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Drogen

Sex, Drogen und psychedelische Kunst: Ein Interview mit Finn McKenna

Wir haben mit dem Künstler und Halluzinations-Spezialisten über seine Kindheit als Sohn von Terence McKenna, einem Guru der psychedelischen Drogenszene, gesprochen.

Fotos und Abbildungen: Finn McKenna

Terence McKenna verfasste Zeit seines Lebens etliche Bücher zu psychodelischen Drogen und mauserte sich dadurch zu einer Art Guru für alle Fans von Magic Mushrooms und was einem sonst noch so zu einem spektakulär erweiterten Bewusstsein verhilft. Zu seinem Lebenswerk und seinen zum Teil bahnbrechenden Erkenntnissen habe ich mich bereits an anderer Stelle geäußert. Der Forscher und Philosoph verstarb im Jahr 2000 an einem Hirntumor, sein intellektuelles Erbe lebt allerdings durch seine Kinder weiter. Deswegen habe ich den Hörer in die Hand genommen und McKennas Sohn Finn (Jahrgang 1987) angerufen.

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In dem anderthalbstündigen Gespräch—das längste Telefonat, das ich seit ungefähr fünf Jahren geführt habe—und ein paar anschließenden Fragen per Mail hatten wir alle Themen abgehandelt, die man sich im Bereich Drogen, Übersinnliches und Popkultur überhaupt nur vorstellen kann. Darunter: darunter Flann O’Brien, Robert Crumb, LSD, Tabak, Haschisch, Opiate, Ketamin, Pilze, Ecstasy, Kokain, giftiges Levamisol, DMT, Ayahuasca, Tryptamine, Cannabis, Graffiti und Street Art, Greg Egan, H.P. Lovecraft, H.R. Giger, London, das Medium, das die Botschaft einholt, visionäre Kunst und „ein revolutionäres musikalisches Videospiel, das die Spieler in einen psychedelischen Zustand versetzen soll”. Im Interview sagte er: „Bevor Sex und andere Drogen in den Mittelpunkt rückten, interessierte ich mich als Teenager hauptsächlich für psychedelische Drogen, Kunst und Musik.” Bei den meisten Menschen seines Alters dürfte es genau anders herum abgelaufen sein.

VICE: In einem 1993 veröffentlichten Artikel—zu dem Zeitpunkt warst du 15—wurde dein Vater gefragt, wie er zu Drogen und Kindererziehung steht. Er antwortete: „Ich sage ihm die Wahrheit, kläre ihn auf und lasse ihn seine eigenen Entscheidungen treffen.” Welche Erfahrungen hast du mit Drogen gemacht?
Finn McKenna: Psychedelika haben mich seit meiner Zeugung beeinflusst. Wenn man an La Chorrera glaubt, was eigentlich absurd ist, weil niemand versteht, was dort passiert ist, dann wurde die DNA in meinen Y-Chromosomen vielleicht von einer außerirdischen Intelligenz interkaliert.

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Sobald ich sprechen konnte, habe ich unablässig Fragen gestellt, die meine Eltern immer offen und ehrlich beantwortet haben. Ich kann mich noch erinnern, dass wir schon über Psychedelika gesprochen haben, als ich erst drei Jahre alt war. Später war ich dann dabei, als meine Eltern Ayahuasca-Sitzungen leiteten und Pilze genommen haben. Ich half meinem Vater dabei, Weinfässer anzustechen, sobald ich einen Hammer halten konnte. Der Anblick und Geruch von Haschisch und Marihuana aus Nordkalifornien haben zu meinem Elternhaus einfach dazugehört. Der Geruch von verbrennendem Haschisch war schon immer mein Lieblingsgeruch. Hasch ist in meinem Leben ständig präsent gewesen.

