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Popkultur

Ich habe mir eine Freundin auf Facebook gekauft

Wenn du auch so ein absoluter Loser bist wie ich und immer noch keine Freundin hast, kannst du dir nun für 3,90 € pro Woche eine Freundin auf Facebook mieten.

Wenn du auch so ein absoluter Loser bist wie ich und trotz überzeichnetem Selbstbild immer noch keine Freundin hast, gibt es jetzt endlich die kostengünstige Alternative. Anstatt als zynischer Alkoholiker an Leberzirrhose zu sterben, kannst du dir jetzt für 5 $ pro Woche eine Freundin kaufen (umgerechnet 3,90€). Wenn dich eine Frau vom anderen Ende der Welt aus anhimmelt, lässt dich das nicht nur als weltmännischen Player erscheinen, sondern auch begehrenswert. Der ideale Weg, um endlich das Mädchen deiner Träume eifersüchtig zu machen. Nachdem sich unter meinen 500 Facebook-Freunden mehr als genug Frauen befinden, auf die diese Beschreibung zutrifft, erschien es die einzig mögliche, kausale Folge zu sein, mich noch am selben Tag für diesen Service anzumelden. Da alle meine Sozialkontakte heutzutage sowieso über Facebook ablaufen, ist es mir zu umständlich geworden, neue Leute kennen zu lernen. Das Internet hat mich für die endgültige Digitalisierung der Romantik bereit gemacht. Und meine Freunde würden den Unterschied eh nicht merken.

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Girlfriendhire.com ist das eBay-Kleinanzeigen der einsamen Herzen, doch hier wird der Preis nicht willkürlich vom Verkäufer angesetzt, sondern alle Frauen sind zu einem Festpreis zu haben. Bitte das Augenmerk vor allem auf das Bild vom dritten Angebot von oben richten: WTF?

Auf der Website des Anbieters wird man zuerst von dem umfassenden Beziehungsangebot erschlagen. All die Arten von zwischenmenschlicher Dienstleistung, die ich mir gewünscht hätte oder gar nicht wusste, dass ich sie brauche, werden hier zum Pauschalpreis angeboten. 3,90 € dafür, dass mir jemand einen Liebesbrief schreibt oder mit meiner Freundin Schluss macht, hört sich verlockend an. Ich bin aber auf der Suche nach einem anderen Service. Ich bin bereit, im Netz den nächsten Schritt zu gehen, mich endlich zu binden. Ich möchte zum ersten Mal offiziell meinen Beziehungsstatus bei Facebook ändern. Doch dafür brauche ich zuerst noch das richtig Mädchen. Eine, die ich nicht nur meinen Eltern vorstellen kann (die natürlich heute auch bei Facebook sind), sondern bei der ich mich meinen Freunden gegenüber nicht schämen muss. Ein paar Angebote hab ich mir deshalb genauer angeschaut:

