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DIE DIRTY LAUNDRY ISSUE

Russlands Parkplatzpatrouille

Russlands Putin-treue Jugend hasst jetzt nicht nur Schwule, sondern auch Falschparker.

Dieser Tage werden die russischen Straßen nicht nur von der Polizei kontrolliert, sondern auch von tatkräftigen jungen Männern, die sich StopCham, also „Stoppt die Unhöflichkeit", nennen und sich zur Aufgabe gemacht haben, dem illegalen Parken und dem Fahren auf dem Bürgersteig einen Riegel vorzuschieben. StopCham soll als Ableger der kremltreuen Jugendbewegung Naschi entstanden sein. StopChams bevorzugte Methode der Einschüchterung ist die öffentliche Bloßstellung. Sie filmen ihre Konfrontationen mit den Fahrern, deren Autos sie anhalten oder denen sie riesige Aufkleber auf die Windschutzscheibe pappen, auf denen Sätze stehen wie „Mir sind die anderen egal, ich parke, wo ich will", und posten die Videos dann auf ihrem YouTube-Kanal, der über zwei Millionen Abonnenten hat. Ihre Aktionen provozieren die Betroffenen oft zu wütenden Reaktionen, manchmal versuchen die entnervten Fahrer sogar, die Aktivisten zu überfahren.

StopCham Moldowa ist eine etwas gewaltbereitere Fraktion der Kampagne, deren Mitglieder zu drastischeren Methoden greifen, wie die Windschutzscheiben mit Baseballschlägern zu zertrümmern. Wie sehr hat die Bewegung aber tatsächlich das illegale Parken und gefährliches Fahren reduziert? Ein Stück weit schon. Ein paar neuere Youtube-Beiträge zeigen, wie Autos sich unauffällig wieder vom Bürgersteig schleichen, wenn sie eine StopCham-Truppe am Horizont aufkreuzen sehen. Es scheint heute gefürchteter zu sein, im Internet bloß­gestellt zu werden, als acht Jahre Zwangsarbeit in Sibirien aufgebrummt zu bekommen.

Illustration von Ole Tillmann