Halluzinationen und Visionen haben mich schon immer fasziniert und ich habe aufgeregt auf den Tag gewartet, an dem ich selbst mal Psychedelika ausprobieren durfte. Ich erinnere mich noch an ein Gespräch beim Abendessen, bei dem mir meine Eltern erzählten, dass Halluzinationen sich anfühlten, als ob man in einem Zeichentrickfilm leben würde. Deshalb wünsche ich mir bis heute, mich in eine lebende Zeichentrickfigur zu verwandeln. Was ja gar nicht so weit hergeholt ist, wenn man begreift, dass die Wirklichkeit eine Halluzination ist (Ich kann Der dritte Polizist von Flann O’Brien wärmstens empfehlen). Der uneingeschränkte Zugang zu Science Fiction, seltenen Büchern, Underground-Comics und seltsamer Kunst in der Bibliothek meiner Eltern beflügelte meine Vorstellungskraft und weckte mein Interesse am Anderssein.

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Hört sich nach einer ungewöhnlichen Kindheit an—eine, die von noch mehr „Magie” durchdrungen ist als ein normale Kindheit sowieso schon. Gibt es da eine besondere Geschichte, die du uns erzählen möchtest?
Als ich acht Jahre alt war und wir auf Hawaii lebten, hatten meine Eltern ein Büro in Honaunau gemietet, dass ihnen als Ausgangsbasis für ihre neue Non-Profit-Organisation Botanical Dimensions diente. Meine Mutter, Kathleen Harrison, betreibt die Organisation bis heute sehr erfolgreich. Sie hat sich als Ethnobotanikerin verdient gemacht. Eines Tages tauchte eine Box komischer Underground-Comics aus der 70er Jahren auf der Treppe zum Büro meiner Eltern auf. In einer Ausgabe von Zap war ein Comic von R. Crumb: „R. Crumb Versus the Sisterhood”. Darin kämpfte er gegen eine Gruppe vollbusiger Feministinnen. Er kroch durch die Scheide einer Frau in ihren Uterus und brachte sie von innen zum Höhepunkt. Zu der Zeit hatte ich keine Ahnung von weiblicher Anatomie und der Comic hat mich einfach umgehauen.

Diesen Comic das erste Mal zu lesen, war wie eine psychedelische Erfahrung. Ich habe diese Ausgabe und noch ein paar andere mit ähnlichen Inhalten in dem Klohäuschen versteckt. Es stand am Ende eines steinigen Pfades in der Nähe unseres Hauses im Dschungel von Süd-Kona, über einer tiefen, dunklen Grube, die „pooka“ genannt wird. Sie löste in mir eine ähnliche Urangst aus wie die Werke von H.P. Lovecraft. In dem Häuschen habe immer immer wieder diese unfassbar bizarren und gotteslästerlichen Sachen gelesen, ohne dass meine Eltern davon wussten. Irgendwie war mir klar, dass diese Texte so düster waren, dass selbst meine verrückten Hippie-Eltern etwas dagegen gehabt hätten.

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Ich hatte deshalb eine lange Gewissenskrise und fühlte mich schuldig, weil ich wusste, dass ich alle möglichen Regeln brach. Gleichzeitig war ich aber so fasziniert, dass ich nicht aufhören konnte, zum Klohäuschen zu laufen und diese Comics immer und immer wieder zu lesen. Irgendwann hatte ich so viel Angst davor, erwischt zu werden, dass ich tatsächlich alle kritischen Stellen mit weißem Korrekturmittel übermalt habe. Ich machte das so präzise wie möglich,damit die ‚Korrektur’ meinen Eltern gar nicht auffallen würde, falls sie meine Sammlung doch einmal entdecken sollten. Natürlich hätte es trotzdem jeder gemerkt. Bei der Crumb-Geschichte beispielsweise war es gar nicht möglich, die Sex-Szenen zu entschärfen. Als meine Paranoia ihren Höhepunkt erreicht hatte, warf ich all meine Comics in die Grube unter dem Toilettenhäuschen, damit sie dort von Monstern und Fäkalbakterien verschlungen werden konnten. Mein Verbrechen war vertuscht und mein Gewissen erleichtert.