Als erstes fällt mir toocool3k3 ins Auge. Sie ist genau diese Art von Frau, von der ich immer geträumt habe. Doch wer ihre Tags „hot, sexy, blonde, booty“ liest, dem wird in Verbindung mit dem Foto sofort klar, dass hier schon die ersten Profis versuchen, aus dem Herzschmerz von einsamen Internetjunkies ein paar Dollar zu machen. Da meine Freunde mir das eh nie abnehmen würden und hier mit Sicherheit nicht das Mädchen vom Foto am anderen Ende der Leitung sitzt, geht meine Suche weiter. Chaos4evaemila erfüllt zwar alle Kriterien im Sinne der Glaubwürdigkeit, dennoch bin ich mir nicht sicher, ob ich wirklich 3,90 € für den von ihr angebotenen Service zahlen möchte. Ihr SMS-Service klingt zwar verlockend, aber ob ich wirklich ihre Fotos unter meinen Freunden rumzeigen möchte, bleibt zweifelhaft. Dieses Mädchen schien ideal für mich und auch ihr Service-Versprechen überzeugte mich sofort: „I will blow up your FB wall“–genau das hatte ich gesucht. Sogar das „Expected delivery“ von nur einem Tag klingt gut. Ich kann es gar nicht mehr erwarten, die Aufmerksamkeit meiner Facebook-Freunde zu genießen. Immerhin wird sie sogar von notarobot also besonders liebreizend beschrieben. Ich kaufte also mlriley, überwies noch am selben Tag das Geld per Paypal und schickte ihr meinen Facebook-Namen. Doch leider sollte sich herausstellen, dass es so problemlos nicht werden sollte. Rückantwort bekam ich auf meinen Einkauf nie. Als ich eine halbe Woche später stornierte, erhielt ich immerhin mein Geld zurück. Dasselbe passierte mir darauf hin mit zwei weiteren Frauen. Keine von ihnen antwortete je auf die von mir getätigte Bestellung. Was für ein miserabler Service. Ich hab die Befürchtung, Mail-Oder-Brides sind viel anstrengender, als man sich das immer vorstellt. Erst katpis zeigt sich interessiert daran, meine Freundin auf Facebook zu werden: Kurz darauf bot sie mir die Freundschaft auf Facebook an und schrieb mir: Während unseres Gesprächs änderte ich meinen Beziehungsstatus und sendete ihr eine Anfrage über Facebook, das gleiche zu tun. Scheinbar verstand sie aber unsere Vereinbarung nicht so ganz. Oder wollte es nicht, wie sich im weiteren Verlauf des Gespräches herausstellte: Danach hab ich nie wieder etwas von ihr gehört!
Aber wenigstens reagierten meine Freunde erfreut auf meinen neuen Beziehungsstatus. Selbst ein Mädchen, das ich kurz vorher kennengelernt hatte und das mir gut gefiel, schrieb mir sofort mehrfach. Leider hätte ich all das auch inszenieren können, ohne vorher Geld dafür ausgeben zu müssen. Mir fehlte weiterhin das Mädchen zum Herumzeigen. Solange sie auf meine Beziehungsanfrage nicht einwilligte, war meine neue Beziehung nur eine einzige Internet-Lüge. Währenddessen spammt sie meine Wall noch ein bisschen mit Spotify-Playlisten zu und redet über irgendeinen Typen, von dem ich annehme, dass es ihr echter Freund ist. Ein echter Service-Fail! Als ich schlussendlich also bei girlfriendhire.com mein Geld zurück verlangen will, hat sie mittlerweile bestätigt, dass der Service abgeschlossen sei. Weshalb ich keine Möglichkeit mehr habe, mein Geld zurück zu bekommen. Mehr als eine schlechte Bewertung kann ich ihr nicht geben. Der totale Reinfall. Jetzt im Web 2.0 gibt es auch die Prostitution 2.0. Sich für schnöden Sex oder nackte Haut vor irgendwelchen Webcams oder für irgendwelche abgenudelten, verpixelten Sexfilme zu verkaufen, ist längst passé. Wahre Prostitution ist es, jemanden nicht seinen Körper zu verkaufen, sondern die Illusion, gemocht, wenn nicht gar geliebt, zu werden. Leider funktioniert das nicht so gut, wie ich mir das vorgestellt hatte. Weder ich, noch meine Freunde waren überzeugt. Es bleibt mir wohl doch nichts anderes übrig, als heute Abend meinen Computer auszuschalten und mich der Gefahr auszusetzen, mich lächerlich zu machen, indem ich in irgendeiner Bar ein Mädchen anspreche. Die 3,90 bei girlfriendhire.com hätte ich mal lieber in mein erstes Bier investiert: Entweder, um mir Mut anzutrinken oder meine Kariere als zynischer Alkoholiker zu beginnen. Vor lauter Frust, weil es mir nicht Mal gelingen sollte, ein Mädchen dafür zu bezahlen, mich zu mögen, tätigte ich einen letzten Einkauf auf girlfriendhire.com: Ich kaufte mir ein Video, in dem mich ein Mädchen anhimmelt. Ganz persönlich auf mich zugeschnitten. Nachdem ihr mein Freundin-Martyrium jetzt live miterlebt habt, hoffe ich, dass euch dieses Video genauso aufbaut wie mich. Viel Spaß!