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RauschGIFT-Folge 5: Mein Doppelleben auf LSD

Fragt ihr euch eigentlich manchmal, warum man sich überhaupt beim Trippen filmen lassen will? Heute um 22:40 wird die LSD-Folge von unserer Serie RauschGIFT, in der wir Chris bei einem Trip begleitet haben, auf ZDFkultur ausgestrahlt.
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von Chris

Heute, am 06.12.2013, um 22:40 Uhr wird die fünfte Folge von unserer Serie RauschGIFT, in der unterschiedliche Konsumenten von ihren Erfahrungen mit LSD berichten, auf ZDFkultur ausgestrahlt. Danach könnt ihr euch sie jeden Tag ab 22.00 Uhr in der ZDF-Mediathek anschauen.

Für diese Dokumentation haben wir unter anderem Chris getroffen und ihn bei einem Trip im Park begleitet. Er war dabei sehr offen und ist einer der Wenigen, die sich zu ihrem Konsum bekennen. Warum? Lest selbst.

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Ich habe mehrmals diverse Erfahrungen mit LSD machen dürfen und möchte daher diese Substanz differenziert darstellen. Ja, es stimmt, dass sich die Wahrnehmung gravierend und spürbar verändert, und ja, man hat Momente der Erleuchtung. Auch kann ich nicht abstreiten, dass man das Gefühl haben kann, mit der kosmischen Ordnung in Kontakt zu treten, teilweise fühlt man sich auch tiefenentspannt, als ob man in einem tiefmeditativen Zustand wäre.

Bei dem Gedanken zum Thema Drogen Gesicht zu zeigen, hatte ich anfangs große Bedenken. Ich meine: Wer outet sich denn schon gerne freiwillig in aller Öffentlichkeit zu seinem Drogengebrauch? Es muss ja wohl keine ausführlichere Erwähnung finden, dass man gezwungenermaßen ein Doppelleben in unserer Gesellschaft führt, da man befürchten muss, aufgrund von Substanzaffinität ausgegrenzt zu werden. Ein ewiges Versteckspiel in Job, Alltag, Familie und Gesellschaft.

Mir war, ist und bleibt es jedoch ein Anliegen, gegen die Diskriminierung von Substanzen und Drogengebrauchenden Gesicht zu zeigen und gegen die Reduzierung von Sachverhalten und Personen auf Drogen vorzugehen.

Die vorherrschende Diskriminierung und die genannte Reduzierung führen zu einer Stigmatisierung von Menschen, welche durch die gesellschaftliche Haltung ausgegrenzt und vor allem diejenigen, die Missbrauch betreiben, allein gelassen werden.

Um gegen diese Repression effektiv vorzugehen, bedarf es vor allem Aufklärung, denn es gibt kaum Themen, bei denen in der Mitte unserer Gesellschaft so viele Vorurteile, Unwissen und Halbwissen vorherrschen wie beim Thema Drogen. LSD, „mein Sorgenkind“, ist ein Teil dieses Themas. Wobei diese kleine Anekdote nicht missinterpretiert werden soll.
Sei es der Irrglaube, sofort latente und dauerhafte Psychosen während eines Trips zu entwickeln und somit im Jargon „hängen zu bleiben“, oder die Annahme, dass man total realitätsferne Halluzinationen hat, Fakt ist: Diese Gedanken teilen sich Menschen ohne jegliche Praxiserfahrungen mit der Substanz. Sie wird grundlos auf Basis von gesellschaftlich verbreiteten Annahmen als gefährlich eingestuft und ist seit mehreren Jahrzehnten weltweit illegal.

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Es mag vielleicht abgedroschen klingen, doch bereits nach meinem ersten Konsum von LSD habe ich eine langanhaltende Veränderung meiner Lebensperspektive und Denkweise erlebt. Ich hatte früher ein Alkoholproblem und war ein sogenannter Alpha-Trinker, habe also vor allem zur Problemverdrängung Alkohol konsumiert, da ich zum damaligen Zeitpunkt einfach generell mit den mich betreffenden Konflikten schwer umgehen konnte.

Durch mein „erweitertes Bewusstsein“ war meine limitierte und kurzsichtige Betrachtungsweise meiner Probleme jedoch wie verpufft. Ich habe auf einmal Schlüsselerlebnisse miteinander kombinieren können, die mir so nie als kohärent bewusst waren. Seit diesem Zeitpunkt habe ich meine Umwelt und auch mich selbst immer bewusster wahrgenommen, mein Verhalten viel besser reflektieren und das oben geschilderte Problem als solches mit seinen Ursachen erkannt und selbstständig lösen können.

Die Entscheidung, ob und welche Droge eingenommen wird, liegt ganz und allein in der persönlichen Verantwortung. Jedoch sollte man bewusst konsumieren, was wiederum eine entsprechende Drogenmündigkeit voraussetzt. Der Gebrauch und auch der Missbrauch müssen endlich vorurteilsfrei in unserer Gesellschaft diskutiert und anerkannt werden.
Die vergangenen Jahrzehnte einer kriminalisierenden und restriktiven Drogenpolitik haben uns mit all ihren Repressalien gezeigt, dass sie nicht effektiv ist und an der Realität vorbeigeht. Die Gelder, die dafür aufgebracht werden, würden in zweckmäßigen Aufklärungs-, Präventions- und Therapieprogrammen eine sinnvollere und effizientere Verwendung finden.

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RauschGIFT: LSD, Freitag, 06. Dezember 2013, 22.40 Uhr auf ZDFkultur, danach jeden Tag ab 22.00 Uhr in der Mediathek.

Die ersten vier RauschGIFT-Folgen:

Heroin (und ab 22.00 Uhr in der Mediathek)

Cannabis (und ab 22.00 Uhr in der Mediathek)

GHB/GBL (und ab 22.00 Uhr in der Mediathek)

Alkohol (und ab 22.00 Uhr in der Mediathek)