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Fotos

Dieser Fotograf liebt seine Pokémon wirklich

Kasadera reist mit seinen Monsterfiguren um die ganze Welt und fotografiert sie vor Tempeln, Hochhäusern und Blumenwiesen. Wir haben ihn gefragt, warum.

Alle Fotos: Kasadera | Flickr

Man kann auf jede nur erdenkliche Art und Weise Spaß an Pokémon haben. Eine nicht enden wollende Serie und immer neue Spiele und Charaktere, die die Fantasie von Kindern und Jugendlichen auf der ganzen Welt beflügeln, sind da nur der Anfang. Aber was bewegt jemanden dazu, hunderte Pokémon zu sammeln und jede einzelne Figur systematisch zu fotografieren? Ich bin kürzlich über die Bilder von Kasadera gestolpert und habe beschlossen, ihn zu kontaktieren, um mir die eine Frage beantworten zu lassem, die mir wirklich unter den Nägeln brennt: Warum?

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Es stellte sich heraus, dass Kasadera die letzten sieben Jahre damit zugebracht hat, Pokémon zu fotografieren. Er hat ungefähr 400 Figuren in seiner Sammlung und schätzt, dass er inzwischen über 8000 Fotos geschossen hat—und es werden immer mehr. Jedes Pokémon bekommt seine eigene Umgebung und seine eigene Geschichte. Kasadera hat sich von anderen inspirieren lassen, die ihre Figuren und Puppen fotografiert haben. Ursprünglich wollte er einen Pokédex erstellen, nur eben mit Fotos aus der echten Welt. (Für all jene unter euch, die ihre Kindheit nicht vor einem Gameboy verbracht haben: Ein Pokédex ist so eine Art Enzyklopädie, in der alle Figuren katalogisiert werden.) Deshalb hat er seine Pokémon auf alle seine Reisen mitgenommen. Damit will er ihnen Leben einhauchen. Mir erzählte er, dass er eine leblose Figur und ein Standbild vereint, um beides dadurch zum Leben zu erwecken.

Dafür, dass das Konzept so simpel ist, ist das Ergebnis erstaunlich vielfältig. Unterschiedliche Aufnahmewinkel und Szenarien verleihen den Pokémon einen neuen Ausdruck. Neugierige, verspielte, sogar aggressive Figuren wandern am Kameraobjektiv vorüber oder posieren davor. Manche der Szenen wirken, als ob ein ungeliebter Gast in das Bild eingedrungen wäre—wie ein neugieriges kleines Wesen aus einer anderen Welt, die sich in die schöne Landschaft hineingeschlichen hat. In anderen Aufnahmen führt uns das Pokémon durch die Szenerie oder flirtet mit der Kamera, wodurch die Aufnahme wie ein gestelltes Portrait wirkt. Die Fotos, die ich ausgewählt habe, sind wirklich nur ein kleiner Teil von dem, was Kasadera geschaffen hat. Er ist wie Todd Snap, der freundliche Pokémon-Fotograf, der mit seiner Kamera auch das seltenste Wesen einfängt. Ich kann mir ihn gut vorstellen, wie er mit seinem Rucksack und seiner Kamera in den Sonnenuntergang spaziert, immer auf der Suche nach einem neuen Abenteuer.

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„Besonders inspiriert hat mich die Geschichte über eine Froschfigur, die aus einem Garten in Massachusetts in den USA gestohlen wurde”, erklärte er. Das bestohlene Rentnerpaar erhielt daraufhin Fotos von ihrem Frosch, der anscheinend die Welt bereiste. Für Kasadera scheint es also eine Art Flucht aus dem Alltag zu sein und das sind Pokémon ja für viele Menschen. Diese beeindruckende Vielfalt, Figuren mit Wiedererkennungswert, eine fantastische Welt und grenzenloses Abenteuer—es ist nicht zu übersehen, dass Kasadera beim Fotografieren ziemlich viel Spaß hatte. Das mag ich eigentlich am meisten an diesem völlig verrückten Œuvre.

Während wir Pokémon Mystery Dungeon spielten, erzählte mir Kasadera, dass es ihm so vorkäme, als ob er eine Beziehung zu Endivie und Celebi aufgebaut hätte. Er hätte aber auch nichts dagegen, selbst ein Pokémon zu werden. Verliebt habe er sich auf den ersten Blick in Pachirisu, weil sie so süß sei. Wenn er sich ein Reiseziel aussuchen könnte, würde er mit seinen Pokémon nach New York fliegen, was immerhin die Vorlage für die Einall-Region ist—eine weit entfernte Spielwelt, in der viele verschiedene Pokémon leben. Kasadera geht es nicht darum, Ereignisse festzuhalten. Er dokumentiert nichts, er macht keine Konzeptkunst und sinnt auch nicht über Popkultur nach. Er ist bloß ein Typ, der auf Reisen geht und seine Lieblingsfiguren mitnimmt. Die Fotografie erlaubt es ihm, beides zu verbinden und es mit dem Rest der Welt zu teilen. Er schämt sich nicht dafür, sich selbst auszudrücken. Ich bin wirklich froh, über diese absurden Fotos gestolpert zu sein.

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