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Spaniens „Marsch für Würde“ endete mit Tränengas und Gummigeschossen

Eine Demo, mit der auf die hohe Arbeitslosigkeit aufmerksam gemacht werden sollte, führte in Madrid zu den größten Ausschreitungen seit Jahren.

Seit Wochen waren sie auf dem Weg in die spanische Hauptstadt. Am Samstag erreichten nun sechs Demonstrationszüge arbeitsloser Spanier, die aus allen Winkeln der iberischen Halbinsel aufgebrochen waren, Madrid. Zehntausende folgten ihnen auf die Straßen, um gegen die erschreckenden 26 Prozent Arbeitslosigkeit in Spanien (d.h. 5,9 Millionen Spanier finden keine Arbeit) zu demonstrieren, als ihr „Marsch für Würde“ seinen Abschluss fand. Begleitet wurden die Demonstrierenden von Tausenden Polizisten, die den Tag schließlich mit Tränengas und Gummigeschossen beendeten.

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Nach Stunden lautstarker Proteste auf dem Plaza Colón begann die Polizei, Warnungen über ihre Lautsprecher zu brüllen. „Hier spricht die Polizei. Bitte verlassen Sie den Platz friedlich“, forderten sie die Demonstranten auf. Die Organisatoren der Demo forderten die Polizei daraufhin über ihre Lautsprecher dazu auf, die Demonstration nicht zu stören.

Aber es war bereits zu spät. Es kam bereits zu Rangeleien und Menschen flohen daraufhin in Panik. Familien mit Kinderwagen suchten Schutz vor dem Steinhagel und den Gummigeschossen, die zwischen den Demonstranten und den knapp 1700 Polizisten, die extra für dieses Ereignis angekarrt wurden, hin- und herflogen.

Die Polizei war nicht in der Lage, mit den Hunderten maskierten Demonstranten fertig zu werden, die auf jeden Angriff der Polizei mit Pflastersteinen, Stöcken, Bengalos und Böllern antworteten. Zwischenzeitlich waren ganze Polizeigruppen von wütenden Demonstranten eingeschlossen worden und mussten sich mit Tränengas einen Weg freikämpfen. Die Demonstranten nutzten das Chaos, um Barrikaden zu errichten und diese anzuzünden oder die Fenster von Banken einzuwerfen und mit linken Parolen zu bekritzeln.

No pasarán–„Sie dürfen nicht vorbei“ stand auf einem Banner auf dem Paseo de Recoleto neben einem hastig errichteten „Occupy“-Camp. Der Banner stellte sich jedoch als wirkungslos heraus, als sich eine Gruppe Polizisten mit Schlagstöcken und noch mehr Gummigeschossen einen Weg durch das Camp erarbeitete. Doch die Rollen sollten sich nur 20 Meter weiter wieder ändern, als es den Demonstranten gelang, die Polizei mit Stöcken und Steinen wieder zurückzudrängen

Am Ende des Tages gab es über 100 Verletzte. 67 davon waren Polizisten—einigen waren die Zähne herausgeschlagen worden. 29 Menschen wurden verhaftet.

Die Demonstranten forderten Würde, suchten aber gleichzeitig ein Ventil für ihre Wut, die sich in den letzten fünf Jahren während der Finanzkrise angestaut hat.