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Schweinefleisch statt Türken: Kleingärtner wollen keine weiteren Migranten

Eine Berliner Kleingartensiedlung will die "soziale Ausgewogenheit erhalten" und weist angeblich zwei türkische Familien ab.

Eine Kleingartensiedlung ca. 1960. Die Welt war noch in Ordnung, man konnte die Beine hochlegen und von Schweinefleisch träumen. Hmm. Schweinefleisch | Foto: imago | Gerhard Leber

Deutschland hat sich entspannt. Es ist nicht mehr die Nation der perfektionistischen Paragraphenreiter. Sondern sieht den Dingen unter Umständen, ab und zu, wenn sich die richtige Gelegenheit bietet, vielleicht auch mal gelassener entgegen. Selbst außerhalb des Landes hat man das gemerkt und Deutschland an die Spitze von Beliebtheitslisten gewählt.

Aber keine Sorge, es gibt sie noch, die Hochburgen der deutschen Tugenden und sie heißen Kleingartenkolonien. Hier hält man sich an die Regeln, Schwarz-Rot-Gold flattert über der Zufahrt, die Zufahrt selbst ist natürlich nur zu den festgelegten Zeiten zu befahren (um Gotteswillen nicht während der Mittagsruhe) und zu Festen ist in entsprechender Stimmung zu erscheinen.

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So stellt man sich auch das Leben in der Berliner Kleingartenkolonie Frieden vor. Alles in geordneten Bahnen, zur rechten Zeit und am richtigen Ort. Wären da nur nicht diese Ausländer. Heute berichtet der Tagesspiegel über die erfolglosen Versuche zweier türkischer Familien, in der Kolonie einen Kleingarten zu ergattern.

Schon 2013 soll eine Familie mit den Worten "Sie bekommen in dieser Kolonie keinen Garten" abgewiesen worden sein und im letzten Jahr soll eine weitere türkischstämmige Familie keinen Garten bekommen haben. Weil sie eine türkischstämmige Familie ist.

Der Vorsitzende der Kleingartenkolonie Frieden e.V. (203 Parzellen) bestätigt das auf Nachfrage von VICE und sagt uns, dass es bereits einen Anteil von "25% nicht-deutschen Kolonisten" gäbe. Der Grund für die Ablehnung der beiden Familien sei, dass man die "soziale Ausgewogenheit erhalten" wolle. Das hat selbstverständlich nichts mit Ausländerfeindlichkeit zu tun, immerhin ist die Schriftführerin mit einem Türken verheiratet.

Laut dem Tagesspiegel sind die Probleme mannigfaltig und die soziale Ausgewogenheit steht kurz vor dem Zusammenbruch. So wird etwa davon berichtet, dass Migranten mit Holz grillen. Mit Holz! Satzungsgemäß ist zum Grillen ausschließlich Holzkohle zugelassen. Andere Migranten sollen während "bestimmter Ruhezeiten" mit Autos gefahren sein. Ein, möglicherweise traumatisierter, deutscher Pächter berichtet von einem türkischen Nachbarn, der an einem Feiertag den Rasen gemäht hat! "Nach dem Motto: Das ist euer Feiertag, nicht unserer", wird der Pächter zitiert. Die schlimmsten Träume des Pegida-Gründers Lutz Bachmann, werden also wahr: Die Kleingarten-Islamisierung ist nicht mehr aufzuhalten.

Aber es kommt noch schlimmer. Denn zu den Regeln im Kleingarten gehört nicht nur die korrekte Zubereitung von Grillgut und die ordnungsgemäße Einhaltung von Ruhezeiten. Man darf natürlich die gute Deutsche Gemütlichkeit nicht vergessen. Und auch hier: eklatante Verstöße. Einige nicht-deutsche Pächter nähmen nicht ordnungsgemäß an den Koloniefesten teil. Und dann ist da selbstverständlich noch die grundsätzlich unterschiedliche Essenskultur. Kleingartenfeste sind Schweinefleischfeste, das bestätigte ein Kolonist dem Tagesspiegel: Migranten "äßen kein Schweinefleisch. Und das gebe es nun mal hauptsächlich bei den Kleingartenfesten."