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Polizei sprengt millionenschweren Bitcoin-Geldwäsche-Ring

Zehn Verdächtige sollen „zwischen 15 und 20 Millionen Euro" gewaschen haben. Im Zuge einer spektakulären Razzia in verschiedenen niederländische Städten wurden Bargeld und mehrere Luxuskarossen beschlagnahmt.
Bild: imago | Science Photo Library

Die niederländischen Behörden haben in Zusammenarbeit mit Beamten in den USA, Australien, Litauen und Marokko zehn Personen festgenommen, die im Verdacht stehen, einen mehrere Millionen Euro schweren Geldwäschering betrieben zu haben.

Die Verdächtigen hätten „zwischen 15 und 20 Millionen Euro" gewaschen, erklärte eine Sprecherin der niederländischen Strafverfolgungsbehörde Openbaar Ministerie (OM) gegenüber Motherboard in einem Telefoninterview.

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Laut einer Pressemitteilung der niederländischen Staatsanwaltschaft kam es am Dienstag zu Razzien in 15 Objekten in Rotterdam, Zoetermeer, Almere, Dordrecht, Zaandam, Schiedam, Den Haag und Putten statt. Es wurden Luxuskarossen und Bargeld konfisziert, außerdem beschlagnahmte die Polizei Bankkonten und eine nicht näher spezifizierte Menge an Bitcoins. Das OM schreibt auch, dass die Geldwäscher sehr wahrscheinlich mit Geldern aus dem illegalen Deepweb-Handel ihre Geschäfte gemacht hätten.

Der erste Verdacht auf Bitcoin-Geldwäsche kam auf, nachdem mehreren Banken auffiel, dass große Mengen Geld in Konten eingezahlt und sofort wieder abgehoben wurden, erklärte die Sprecherin des OM zum Ausgangspunkt der Ermittlungen. „Große Summen wurde auf verschiedene Konten überweisen und dann so schnell wie möglich von Bitcoin-Cashern wieder abgehoben", sagte sie. Laut der niederländischen Tageszeitung De Telegraaf wurden die Beträge an regulären Bankautomaten abgehoben.

Die OM-Sprecherin wollte jedoch keine Aussage darüber machen, wie die Verdächtigen identifiziert werden konnten. „Über diesen Teil der Ermittlungen bewahren wir momentan noch Stillschweigen", sagte sie.

Darkweb-Händler erledigen ihre Geschäfte in der Regel mit Hilfe der Krypto-Währung Bitcoin. Um von seinem Vermögen auch etwas zu haben, muss der Dealer seine Bitcoin allerdings an irgendeinem Punkt in Bargeld umwandeln, damit es unauffälliger wieder ausgegeben oder reinvestiert werden kann. Um das zu tun, stehen dem Dealer mehrere Möglichkeiten zur Verfügung.

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Laut einer Kopie der Dealer-Only Sektion von AlphaBay—einem der beliebtesten Darknet-Schwarzmärkte—, die Motherboard zugespielt wurde, werben diverse „Cashout"-Anbieter direkt bei Darknet-Dealern für ihre Dienste.

Ein Geldwäscher behauptet zum Beispiel, verdeckt Pfund- oder Euronoten per Post im Austausch für Bitcoins zu verschicken. Es sei eine „schnelle, sichere und einfache Alternative zu geläufigen Cashout-Methoden", schreibt der Anbieter. Derartige Dienste werden manchmal auch direkt auf der Handelsplattform beworben. In dem Eintrag aus dem geschlossenen Händlerforum wird von einigen empfohlen, beliebige Bitcoin-Mengen einfach bei legalen Tauschseiten wie LocalBitcoins.com zu verkaufen.

Wie es aussieht, wurde zumindest ein Teil der von den mutmaßlichen Geldwäschern verarbeiteten Beträge auf diese Weise eingetauscht—wenn auch eben in extrem großen Mengen, wie es in der Pressemitteilung des OM heißt. Die Verdächtigen kauften demnach zunächst Bitcoin von Händlern, die ihr Vermögen aller Wahrscheinlichkeit nach durch illegale Transaktionen im Darknet erwirtschaftet hatten. Dann verkauften die Geldwäscher die Bitcoin auf besagten legalen Handelsplätzen gegen Euros, die sie dann auf ihre Bankkonten überwiesen.

Eine Quelle mit besonderen Kenntnissen in Sachen Darknet-Geldwäsche wies Motherboard auf einige Besonderheiten hin, die sich aus den momentan öffentlich verfügbaren Informationen zu dem niederländischen Fall ablesen ließen.

„Vor allem zwei Dinge sind auffällig: Marokko und das Abheben an Geldautomaten", so die Quelle. „Es ist unglaublich leicht, durch Marokko unbehelligt Bargeld zu bewegen; von dort werden übrigens auch eine Menge Prepaid-Karten verkauft, was wahrscheinlich auch [mit den dortigen laxen Kontrollen] zu tun hat."

Motherboard: Prozessauftakt gegen den mutmaßlichen Campus-Waffenhändler

Verwunderlich ist aber auch, dass die mutmaßlichen Geldwäscher für den Cash-Out tatsächlich Geldautomaten nutzten: „Geldautomaten können viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, da die meisten [regulären] Unternehmen einen recht konstanten Geldfluss aufweisen—durch regelmäßige Abrechnungen, Kosten und Einnahmen hat so ein Kontostand ein beständiges Muster an Hochs und Tiefs zu bestimmten Tagen des Monats. Wenn man das Konto jedoch sehr oft füllt und leert, sieht der Graph am Ende sehr verdächtig aus."

Laut der Darknet-Quelle sei es außerdem denkbar, dass die nun Verhafteten auch mit dem Darknet-Drogenhandel zu hätten: „Es ist wahrscheinlich, dass die Drogenhändler und Geldwäscher der gleichen Gruppe angehörten. In der Regel wagen die sich nicht besonders weit [aus ihren Kreisen] hinaus", ergänzte die Quelle. Tatsächlich wurden bei den Razzien auch 15 Kilogramm Grundstoff für die Herstellung von Ecstasy beschlagnahmt, wie Reuters berichtete.