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Wenn Hunderte Polizisten Deutschlands bekanntestem Edel-Bordell einen Besuch abstatten

Razzia im Artemis: Die Hells Angels sollen Frauen zur Arbeit in dem Großpuff geschickt haben und es gab ein Live-Video via Periscope.

Nix mit Edel: das Artemis in Berlin | Foto: imago | Schöning

Wer hätte das gedacht: Auch Deutschlands bekanntestes Edel-Bordell ist anscheinend ziemlich schmutzig. Am Mittwochabend haben Hunderte Polizeibeamte das Artemis in Berlin bei einer Großrazzia durchsucht. Die Vorwürfe: Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit und Menschenhandel. Außerdem sollten mehrere Haftbefehle vollstreckt werden.

Am Ende wurden Hunderttausende Euro beschlagnahmt und sechs Personen festgenommen, anscheinend zwei der Betreiber und vier Frauen, die dort arbeiteten. Bis zu 23 Millionen Euro könnten die Puff-Besitzer dem Staat schulden, denn die Prostituierten arbeiten den Ermittlungen nach scheinselbstständig—und die Betreiber haben seit elf Jahren keine Sozialabgaben für sie gezahlt. Offiziell gibt das Artemis an, die Frauen arbeiten auf eigene Kasse. Bei der Durchsuchung wurden jetzt aber Schichtpläne, Kontrollen, Dienstvorgaben gefunden: alles Hinweise auf Scheinselbstständigkeit.

Als sicher gilt anscheinend auch, dass viele der Prostituierten von der Hells-Angels-Gruppe rund um den Berliner Boxer Kadir P. ins Bordell geschickt worden waren. Bis zu 100 Frauen arbeiten jeden Tag im Artemis.

Wer Periscope nutzt, konnte sogar live bei der Razzia zuschauen. BZ-Reporter @NachtFloh sollte sich allerdings mal ein neues Smartphone zulegen: Bei seinem Bericht aus der Halenseestraße sieht man eigentlich nur wackelige Lichter und das verschwommene Gesicht von Polizeisprecher Stefan Redlich, der erklärt, was dahinten im schummerigen Dunkel gerade passiert.

Monatelang hätte die Polizei ermittelt, so Redlich. Wie die Bild berichtet, sind die Ermittler den Machenschaften des Bordells durch eine Aussteigerin auf die Schliche gekommen. Besonders pikant: Das Artemis wirbt immer wieder mit seinem guten Ruf, Transparenz, Hygiene und guten Arbeitsbedingungen. Sogar auf Bussen der Stadt wurden schon Anzeigen geschaltet.

Die Razzia ist nun wahrscheinlich das Aus für das Artemis. Es sieht ganz so aus, als wird das Bordell heute noch dichtgemacht. Das Gewerbeamt will das zwar nicht bestätigen, aber dementiert auch nicht: „Das ist ja nun schon bekannt", sagt eine Mitarbeiterin.