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Techno und was sonst alles dumm macht

Die Alpenversion der New York Times, Der Standard, kritisiert Techno als Krawallmusik, weil scheinbar grade 1992 ist. Aber es gibt auch andere Dinge, die uns verdummen lassen. Aufgepasst, Iris Hanika!

Falls ihr letztes Wochenende den Standard kurz durchgeblättert habt, statt daraus lustige Sonnenhüte zu basteln oder die Zeitung einfach ungeöffnet zum Altpapier zu werfen, weil Fernsehen doch entspannender ist, könnte euch der Text von Iris Hanika untergekommen sein. In der Serie „Ich frage mich" beschäftigte sich die Autorin diesmal mit dem Thema Techno und überlegte voller Empörung: „Wie halten die Leute das aus?".

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Die viel brennenderen Fragen lauten aus unserer Sicht zwar, wie es der Text an der Standard-Chefetage vorbei ins Album geschafft hat und warum man es sich wirklich angetan hat, ihn zu Ende zu lesen, wo doch schon bei der Überschrift klar ist, dass man das aus psychohygienischen Gründen eher lassen sollte. Aber weil wir mal nicht so sein wollen, haben wir uns entschlossen, der Autorin stattdessen zu helfen. Hier sind ein paar Vorschläge für zukünftige Themen, über die sich Iris Hanika auch aufregen sollte:

Pop Art

Kein Mensch, der bei Sinnen ist, will sich diese stupide Kinderkritzelei anschauen. Van Gogh, Michelangelo, Dürer, das waren noch richtige Künstler. Wer jedoch so unachtsam ist und dieses bunten Gekleckse – oder, noch schlimmer, maschinell gefertigte Drucke ohne jede Aura – an seine Netzhaut lässt, der muss mit einem sofortigen IQ-Verlust von zirka von 50 Punkten rechnen. Verwunderlich, dass es bei einer Warhol oder Oldenburg-Ausstellung noch nicht zu einer Tragödie gekommen ist, weil die Betrachter vergessen haben, wie man richtig geht oder atmet.

Sneakers

Seien wir uns doch ehrlich, liebe Frau Hanikas: Das sind doch keine Schuhe! Ein Schuh muss aus Leder sein, von Hand gefertigt und mindestens ein Jahr lang drücken. Es erscheint fast wie ein Frevel, überhaupt das Wort Kultur im selben Absatz zu erwähnen, den die Überschrift schon als profanen Popo-Blödsinn über Turnschuhe ausweist. Darüber hinaus ist völlig klar, dass das Tragen von Sneakers den Fuß ins Stadium Rap-hörender Vormenschen devolutioniert und uns damit körperlich verdummen lässt. Unklar ist lediglich, ob die Verdummung schon in der Sekunde einsetzt, in der man die Zehen erstmals in den Todesbehälter steckt oder ob es sich um eine sukzessive Rückentwicklung handelt, die nur bei gleichzeitigem Hören von Rap oder Techno zur vollen Blüte gelangt. Fix ist: Während der Französischen Revolution hat keiner Sneakers getragen.

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Lesen

Eigentlich macht Lesen doch dumm. Platon hat vor über 2000 Jahren bereits drauf hingewiesen, dass Lesen die Gedächtnisleistung schwächt. Im 19. Jahrhundert kam dann auch noch die völlig berechtigte Angst vor der „Romansucht" hinzu. Das Argument damals: Wer liest, verliert sich in virtuellen Realitäten. Selbst wenn es unsere Synapsen also nicht vernichtet, macht es in jedem Fall süchtig. Außerdem ist es schlecht für die Augen und schwächt unseren Nachwuchs von Anfang an. Ich sehe es ja bei meinen Nachbarn im gegenüberliegenden Dachgeschoß. Tag und Nacht sind sie am Lesen. Tageszeitungen, Romane, Sachbücher – vor keiner Verblödung wird halt gemacht.

Internet

Die schlimmste von allen Verblödungsmaschinen ist – Omlette suprise – das Internet. Sobald mein Körper auch nur in die Nähe eines Gerätes kommt, das online ist, überfällt mich die ultimative Beklemmung. Ich fühle den Zugzwang der omnipräsenten Erreichbarkeit, spüre die magnetische Anziehung der ebenfalls omnipräsenten Porno-Seiten und werde in den Sog nichtendenwollender Hyperlink-Orgien gezogen, die im Wimpernschlag einer Libelle von Wikipedia zu Lemon Party führen können. Und da rede ich noch gar nicht von der Höhle des Löwen, dem schwarzen Loch des Netz-Universums namens Internet-Café, das jede Intelligenz aus dem gesamten Bezirk ringsum abzieht.

Es steht außer Frage, dass das Internet für beinahe alle Übel der Menschheit verantwortlich ist, von Meningitis über Aids bis hin zu Unfruchtbarkeit (von der wir noch dazu erst wissen, seitdem uns das Internet die Pillen dagegen verkaufen will). Wem das nicht bereits INDIREKT genügend Beweis dafür ist, dass das Netz auch blöd macht, der soll bitte nur einmal kurz dem FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher oder dem Kulturpessimisten Manfred Spitzer zuhören. Die sagen nämlich bei beinahe jeder Gelegenheit "Das Internet macht uns kaputt" (und damit auch gleichzeitig: "Hallo, ich bin sehr alt"). Das ist kein Beweis, sondern eine Meinung, sagt ihr?

Ich sage: Ihr habt doch keine Ahnung! Wie viele Zeitungen habt ihr schon herausgegeben? Wie viele Bestseller habt ihr schon geschrieben? Richtig: genauso viele wie Iris Hanika.