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​Dieses Wiener Tattoo-Studio weigert sich, FPÖ-Fans zu tätowieren

„Wenn eine eindeutige fremdenfeindliche Gesinnung zu Tage tritt, möchten wir solche Leute nicht in unserem Studio haben—egal, welches Tattoo sie gerne hätten."

Screenshot via Facebook

Als Tätowierer bekommt man allerhand Anfragen. Die einen wollen, dass man ihnen das Genital des Partners auf der Haut verewigt, die anderen sind da schon ein wenig konventioneller und wünschen sich eine Feder als Cover-up für einen Schriftzug auf der Innenseite des Oberarmes.

Eine solche Anfrage ist am vergangenen Freitag via Facebook-Anfrage beim Wiener Tattoo-Studio Dots and Daggers eingegangen. Auf dem Profil der Person, von der diese Anfrage stammt, ist anhand des Cover-Fotos sehr leicht ersichtlich, dass es sich hier um eine FPÖ-Sympathisantin handelt. Die Page von Dots and Daggers hat daraufhin mit folgender Ansage geantwortet: „Hallo, schön, dass du dich für uns entschieden hättest, aber aus idealistischen Gründen können wir es nicht vertreten, dich in unserem Studio zu tätowieren. Dein Dots and Daggers Team"

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Daraufhin hat die offizielle Facebook-Seite des Studios einen Screenshot der Konversation im sozialen Netz veröffentlicht. Mittlerweile wurde das Posting von Facebook gelöscht—laut den Betreibern der Page wegen der Verletzung von Persönlichkeitsrechten. Ein Statement von Facebook uns gegenüber zum konkreten Fall ist bisher noch ausständig.

Dass sich Tätowierer immer wieder weigern, NS-Symbole oder Nazi-Codes wie 88 zu stechen, ist an sich nichts Neues—das sieht auch das Dots and Daggers-Team ähnlich: „Wir stechen weder verbotene Symbole aus dem Nationalsozialismus, noch Dinge wie 18, SS oder Phrasen wie ,Unsere Ehre ist Treue'." Dass es sich diesmal jedoch nicht um eines der genannten Motive, sondern um ein wahrscheinlich relativ durchschnittliches Bild handelt, macht den konkreten Fall etwas weniger eindeutig.

Die Reaktionen unter dem Posting, das das Tattoo-Studio mit „Alltagsgeschichten ;)" kommentiert hat, reichten von „Endlich mal ein Studio, das auch klar und öffentlich von rechts distanziert! Thumbs up for you!!" bis „Sowas nennt sich Diskriminierung und damit stellt ihr euch auf die gleiche Stufe wie alle FPÖ-Wähler … just sayin".

Erst vor Kurzem sorgte ein Autohändler für Aufsehen, der nach Ausschreitungen bei einer Demonstration in Spielfeld, bei der etwa 80 Autos durch Antifaschisten beschädigt wurden, „linke Bürger" gebeten hat, seine Firma zu meiden. Der Autohändler bot außerdem an, Reparaturen an den beschädigten Autos, die wohl zum Großteil „besorgten Bürgern" gehörten, zu vergünstigten Preisen durchzuführen.

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Dem gegenüber steht nun auf der politisch gegenüberliegenden Seite dieses Beispiel eines Dienstleisters, der sich im Gegensatz dazu weigert, genau die Fraktion zu bedienen, die der Autohändler nach den Ausschreitungen in Spielfeld unterstützt hat.

Auf die Frage hin, ob sich die Tätowierer bei Dots and Daggers immer über die politische Gesinnung ihrer Kunden erkundigen, auch wenn diese ein völlig unbedenkliches Motiv gestochen haben wollen, oder ob es in diesem Fall eher zufällig passiert ist, da die Anfrage über Facebook kam und hier das Cover-Bild der Profils sofort ersichtlich war, heißt es seitens des Studios:

„Wenn eine eindeutige fremdenfeindliche Gesinnung zu Tage tritt, möchten wir solche Leute nicht in unserem Studio haben—egal, welches Tattoo sie gerne hätten. In dem konkreten Fall eben darum, weil die Person ganz offensichtlich für eine solche Partei arbeitet [sic], die immer wieder durch rassistische und menschenunwürdige Aussagen auffällt oder diese aktiv unterstützt."

Man mag verleitet sein, derartige Reaktionen und Stellungnahmen von Unternehmen super zu finden, sofern sie der eigenen Meinung entspricht. Es stellt sich aber die Frage, ob Ausgrenzung schon jemals die richtige Lösung für irgendein Problem war—egal, von welcher (politischen) Seite sie ausgeht.

Verena auf Twitter: @verenabgnr