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Sex

Seid ehrlich, Hetero-Jungs: Ihr steht doch alle auf Po-Spielchen

Allgemein gilt auch heute noch, dass ein Finger im Arsch eines Mannes doch eher ein Tabuthema darstellt. Übers fingern haben wir uns mit fünf Heteros unterhalten.
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Foto: IMAGO / Shotshop

Foto: Anthony Easton | Flickr | CC BY 2.0

Wenn ich eine Sache über Sex gelernt habe, dann die Tatsache, dass die meisten Menschen ganz unabhängig vom Geschlecht gerne mal einen Finger in den Arsch gesteckt bekommen. Als mir das klar wurde, wusste ich direkt, dass ich für alle Zeiten eine gute Sexpartnerin sein würde. „Steck ihm einfach einen Finger in den Po" lautet der heilige Gral aller Sextipps und stellt quasi das dar, was herauskommen würde, wenn man alle Ratschläge aus den üblichen Männerzeitschriften in einen Satz presst.

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Genau diese Tatsache macht doch auch den Twitter-Beef erst so interessant, den sich Kanye West und Wiz Khalifa vor Kurzem geliefert haben.

Falls du jetzt keine Ahnung hast, wovon ich da rede, dann fasse ich das Ganze für dich mal kurz zusammen: Kanye West nahm sich Wiz Khalifa in einem 26 Tweets umfassenden Angriff vor und bezeichnete den Rapper dabei als „unglaublich abgedroschen" und warf ihm vor, von seiner Ex-Frau Amber Rose (die übrigens auch Kanyes Ex-Freundin ist) „beherrscht" zu werden. Eigentlich fing alles an, weil Khalifa West dafür kritisiert hatte, dass der sein anstehendes Album in Waves umbenennen wird. Damit implizierte er nämlich, dass Kanye vom im Gefängnis sitzenden Rapper Max B abkupfert. In der Schimpftirade fielen dann auch noch andere wertvolle Aussagen wie etwa „Ich bin vielleicht nicht schlank und groß, aber der größte Künstler aller Zeit zu sein, macht das doch wieder wett".

Die ganze Sache war eigentlich ein einziges riesengroßes Chaos (Kanye sorgte sich komischerweise vor allem um Röhrenjeans und seinen Status als „OG"), aber der Tweet, der trotzdem am meisten hervorstach, war die Antwort von Amber Rose:

Durch diese einfachen Worte und das Zeigefinger-Emoji verwandelte sich Kanye vor unserem inneren Auge von einem wütenden und dominanten Musiker in einen unterwürfigen Mann, der auf dem Rücken liegend seine Beine in die Luft streckt und wie ein Kätzchen schnurrt, während ihm ein Finger in den Po gesteckt wird.

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OK, analysieren wir das Ganze mal: Was genau wollte Amber Rose mit ihrem Tweet erreichen? Nun, sie wollte Kanye offensichtlich bloßstellen. Sie hat versucht, ihm mithilfe von vermeintlichen Details aus dem damaligen Sexleben der beiden die Männlichkeit abzusprechen. Dabei glaubt sie, dass sie mit genau diesem pikanten Detail die größtmögliche Wirkung erreicht.

Durch dieses Vorgehen hat Rose jedoch auch unbeabsichtigt eine allgemeingültige Tatsache in den Fokus gerückt: Für den durchschnittlichen Hetero-Mann ist kaum etwas so potenziell peinlich und tabuisiert, wie zuzugeben, dass man darauf steht, einen Finger in den Arsch gesteckt zu bekommen. Das finde ich wirklich komisch, denn meiner Erfahrung nach haben eine Menge heterosexuelle Männer genau diese Vorliebe.

Um meine bereits gemachten Erfahrungen zu bestätigen, habe ich Google gefragt, ob heterosexuelle Typen darauf stehen, in den Hintern gefingert zu werden.

Folgende Ergebnisse wurden mir ausgespuckt:

Und wie es hier auch heißt: Leute, ist doch bloß Sex!

Folgender Kommentar fasst jedoch ganz gut zusammen, warum Amber Roses Tweet so viel Wirkung zeigte:

Jegliche sexuelle Handlung, bei der der Hintern des Mannes mit einbezogen wird, schrammt immer noch haarscharf an der Homosexualität vorbei—und genau das ist für viele Heteros ein Problem. Egal ob es sich nun um einen vorsichtig herumtastenden Finger, um Zungenspiele oder um die volle Umschnalldildo-Erfahrung handelt, wenn man(n) den Wunsch äußert, dass die Frau sich mal ein bisschen im braunen Salon umsieht, dann kann er der Meinung vieler Leute nach auch gleich zugeben, dass er sich auf der Kinsey-Skala ganz weit oben befindet.

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Aber wenn doch so viele Männer darauf stehen, warum wird aus diesem Thema dann so eine Geheimniskrämerei gemacht? Warum hat es noch keine großen Zusammenschluss von Typen gegeben, die ihre Liebe für einen Finger im Arsch laut herausschreien? Um das Ganze besser verstehen zu können, habe ich mit fünf heterosexuellen Männern über genau dieses Thema gesprochen (natürlich wollten alle lieber anonym bleiben).

