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Ryan McGinleys Rat für den Fotografennachwuchs

„Man hört immer, dass man sich [sein Publikum] nackt vorstellen soll, um die Nerven zu beruhigen. Aber das wäre für mich ja nur ein normaler Arbeitstag.“

Alle Fotos aus dem Frühwerk von Ryan McGinley mit freundlicher Genehmigung des Künstlers und der Team Gallery

Ich war nicht auf der Parsons-Graduiertenfeier, aber man sagte mir, dass ich die bemerkenswerte Abschlussrede des Fotografen Ryan McGinley verpasst habe. Zum Glück hat sein Studio die Ansprache bereits auf YouTube gestellt. Zukünftigen Fotografen ist es so gut wie immer zu empfehlen, sich die Ratschläge von McGinley anzuhören. Zum Beispiel, weil er 2003—im Alter von 25—eine Einzelausstellung im Whitney Museum of American Art hatte. Oder weil er 2007 vom International Center of Photography zum Jungfotografen des Jahres gewählt wurde und seitdem unter anderem als „der wichtigste Fotograf in Amerika“ und „der Verführer der innenstädtischen Kunstwelt“ bezeichnet wurde. Außerdem hatte er früher meinen Job als Fotoredakteur bei VICE.

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Hier sind ein paar Juwelen aus McGinleys Rede. Betrachte sie als nützliche Karrieretipps für junge Fotografen—von einem Typen, der weiß, wovon er spricht. Er begann seine Rede mit: „Man hört immer, dass man sich [sein Publikum] nackt vorstellen soll, um die Nerven zu beruhigen. Aber das wäre für mich ja nur ein normaler Arbeitstag.“

„In meinem vierten Studienjahr habe ich Tag und Nacht fotografiert. Ich fotografierte jede Kleinigkeit—mein gesamtes Essen, von Graffiti übersäte Eingänge, meine Freunde und Mitbewohner. Meinen ersten Freund Marc habe ich damit gefoltert, dass ich jeden Augenblick unserer Beziehung fotografiert habe. Ich war davon besessen, mein Leben zu dokumentieren. Hier ist mein Ratschlag an euch: Findet etwas, von dem ihr besessen seid, und steigert euch hinein. Macht keinen Wettbewerb daraus; findet etwas, das nur euch gehört. Nehmt eure Lebenserfahrung und verbindet sie mit eurem Wissen über die Geschichte der Fotografie. Vermischt das Ganze und schafft eine künstlerische Welt, die wir betreten können.“

„Wenn du nur Handys fotografieren magst, dann mach das. Wenn dein Vater auf einer Baustelle arbeitet, die cool aussieht, nutze das aus. Wenn deine Mutter Pudel züchtet, dann integriere sie in deine Fotos. Benutze die Kamera dazu, etwas aufzunehmen, das du kennst, aber andere nicht, etwas, zu dem du Zugang hast, aber andere nicht, und die Leute oder Dinge, die mit dir in Verbindung stehen, um deine eigene Welt zu bilden.“

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„Sei fleißig. Suche und finde einen Weg, um zu tun, was du tun willst. Finde heraus, was es ist und mache es. Rede nicht zu lange herum. Mach es. Verfeinere es. Mach es weiter. Versuch einen anderen Weg. Bleib an der Sache dran, bis zu das nächste Level erreicht hast. Rede es dir nicht aus. Setze einen Fuß vor den nächsten und lass alles organisch geschehen.“

„Ich habe erkannt, dass ich intime Bilder von Fremden machen konnte. Es war ein Durchbruch für mich. Ich habe gemerkt, dass es den meisten Leute gefällt, fotografiert zu werden. Sie mögen es, wenn man ihnen Aufmerksamkeit schenkt und sie Dinge machen lässt, die sie normalerweise nicht tun würden. Ich habe herausgefunden, dass ich nur fragen muss.“

„Sage ja zu fast allem und probiere neue Sachen aus. Fürchte dich nicht davor, zu scheitern, und schrecke nicht vor harter Arbeit zurück. Mach deine Bilder—versuche nicht, die Bilder von jemand anderem zu machen. Verirre dich nicht in deinem Kopf und mach dir keine Gedanken darum, welche Kamera du verwendest.“

„Ich habe mal gehört, dass der legendäre Indie-Regisseur Derek Jarman bei der Produktion seiner Kunstfilme drei Regeln hatte: ,Komm rechtzeitig, trag dein eigenes Licht und erwarte nicht, bezahlt zu werden.‘ Das ist bei mir hängengeblieben. Betrachte Kunst als einen Job. Beschäftige dich jeden Tag acht Stunden mit der Fotografie. Nimm sie so ernst wie Ärzte Medizin.“

„Vergiss nicht, dass das, was wir tun, verdammt romantisch ist.“

„Mach Fotos von allem Möglichen. Wenn du hart arbeitest—wirklich hart—wird sich eine Gelegenheit ergeben. Und wenn es soweit ist, solltest du mit deiner Kamera in der Hand bereit sein.“