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Musik

Real Estate stehen zum Verkauf

Habt ihr schon mal „Real Estate" bei Google eingegeben? Wisst ihr, was da rauskommt? Häuser, Immobilien, Makler. Aber es gibt auch eine Band, die nach Sommerurlaub in San Francisco klingt.

Mit Immobilien ist das ja immer so eine Sache. Du liest eine Anzeige: 3-ZW, BLK, DB m. WaMa, EBK, Bj 1956, prov.-fr., rep.-bed. Dann vereinbarst du einen Termin mit Eigentümer oder Makler, ohne ganz genau zu wissen, auf was du dich da eingelassen hast. Abgesehen von der Annonce, die beim laut Vorlesen eher nach Sprachfehler als Anzeigentest klang, könnte alles voller Schimmel sein. Oder Kakerlaken. Oder dein Nachbar ein Drogen dealender Irrer mit Mafia-Freunden/-Feinden und Geldwäschebetrieb im Hausflur. Weiß man ja nie. Ähnlich ahnungslos und gespannt ging ich zum Interview mit Real Estate. Die Band besteht aus Alex Bleeker, Martin Courtney und Mathew Mondanile. Sie kennen sich bereits aus Schultagen in New Jersey, leben nun in New York und machen Musik, die nach Sommerurlaub in San Francisco klingt. Habt ihr schon mal „Real Estate“ bei Google eingegeben? Wisst ihr, was da rauskommt? Häuser, Immobilien, Makler. Erstmal nichts über euch als Band. Ihr habt auch keine Homepage. Interessiert ihr euch nicht für Internet und neue Medien?
Martin: Nein, so ist das nicht, wir interessieren uns fürs Internet, unsere Homepage ist in Planung. Über dieses Suchmaschinending haben wir bei der Bandgründung einfach nicht nachgedacht. Es steht bei uns nicht an erste Stelle, googlebar zu sein. Dann spielt doch einfach mal Immobilienmakler für den anderen und verkauft euch gegenseitig.
Martin: Das ist Alex. Er ist bärtig, sieht gut aus, ein großartiger Musiker. Er spielt Bass bei Real Estate und ist ein guter Songschreiber. Du solltest ihn kaufen! Wie ein Haus.
Alex: Oder eine Prostituierte … Matt, der Lead-Gitarrist von Real Estate. Er ist ein echt stylischer Typ und großartiger Gitarrenspieler, auch bei den Ducktales, seinem anderen Projekt. Er ist ein Jetsetter, war schon auf der ganzen Welt und hat den Pass mit den meisten Stempeln von uns allen. Gerade hat er uns in einen großartigen Falafelladen ausgeführt, weil er sechs Monate zum Studieren hier in Berlin gelebt hat. Und: Er hat heute seine Schuhe gewechselt. Das ist natürlich immer gut zu wissen!
Matt: Und hier haben wir Martin Corney, er ist der Sänger der Band Real Estate. Vor Kurzem hat er sich mit seiner langjährigen Freundin Heather Joyce verlobt. Oder … nennen wir sie … Heather J. Und: Er hatte eine Zeit lang eine Immobilienmakler-Lizenz. Heißt ihr deswegen Real Estate?
Martin: Teilweise schon. Martins Eltern sind beide Immobilienmakler. Wenn ihr euch doch für die Google-Auffindbarkeit entscheidet und euren Namen deswegen sofort ändert müsstet, wie würdet ihr heißen?
Matt: Wir werden unseren Namen aber nicht ändern.
Alex: Warlords! The Warlords! Das ist der Name unserer Alter Ego-Band. Zu unseren Anfangszeiten nannten wir uns so. Wir werden eine Platte rausbringen, mit unserem früheren Drummer—der ist schließlich immer noch ein Mitglied der Warlords. Das Album nennen wir dann Harsh Winds. Warlords ist unsere zukünftige Rockband. Wenn wir unsere Instrumente irgendwann mal supergut beherrschen und zu Wunderkindern mutiert sind, dann werden wir zu The Warlords.

