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Flüchtlinge wurden auf dem Dresdner Stadtfest krankenhausreif geschlagen

Das Ganze eskalierte zu einer Massenschlägerei mit 30 Personen.

Das Dresdener Stadtfest 2012 | Foto: gravit-OFF | flickr | CC BY 2.0

Es war eine milde Samstagnacht, als die schwarzgekleidete Gruppe kam. Bis tief in die Nacht tummelten sich Besucher eines Dresdner Stadtfests in den Straßen, tranken Bier und tanzten zu der Musik auf den Bühnen. Dann kam es am Flussufer zu einem brutalen Überfall.

Die Polizei Dresden schildert den Fall in einer Pressemeldung:

Zunächst waren mehrere Nordafrikaner untereinander in Streit geraten. In der Folge beteiligten sich auch deutsche Festbesucher an den Auseinandersetzungen. Sechs Nordafrikaner erlitten dabei Verletzungen, drei wurden als Tatverdächtige vorläufig festgenommen.

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Das Problem an diesem Bericht ist, dass er fast vollkommen falsch ist.

Denn mittlerweile ist klar: Was auf eine Schlägerei mit bis zu 30 Personen anwuchs, begann als ein Angriff von vermeintlichen Anhängern des Fußballvereins [SG Dynamo Dresden](
https://sports.vice.com/de_de/highlight/rasenballisten-fistenwir-haben-die-protestbanner-der-dynamo-fans-aufgeschrieben) auf vier Flüchtlinge. Um zu verstehen, was genau am vergangenen Wochenende passiert ist, hat VICE mit einer Sprecherin des Operativen Abwehrzentrums (OAZ) in Sachsen gesprochen. Das ist für extremistisch motivierte Straftaten zuständig und hat den Fall übernommen.

"Nach unserem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen ist es so, dass tatsächlich die vermeintlichen deutschen Staatsangehörigen grundlos diese Gruppierung angegriffen haben", sagt sie. Dabei sollen die Angreifer teilweise oder auch komplett in Schwarz gekleidet gewesen sein, wobei Zeugen bei einigen von ihnen "T-Shirts vom SG Dynamo Dresden" erkannt haben.

Bei den zusammengeschlagenen Männern handelt es sich tatsächlich nicht um Nordafrikaner, sondern um vier Flüchtlinge aus dem Irak. Anders als in der Polizeimitteilung geschildert hatte sich die Gruppe zuvor auch nicht untereinander gestritten. Dass sie Verletzungen erlitten, stimmt allerdings. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht.

Nach dem Angriff der vermeintlichen Fußballfans auf die Iraker wurde die Lage schnell unübersichtlich. Als umstehende Personen den irakischen Opfern zu Hilfe kommen wollten, sei die Situation zu einer Massenschlägerei eskaliert, so die Sprecherin. Das mache es nicht leicht, den genauen Tathergang zu rekonstruieren.

Sie erklärt: "Nach unseren Informationen verhielt es sich so, dass Deutsche dort den Irakern helfen und Erste Hilfe leisten wollten. Das haben die Iraker wohl missverstanden und haben dann die vermeintlichen Helfer weggeschubst. Auch eine Frau wurde weggezogen und angegriffen, weil die Iraker dachten, die Leute wollten sie weiter schlagen."

Und damit nicht genug. Die Iraker begannen daraufhin wohl, sich auch gegenseitig zu verprügeln. Der Grund dafür laut Sprecherin: "Weil sie eine Frau geschlagen haben und man sich den Vorwurf machte: 'Wie kannst du eine Frau schlagen? Das geht nicht.'"

Schließlich flogen die Fäuste so wild umher wie bei einer Kneipenschlägerei, was eine klare Zuordnung von Tätern irgendwann fast unmöglich machte.

"Definitiv aber nicht von der Hand zu weisen, ist, dass diese vermeintlich deutschen Staatsangehörigen dort unvermittelt die Iraker angegriffen und geschlagen haben", sagte die Sprecherin. Natürlich liege eine gefährliche Körperverletzung vor und auch der Verdacht des Landfriedensbruches. Man prüfe außerdem, ob es fremdenfeindliche Motive gegeben habe.