Hast du Lieblingsdrogen?
Es gibt viele Drogen, die ich mag. Ich versuche aber nicht zu viel davon zu nehmen—außer Tabak, Hasch-Joints und den gemischten Joints, die ich früher geraucht habe. Das gelingt mir nicht immer, aber irgendwie komme ich immer wieder auf die Beine, ohne einen Entzug oder so etwas machen zu müssen. Tabak ist die einzige Sache, bei der ich bis heute nicht geschafft habe, damit aufzuhören.

Ich mag auch Opiate und Stimulanzien, aber bei denen muss man mit der Dosis sehr vorsichtig sein, weil man sonst schnell eine Toleranz entwickeln und abhängig werden kann. Ketamin kann toll sein, aber auch nur, wenn man die richtige Dosis zusammen mit LSD nimmt und die richtige Musik dazu hört. Pilze hatten einen großen Einfluss auf mich. Meine erste überwältigende, psychedelische Erfahrung hatte ich mit Pilzen. Das war noch vor Cannabis. Aber im Erwachsenenalter habe ich kaum noch welche genommen. LSD war mir lieber. Ecstasy hingegen mochte ich nie besonders und habe es schon vor langer Zeit abgeschrieben. Ich glaube, dass es dich im Kopf langsamer macht. In meinen Zwanzigern habe ich manchmal Kokain genommen, aber danach immer seltener. Es macht mich sehr unruhig und wenn es nicht gerade hervorragendes Kokain ist, ist es voll mit giftigem Levamisol. Außer einem Bier oder einem Glas Wein ab und zu trinke ich auch kaum noch Alkohol. Ich fühle mich einfach nicht gut danach. Ehrlich gesagt hasse ich es, betrunken zu sein.

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Du hast gesagt, LSD sei dir lieber als Pilze. Kannst du das näher ausführen?
Meine liebste psychedelische Droge und die Droge, die mich am stärksten beeinflusst hat, ist LSD. Du bist plötzlich in der Lage, dich selbst so zu sehen, wie du bist. Es ist wie ein gleißendes Licht der Klarheit, das meine Wahrnehmung stärker geformt hat als jede andere Droge. Ich nehme LSD immer dann, wenn ich über etwas nachdenken will oder Inspiration brauche. Es ist auch großartig, wenn man schreiben oder Musik machen will. Normalerweise nehme ich es, wenn ich allein bin, oder mit ein oder zwei guten Freunden. Ich finde, dass LSD missverstanden und dämonisiert wird. Das ist eine große Tragödie, die die Menschen in ihrer geistigen Entwicklung behindert.

Was hältst du von DMT?
Mögen ist für so eine seltsame und außergewöhnliche Droge wie DMT wahrscheinlich das falsche Wort, aber ich weiß seine Wirkung zu schätzen. Ayahuasca ist eine effektivere Alternative. Wenn es wirkt, dann haut es richtig rein. Die ganze Vorbereitung ist aber eher mühselig, deshalb kann ich nicht wirklich sagen, dass ich Spaß daran habe. Auf Ayahuasca hatte ich allerdings wirklich schon ein paar spektakuläre Visionen. Manche waren unbeschreiblich schön, manche so beängstigend und verstörend, dass ich gar nicht daran denken möchte. Trotzdem ist alles schön. Schönheit ist hier das verbindende Element. Ob die Visionen dich nun beschwingen oder verstören: Wenn DMT wirkt, dann sind die Visionen atemberaubend.