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The Warlords, im Moment aber noch Real Estate

Spielt ihr eigentlich immer noch Gigs bei Hauspartys nach euren eigentlichen Auftritten?
Matt: Nein, wir haben das schon eine ganze Weile nicht mehr gemacht. Das war eher zu Anfangszeiten unserer Tour, aber wir würden immer noch gerne. Puh, kennst du ein Haus, in dem wir heute spielen könnten? Also, bei mir geht’s nicht, meine Wohnung ist zu klein.
Alex: Mist, sonst bräuchten wir eigentlich nur noch ein paar Leute, gute Musik, Rauschmittel, Bier. Und sexuelle Spannung. Auf dem College ging es bei uns ganz gut ab. Und noch früher, im Senior Highschool-Jahr, waren wir immer mit dem Auto von Martins Eltern unterwegs, es war ein Cabrio. Wir fuhren damit rum, bevor wir überhaupt einen Führerschein hatten. Das war vielleicht ein Nervenkitzel, dann wurden wir leider erwischt—nicht von der Polizei, nur von unseren Eltern. Ich bekam den ganzen Sommer lang Hausarrest! Das war echt scheiße, es war schließlich Sommer.
Matt: Dafür hast du doch gar nicht den Hausarrest bekommen, hatte das nicht einen anderen Grund?
Alex: Ja OK, ich bin auch noch das Auto von jemand anderem gefahren und hab's zu Schrott gefahren. Der Hausarrest hing wohl generell damit zusammen. Meine Eltern meinten: „Warum zur Hölle fährst du immer Autos von anderen Leuten?“ Ist ja fast schon kriminell.
Alex: Ach, ich weiß auch nicht … Ich war eigentlich immer ein braves Kind, aber …
Martin: Mein Vater hatte gerade einen neuen Wagen bekommen. Das Auto war da, es war verführerisch. Komm schon. Es war ein Cabrio und es war Sommer! Na, wenn die Schlüssel zu Hause rumlagen, wollten es deine Eltern ja quasi.
Martin: Ja, genau. Das nennt sich jugendliche Freiheit. Ihr habt euer Album Days genannt. Wie sieht denn euer perfekter Tag aus?
Alex: Einfach nur den ganzen Tag nichts machen! Sehr gutes Essen, dann rumhängen und Filme schauen. Ein ganz einfacher, entspannter Tag soll es sein, ohne Angst haben zu müssen, irgendein wichtiges soziales Event zu verpassen. Wie ist es auf der Bühne? Ist das auch entspannend für euch?
Martin: Ich werde immer noch nervös. Ich flipp eigentlich am Anfang jeder Show total aus. Wenn der erste Song rum ist, ist alles OK. Selbst wenn du saumüde bist und dich beschissen fühlst und eigentlich gar keinen Bock mehr auf das alles hast, stehst du dann auf der Bühne und denkst wieder: „Ja! Ja, ja, ja!“ Der Auftritt ist wahrscheinlich der beste Teil eines Tages. Auf dem Album gibt es einen Song namens „Kinder Blumen“. Matt, du hast in Deutschland gelebt—kamt ihr so auf diesen Titel?
Matt: Ich spreche Deutsch echt nur (auf Deutsch:) ein bisschen.
Alex: Ich hab in der Highschool Deutsch gelernt, mal sehen, ob ich dir die Frage beantworten kann. (Auf Deutsch:) Wir sprechen ein bisschen Deutsch. Kinderblumen ist flowerchildren auf Deutsch … oder äh … auf Englisch. Und äh … das ist alles. Aber im Deutschen ergibt Kinderblumen nicht wirklich Sinn. Deswegen wollte ich wissen …
Matt: Das wusste ich nicht, lag wohl an meinen schlechten Deutschkenntnissen. Ich wusste nur, dass children Kinder und flowers Blumen bedeutet. Childrenflower? Sinn?
Matt: Ich hatte in einem Buch was über Hippies in Deutschland gelesen, in dem von „Blumenkinder“ die Rede war. Und mir gefällt die Idee von deutschen Hippies, von Zurück-in-die-60er. Der Song selber ist instrumental, deswegen spielt der Titel nicht so eine große Rolle. „Kinder Blumen“ hörte sich einfach cool an. Und auch ein bisschen wie diese Kinderschokolade: Kinder Bueno. Muss ja nicht immer alles Sinn machen. Danke euch Dreien.