. Jemand hat gewitzelt, dass es aussieht wie ein Schwangerschaftstest (es hatte eine ähnliche Form, nur machst du Blut drauf und keinen Urin, was logisch ist, weil Katzenpisse stinkt) und Kiara wurde noch bleicher. Ich fragte mich, ob sie so eine ähnliche Situation schon mal erlebt hat. Die Praxis war an sich ziemlich nett, aber ich will nicht wirklich wissen, wie einer aussieht, der Katzenabtreibungen macht.

Die Tierärztin hat das Blut drauf getan und wir haben nur zugesehen, wie sich das Drama entwickelt hat. Es hat sich angefühlt wie dieser Film, Philadelphia, wenn ich den tatsächlich gesehen und es sich rausgestellt hätte, dass Tom Hanks eine Katze ist. Arme Petals. Sie hat das nicht verdient. Keine Katze verdient das. Na und, dann ist sie eben eine Schlampe, wen interessiert's? Alle Katzen sind Schlampen und die Leute lieben sie dafür. Die süße kleine Petals will nur ihre 20er geniessen, aber stattdessen verschwendet sie ihre Zeit in einer Arztpraxis.

Endlich waren die zehn Minuten um, es war an der Zeit, das Ergebnis abzulesen. Als wir auf das kleine Plastikteil schielten, konnten wir keine blauen Linien erkennen. Danke verdammt, das kleine Luder ist nochmal davongekommen. Kiara hat sie hochgehoben, um sie zu umarmen und man konnte richtig die Liebe zwischen Mutter und Katzenkind spüren. Die Tierärztin hat uns verabschiedet und uns diesen schrulligen Blick zugeworfen, als wollte sie sagen „Euch Verrückte will ich hier drin nicht mehr sehen, okay?" Oder ich habe mir das nur eingebildet.

Anmerkung: Katzen-AIDS ist kein Todesurteil. Für mehr Informationen kontaktiere deinen Katzenexperten.