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Was ist für dich der Unterschied zwischen DMT und Ayahuasca?
Manche würden behaupten, dass Ayahuasca spiritueller als DMT ist, aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass sich Spiritualität quantifizieren lässt. Das Konzept von Spiritualität ist auch schwer greifbar. Es gibt erfahrene Ayahuasceros wie die Icaros, die Heilgesänge kennen und die Teilnehmer anleiten können, aber es wird immer schwieriger, so jemanden zu finden. Das ist vor allem deshalb ein Problem, weil Ayahuasca oft von Menschen genommen wird, die sich untereinander kaum nennen und auch nicht wissen, wie sie es richtig brauen sollen.

Wenn sie nicht von einem erfahrenen Ayahuascero angeleitet werden, sind sie oft sehr laut. Manchmal drehen sie auch durch und generell sind sie häufig anfällig für Manipulation durch die Person, die den Kreis leitet. So etwas habe ich häufig genug gesehen. Deshalb würde ich Ayahuasca lieber mit einigen guten Freunden nehmen, die wissen, was sie tun, statt eine lange, laute Nacht voller Schwachsinn ertragen zu müssen. Es geht mir eher um die Erfahrung, als um das kulturelle Drumherum. Momentan ist das die Drogenerfahrung, die am ehesten mit Heiligkeit und Religiosität verbunden werden kann, deshalb lässt sie sich besonders gut für Pfaffengeschwätz, irgendwelche schwachsinnigen Sekten und Verrücktheit im Allgemeinen missbrauchen. Das ist aber nicht die Schuld der Droge, sondern die der zunehmenden Kommerzkultur um sie.

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Es gibt Menschen, die psychedelische Drogen aus Spaß nehmen. Andere nehmen sie aus „spirituellen” oder „therapeutischen” Gründen. Wie stehst du dazu?
Ich habe kein Problem damit, wenn jemand Drogen einfach zum Spaß nimmt oder um die Grenzen seines eigenen Geistes auszuloten, ohne dass es Teil einer intellektuellen Suche oder irgendeines projizierten spirituellen Gerüsts der Selbstvervollkommnung sein muss. Das trifft auch auf Ayahuasca zu. Es gibt einen viel zu großen Fokus darauf, psychedelische Drogen zu nehmen, um sich selbst zu therapieren oder irgendetwas Spirituelles zu erreichen—das kann aber gar nicht richtig definiert werden. Die Grenzen zwischen Entspannung, Selbstwahrnehmung, Spaß oder dem Konsum aus zeremoniellen Gründen verschwimmen. Viele Trips haben Elemente von beidem. Und außerdem: Spaß ist doch etwas Gutes. Freude ist wie Medizin.

Andererseits hat Terence Recht, wenn er sagt, dass man den tiefsten Ausdruck des psychedelischen Zustands dann findet, wenn man eine hohe Dosis Tryptamine allein im Dunkeln nimmt und einfach mit offenen Augen und Ohren alles auf sich wirken lässt. Das sollte ich zugegebenermaßen häufiger machen.

Welche Erfahrungen hast du mit Cannabis gemacht?
Ich habe 20 Jahre lang extrem viel geraucht und die Sucht erst in den vergangenen Jahren unter Kontrolle bekommen. Diejenigen, die behaupten, Cannabis mache nicht abhängig, liegen falsch. Häufig spielen sie auch ihren eigenen Konsum herunter. Mittlerweile nehme ich selbst gar kein Cannabis mehr und habe auch nicht vor, in absehbarer Zeit wieder damit anzufangen. Gras ist wie eine Religion. Die Sichtweisen und Gedankengänge, die man entwickelt, sind eine Sackgasse, aber das merken diejenigen, die es dauernd nehmen, gar nicht.

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Mit Ausnahme von ein paar Monaten, in denen er auf Reisen war oder aus anderen Gründen keines hatte, hat dein Vater jeden Tag Gras geraucht. Wie wäre es gewesen, wenn er als Erwachsener sagen wir mal zehn Jahre kein Cannabis genommen hätte?
Ich glaube, dass er ganz andere Ideen und Vorstellungen entwickelt hätte, wenn er je wirklich aus seiner Graswolke herausgekommen wäre. Manche seiner Ideen würde ich dem Kifferdenken zuschreiben, das wie ein geschlossener Kreis ist: Weltfrieden oder dieses „Können wir nicht alle einfach nett zueinander sein?”-Denken. Nein, können wir nicht.

