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Sex

Skinema: „Ich kann deine Eier sehen“

Das war nicht ganz das erotische Elternabendszenario, das ich mir vorgestellt hatte.

Regie: Joey Silvera
Bewertung: 8
evilangel.com

Seit vor vier Jahren mein ältester Sohn geboren wurde, warte ich sehnsüchtig darauf, dass er endlich in die Schule kommt, damit ich zum Elternabend gehen kann. Meine Mutter hat früher in einer Fabrik in der Nachtschicht gearbeitet und ist selbst nie bei meinen Elternabenden gewesen. Ich habe mich immer gefragt, ob sie, wenn sie zu den Treffen gegangen wäre, dort nicht vielleicht einen netten Kerl getroffen hätte, der meiner Schwester, meinem Bruder und mir ein guter Vater gewesen wäre.

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Vielleicht hätte sie es vorgezogen, noch einmal zu heiraten, statt den Rest ihres Lebens ohne Sex zu verbringen.

Einer Vielzahl pornografischer Rahmenhandlungen nach zu schließen, die ich über die Jahre gesehen und rezensiert habe, ist die Schule ein Hort romantischer Umtriebe. Ich war also der festen Überzeugung, dass diese Elternabende der perfekte Ort sein würden, um heißen Muttis nachzustellen und die Art sinnlicher Liebe zu erfahren, die man sonst nur im Internet zu sehen bekommt—wo man so magische Szenen wie Frauen, die in Männerklos im Pissoir sitzen, finden kann. Ich habe mir jahrelang vorgestellt, wie der erste Elternabend mit meiner Frau ablaufen würde. Ein Raum voller einsamer, vernachlässigter, lüsterner Hausfrauen, die nichts als halterlose Strümpfe und Strapse tragen und inbrünstig hoffen, dass sogleich eine erotische Vorstadtorgie im Speisesaal vonstattengeht. Stattdessen wurde mir dort dann aber eine dampfender Haufen bitterer Realität mit einem Schuss vergammelter H-Milch serviert: In der Vorstadt gibt es keine heißen Muttis. Nur Fettklopse. Leider musste meine Frau am Tag unseres ersten Elternabends arbeiten, sodass ich noch nicht mal im Anblick ihres Dekolletés versinken konnte. Ich schrieb ihr eine SMS: „Vermisse dich“. Dann vergewaltigte ich in Gedanken 90 Minuten lang die Schultafel. Und sie wollte es! Wenn sie es nicht gewollt hätte, hätte sie sich wohl kaum so angezogen. GRÜN HEISST, ICH WILL!! GRÜN HEISST, ICH WILL!!

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Ich mache nur Spaß. Über Vergewaltigung scherzt man nicht. Besonders dann nicht, wenn es sich um die Ver­gewaltigung einer Tafel handelt. Wenn man es aber tatsächlich versuchen würde, könnte einem die Schieferoberfläche sicher leicht den Schwanz abschneiden. (Notiz an mich: Unbedingt ein Antivergewaltigungs-Pessar erfinden, das Schwänze abschneidet.) Aber noch weniger lustig als Vergewaltigungen und heiße Muttis ist es, beim Halloween-Umzug deines Sohnes ein schlecht sitzendes Superheldenkostüm anziehen zu müssen, um all deinen neuen Elternabendbekanntschaften zu zeigen, dass du der beste Vater der Welt bist.

Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass ich vor Kurzem 20 Kilo abgenommen habe und Schwierigkeiten habe, Sachen zu finden, die mir passen. Letztes Jahr war ich ein fetter Loser mit einer Taillenweite von einem Meter, heute sind es nur noch 80 Zentimeter. Was für eine Größe ist das wohl in einem Robin-Kostüm? Keine Ahnung. Meine Frau meinte, vielleicht eine M.

Die Scherzkekse bei der Kostümwebsite haben mir aber eine Größe S geschickt und ich habe mich dann irgendwie da hineingequetscht, ohne vorher einen Blick auf das Etikett mit der Größe zu werfen. Das tat ich erst, nachdem ich merkte, wie mir das Ding zwischen den Arschbacken klemmte und meine Eier zwischen den Beinen zerquetschte, während meine Männlichkeit platt an der Innenseite meines Oberschenkels klebte. Ich sagte mir, dass das halt die Art sei, wie Superhelden ihre Klamotten tragen.

„Ich kann deine Eier sehen“, informierte mich meine Frau, als sie mich in dem Outfit sah. „Es sieht echt schlimm aus.“ Ich steckte fest. Der Umzug sollte gleich losgehen, und ich hatte Robin zu sein. Wir waren eine Superheldenfamilie. Mein Zweijähriger war als Batman verkleidet. Mir blieb nichts weiter übrig, als zu hoffen, dass niemand meinen Fehler bemerken würde. Oder meinen Penis. Aber natürlich taten sie das. Die erste Mutti, die ich sah, ließ ihre Augen sofort in Richtung meines Päckchens wandern. Sie checkte mich ab. „Wow …“, sagte sie mit einem hungrigen Lächeln. „Ich mag dein Kostüm.“

Das war nicht ganz das erotische Elternabendszenario, das ich mir vorgestellt hatte. Ich hüllte mich den restlichen Abend so gut es ging in mein Cape, um meinen Schwanz zu verstecken, und erklärte den Kindern, dass ich ein maskierter Magier sei. Seit diesem Abend bin ich überzeugt, dass die Sache mit den Superhelden, mit dem ganzen Lycra, Latex, den Ketten und den Peitschen in Wahrheit nur eine Fassade für eine teuflische geheime Sexparty ist. Ich hoffe, sie ist ein ganzes Stück heißer als ein Elternabend.

Noch mehr Bescheuertes findet ihr auf chrisnieratko.com und @Nieratko auf Twitter.