VICE: Hey. Wie denkst du darüber, in den Po gefingert zu werden?
Hetero Nummer Eins: Es ist für mich kein Problem darüber zu reden. Ich kann allerdings nicht mehr sagen, außer dass ich es total eklig finde und noch nie gemacht habe. Und das wird auch niemals passieren.

Warum?
Es ist ekelhaft, weil das mein Arschloch ist. Halte dich von meinem Arschloch fern! Ich glaube, das hängt auch irgendwie mit dem männlichen Stolz zusammen. Die Vorstellung, penetriert zu werden, findet bei den meisten Heteros eben nicht wirklich viel Anklang. Für viele ist das der ultimative Horror. Bei mir kommt aber auch noch der Hygienefaktor mit ins Spiel.

VICE: Stehst du drauf, wenn die Frau dir beim Sex einen Finger in den Arsch steckt?
Hetero Nummer Zwei: Ich persönlich lasse das nicht mit mir machen, aber ich habe auch noch nie Analsex gehabt. Ich stehe irgendwie einfach mehr auf Muschis als auf Arschlöcher. Mir ist zu Ohren gekommen, dass Typen darauf abfahren, weil es den Orgasmus intensiver macht. Wie alle anderen sexuellen Handlungen ist aber auch das etwas total Subjektives und Persönliches—deshalb halte ich es für das Beste, den Leuten da nicht reinzureden.

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Ist das Ganze für heterosexuelle Männer so etwas wie ein Tabuthema?
Dieses Tabu kommt aus einer männlichen Gruppenpsychologie, die ich im Grunde immer noch als total homophob ansehe. Ja, wir als Gesellschaft sind inzwischen zwar viel offener geworden, aber ich habe auch schon in genügend Fußballmannschaften gespielt, um zu wissen, dass das Ganze bei vielen jungen Männern dennoch negativ konnotiert ist. Das finde ich scheiße, aber die meisten Typen sind halt einfach Vollidioten.

Mir persönlich gibt es einfach nichts, wenn mir am Arsch herumgespielt wird. An sich finde ich das nicht schlimm, aber es bereitet mir eben kein großartiges Vergnügen.

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VICE: Hallo. Wie stehst du zum Thema Finger im Arsch?
Hetero Nummer Drei: Ich finde es zwar schön, dass du da an mich gedacht hast, aber ich habe auf diesem Gebiet leider absolut keine Erfahrung. Tut mir leid.

Warum hast du da keine Erfahrung?
[Stille]

VICE: Hi. Und, Po-Spielchen?
Hetero Nummer Vier: Ich finde es ziemlich cool, wenn mir die Frau am Arschloch herumspielt, weil sich das doch ziemlich gut anfühlt. Und wer steht denn nicht auf etwas, das sich gut anfühlt? Es gibt aber auch Leute, die der Meinung sind, dass es irgendwie schwul kommt, seinen Daumen in ein schön mit Gleitgel präpariertes Arschloch zu schieben, und vielleicht trifft das auch zu. Ich bin jedoch total glücklich, wenn jemand durch mein Hintertürchen kommt und ganz zart die Innenwand meines Enddarms kitzelt.

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VICE: Jo. Magst du es, wenn dir die Frau einen Finger in den Hintern schiebt?
Hetero Nummer Fünf: Wenn du mich das vor ein paar Monaten gefragt hättest, wäre meine Antwort auf diese Frage Nein gewesen. Aber letztens ist es irgendwie einfach passiert: Sie ist mit ihrem Finger so am Rand herumgefahren und schwupps … er war drin! Ja, das war irgendwie komisch, aber irgendwie auch total angenehm.

Also ist dir das Ganze zum ersten Mal mit Mitte 20 passiert. Wolltest du es vorher bewusst nicht ausprobieren oder ist dir das einfach nie in den Sinn gekommen?
Um ganz ehrlich zu sein, ich hielt das Ganze immer für etwas Schlechtes oder etwas, das nicht passieren sollte. Ich hatte kein Problem damit, einer Frau einen Finger in den Arsch zu stecken, aber andersrum? Nein, danke. Ich glaube, dass mir die Vorstellung einfach widerstrebt hat und ich gedacht habe, dadurch wie ein unterwürfiger Schwächling dazustehen. Jetzt ist es jedoch passiert und das wird auch garantiert nicht das letzte Mal gewesen sein.

§

Da habt ihr's. Durch meine kleine, unwissenschaftliche Studie mit fünf heterosexuellen Probanden bin ich zu folgendem Schluss gekommen: Wenn es erstmal Klick gemacht hat, dann bleibt das auch so. Und es ist eigentlich keine große Sache. Oralsex war ja früher auch mal ein Tabu und heute gehört er zum Liebesakt einfach dazu. Die gesellschaftlichen Normen und Ansichten in Bezug auf das Thema Sex verändern sich ständig und schließen immer wieder neue Sachen und Fetische mit ein.

Derzeit ist es für heterosexuelle Männer aber immer noch ein ziemlich weiter Weg, bevor sie offen zugeben können, gerne mal einen Finger in den Arsch gesteckt zu bekommen. Genau deshalb ist Amber Roses Tweet der Gewinner des Beefs und bis nächstes Jahr irgendwann der unvermeidliche „Ist 2017 das Jahr des Fingerns von Männern"-Artikel erscheinen wird, kann selbst ein Mann vom Kaliber eines Kanye Wests mit einem einzigen Zeigefinger-Emoji zum Schweigen gebracht werden.