Auch die Vorstellung davon, dass wir alle einfach Gras rauchen sollten und die Welt dann so viel schöner wäre ist absurd. Cannabis löst dich von dem los, was andere Menschen denken. Das lässt sich mit so einer „Scheißegal”-Attitüde umschreiben. Ich persönlich lehne das ab. Ich glaube, dass alles, was jeder einzelne Mensch auf diesem Planeten tut oder denkt, eine Rolle spielt, weil es uns alle irgendwann, in irgendeiner Weise betreffen wird. Heutzutage mehr denn je.

Deine Kunst und dein Interesse an Kunst haben einen starken Bezug zu psychedelischen Drogen. Könntest du das näher ausführen?
Bevor Sex und andere Drogen in den Mittelpunkt rückten, interessierte ich mich als Teenager hauptsächlich für psychedelische Drogen, Kunst und Musik. Als ich noch nicht regelmäßig gekifft habe, hat es sich für mich jedes Mal so angefühlt, als würde ich dem Ort näher kommen, den ich aus meinen ersten Erfahrungen mit Tryptaminen kannte: eine atemberaubende und häufig beängstigende Welt von unbeschreiblicher Schönheit, die von Wesen und Maschinen in allen möglichen Größen bewohnt wurde und sich wie ein Netz über meine eigene vergleichsweise banale und doch wunderbare Welt voller Kraft und Reibung erstreckte. Dieses Konzept entdeckte ich im Werk des Schriftstellers Greg Egan, eines meiner Lieblingsautoren. Sein Buch Diaspora ist so bewusstseinserweiternd, dass Terence dachte, er wäre ein Zeitreisender aus der Zukunft.

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Welche Verbindung siehst du sonst noch zwischen deiner Kunst und Drogen?
Meine Gedankenwelt und meine Kunst wurden viel dunkler und seltsamer, nachdem ich die Drogen für mich entdeckt hatte. Die Graffitis, von denen San Francisco übersät war, haben mich inspiriert. Ich begleitete Terence und seine verrückten Drogenfreunde, die immer um ihn herum waren, als seine Karriere ins Rollen kam. So entdeckte ich das megalithische London und Manhattan, das wie ein Bienenstock auf mich wirkte. Diese Städte waren wie Graffiti-Skizzenbücher aus Beton für mich. Ich wollte alles aufnehmen und nachbilden und kritzelte unzählige Seiten mit verzehrten Gesichtern, albernen Wesen und mehrdeutiger Wortkunst voll. Das alles wurde zu dominierenden Themen in meiner Kunst.

Wenn ich stundenlang im Drogenrausch vor mich hinkritzelte, entstanden schrullige, völlig verformte Gestalten, die mich vor einer Kultur schützten, die gerade erst in mein Bewusstsein drang und mich faszinierte, von der ich mich aber immer weiter entfremdete. Die Menschen fragen häufig, ob ich diese Wesen während meiner Trips sehe. Tue ich nicht. Sie entstehen, sobald mein Stift auf Papier trifft. Was ich während meiner Trips sehe, kann ich kaum beschreiben, geschweige denn zeichnen. Meine Illustrationen sind bloß eine kleine und grobe Reflexion dessen, was meiner Meinung nach von der Kunst durchdrungen werden müsste. Weil wir aber in einer Science-Fiction-Zukunft leben, sind die Werkzeuge, die wir brauchen, um Kunst zu schaffen, die das Unbeschreibliche reflektiert, besser denn je. Das Medium holt die Botschaft langsam ein. Wobei ich nicht behaupte zu wissen, was die Botschaft ist.

