PANTHERA KRAUSEYorikke 12"RiotvanLeipzig ist ja schon lange das Detroit Mitteldeutschlands. Kein Gewese. Brüderliches Händereichen unter Experten. Ganz entspannte Dauerflut von Spitzensound. Da passt es gut ins Bild, dass sich dieser Panthera Krause betont geheimnisvoll gibt, sein beachtliches Viertrackpfund beim noch jungen Label Riotvan unterbringt und nichts für sich sprechen lässt als den immer wieder neue Richtungen suchenden, lässig unoffensiven Wumms. Lupenreine Geschmackspeaktime auf A1, gefolgt von House-Meditation, bisschen Piano und Humor auf der Flipside (gnihi, ich dachte schon, die Platte springt!) und Kongeniales aus der Lake-People-Nachbarschaft. Und dann auch noch ganz bescheiden auf 300 Stück limitiert. Ich würde mich sputen.KASPAR HOUSERCHILDREN OF GODYour Music is Shit We Set Fire to the Sky LPVendettaEine Band namens Children of God auf dem Ketzerlabel Vendetta? Kann das angehen? Ist natürlich pferdefüßiger Etikettenschwindel, den diese Blutpsalmen auswürgende Saat aus Teilen von Graf Orlock und Seven Generations hier betreibt. Das Einzige, was sie in die Nähe der gleichnamigen christlich-kalifornischen Pädo-Hippies rückt, ist die Tatsache, dass die Sogwirkung, mit der ihr Postcore-Gravitationsfeld jeden Hoffnungsschimmer ins ewige Nichts schleudert, innerhalb kürzester Zeit eine Kult-like eingeschworene Gefolgschaft auf den Plan rufen dürfte.RINDER DES HORNSBANQUE ALLEMANDEWillst du Chinese sein, musst du die ekligen Sachen essen 12"S.S. Records„Ich hab nicht viele Freunde, nur 1 2 3 4 5. Wir sehen uns nicht, nur 1 2 3 4 Mal im Jahr. Wir sprechen nicht allzu viel dann.“—solche lebensnahen Texte sind die halbe Miete, das spricht einem VICE-Rezensenten Anteil nehmend aus der verfallenen Seele. Überhaupt macht diese Berliner Noisepunk-Fraktion selten etwas falsch, sogar dann nicht, wenn sie sich auf das dünne Eis des Anti-Berlin-Songs begibt. Hat ja heute irgendwie jeder im Repertoire. Selbst die Nicht-Berliner. Wegziehen will trotzdem keiner, vor allem die Nicht-Berliner nicht. Ja, sogar Banque Allemande bleiben da.EASTSIDE CAVALRYTHE OLD WINDFeast on Your GonePelagic RecordsBei dem Bandnamen wünscht man sich doch gleich in ein Redaktionsgemäuer der Metalpresse, um einen standesgemäßen Auftakt zu suchen wie: „Das Breach-Nachfolgeprojekt The Old Wind kommt mit der ersten Schlachtplatte um die Ecke und es ist gewiss kein laues Lüftchen!“ Nun sind wir aber hier nicht im oberflächlichen Kalauerkarton und es wird zu Recht knallharte Tiefenanalyse mit Pointengewitter erwartet und normalerweise auch geliefert. Sorry, Leute, aber nachdem mir dieses Sumpfmonster von einem Album den letzten hellen Fleck meiner Seele mit schwarzer Galle bekotzt hat, ist die (Achtung!) Luft echt raus.NESSIE WAREAMALTHEAThe Fall 7"Moment of CollapseDie Dringlichkeit von Postcore verhält sich ja proportional zur Winkelgröße, mit der er seine Laut-Leise-Schere öffnet, in Kombination mit der Schicksalsschwere seiner Motive. Weltuntergang, Depression, Existenzschmerz oder was weiß ich. Der Amaltheasche Sound ist eher eine Light-Variante des Genres. Viel mehr als eine Mieterhöhung oder Scheiße am Schuh kann da nicht als Anregung gedient haben.NEURÖSCHENWHITE LUNGTwo of You/Hunting Holiday 7"SabotageBand aus Kanada, die verdeutlicht, wie verblüffend es hätte klingen können, hätte Suzi Quatro nicht schnarchigen Glamrock für notgeile Säcke gemacht, sondern Highspeed-Riot-Grrrl-Eiertritte verteilt. Die Platte kommt sogar mit eingebautem Suspensorium. Wenn du sie (so wie ich am Anfang) auf 33 rpm laufen lässt, klingt sie nicht wie eine Single, die eigentlich auf 45 laufen sollte, sondern täuschend echt nach Hot Snakes auf Valium. Wenn du dich von einer der beiden Varianten angesprochen fühlst, dann schlag zu!JOAN JET-SKIRAMPUE/JONEYSonne, Park & Sterni/Elbillharmonie 7"AudiolithIm Hause Audiolith mischt man weiter in der Palette verschiedenstmöglicher Partysounds. Nachdem kürzlich noch unter Beimengung eines Schusses feiner Sahne der Pinselstrich in feinstem Antifa-Punk erstrahlte, ist momentan das gute alte Sterni die Geheimzutat der Stunde. Dass der Brückenschlag von Berlin nach Hamburg und vor allem zwischen diesen Techhouse-Teamplayern ein kurzer ist, mag die ungewöhnliche Veröffentlichung auf kleiner Scheibe verdeutlichen. Das ist dann in der Handhabung sicher nur bedingter Spaß für DJs mit Suff-Patschehändchen.STERNI IM HIMMEL, O-HOBUM KHUN CHA YOUTH/AMEN81Cliquenedition #5Rookie RecordsIn der beiliegenden handschriftlichen Anbiederung wird diesmal Genuss für Freunde von Musik und ein Spektrum von AJZ-Hardcore bis Eurotrash versprochen. Vollmundig, aber irreführend. Die Bum Khun Cha Youth spielt leider immer noch keinen Hardcore-Punk, dafür aber die eingeladenen Amen81 (und das auch amtlich). Man selbst bleibt beim trademarkigen Fischerspooner meets Fisher-Price-Sound, diesmal aber in so kompromisslos reiner Hitform, dass wir das hier als Höhe- und würdigen Schlusspunkt dieser Reihe feiern.TRUTH OF TODAY
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