Wie stehst du zu psychedelischer, visionärer oder fantastischer Kunst?
Leider ist die psychedelische Kunst seit der Wiederentdeckung der „visionären Kunst” immer weniger psychedelisch geworden. Die Bezeichnung „visionäre Kunst” ist unpassend und aufgeblasen und ein Großteil der Kunst, die diesen Begriff für sich vereinnahmt hat, nimmt sich viel zu ernst. Manchmal tut es regelrecht weh, sich das anzuschauen. Ich gebe zu, dass manche der Sachen, die sich visionäre Kunst nennen, großartig sind. Es ist ja auch nichts falsch daran, Kunst zu zeigen, die sich nur im Glanz des Lichts sonnt. Genauso wie nichts falsch daran ist, nur die Schattenseiten zu zeigen. Ein aufrichtiger Versuch, den psychedelischen Zustand darzustellen, beinhaltet aber beides. Diese Bilderwelt und Rhetorik voller Licht und Regenbögen und Göttlichkeit, die einen großen Teil des aktuellen künstlerischen Ausdrucks von Psychedelika dominieren, sind wie eine Disney-Version von DMT, zugepflastert mit von Hallmark geschriebenen Epitheta. Diese total einseitige Betonung des Positiven täuscht über die selbstlose und facettenreiche Komplexität der Erfahrung hinweg. Der Szene fehlt es eindeutig an Ironie, satirischem Humor und einer kosmischen Lächerlichkeit, die Terence artikuliert hat und die ich begrüße und zu vertreten versuche.

Gibt es Kunst, die den psychedelischen Zustand so wiedergibt, wie du ihn erlebt hast?
Es gibt viele gute Darstellungen des psychedelischen Zustands, in denen er als gleichzeitig wunderschön und beängstigend, heilig und gotteslästerlich, irrsinnig witzig, pietätlos und ironisch dargestellt wird. Die findest du in Graffiti und Street Art, in Underground-Comics, alternativen Comics, Graphic Novels, Zeichentrickfilmen, Pop-Surrealismus und der anspruchslosen Kunst, die in den Zeitschriften Juxtapoz und Hi-Fructose zu sehen ist. Aber auch in Zeitschrift Heavy Metal, die Terence seit der ersten Ausgabe gesammelt hat und die uns beide durch ihre düstere Erotik inspiriert hat.

Andere gute Beispiele sind Philip K. Dick, Rudy Rucker, Bruce Sterling, Greg Egan, Jeff Noon und H.P. Lovecraft sowie die düstere Kunst von H.R. Giger und R.S. Connet. Visionäre Kunst lässt die Seltsamkeit und das Unbeschreibbare der Erfahrung häufig außen vor oder kehrt es unter den Teppich. Wenn du die psychedelische Erfahrung schon darstellen willst, dann solltest du das so authentisch wie möglich machen.

Manche Menschen gebrauchen den Begriff „entheogen”, um das zu beschreiben, was wir psychedelisch nennen. Was ist deine Meinung dazu?
Der Begriff „entheogen” impliziert Religiosität und das finde ich irreführend. Ich finde nicht, dass er besser ist als der Begriff „psychedelisch”. Es geht total am Thema vorbei, die psychedelische Erfahrung mit irgendeiner verschwommenen, unausgegorenen, pseudo-religiösen Ideologie aufladen zu wollen. Wir können nichts in den Himmel heben und verbindlich festhalten, was bestenfalls eine unzureichende Interpretation der Erfahrung ist.

Woran arbeitest du zur Zeit?
Mein kleines Team und ich arbeiten zur Zeit an einem revolutionären musikalischen Videospiel, das die Spieler in einen psychedelischen Zustand versetzen soll. Wir wollen eine ganz neue Stufe erreichen. Da ich aber momentan Investoren für dieses große Unterfangen suche, kann ich im Moment nicht mehr dazu sagen.

Wenn ihr Fragen an Finn McKenna habt, könnt ihr ihn hier kontaktieren.