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The VICE Guide to Europe 2014

Der VICE Guide zu Stockholm 2014

Wir sind vielleicht etwas seltsam, dafür sind wir aber auch schöner und freundlicher als alle anderen.

Alle Fotos von Felix Swensson, es sei denn es wird auf jemand anderen verwiesen.

Die schwedische Hauptstadt ist extrem teuer, es gibt ein Ding namens „Tanzerlaubnis" (was die Existenz einer Tanzpolizei nahelegt) und bei uns geht’s leider auch nicht so ab, wie zum Beispiel in Berlin. Dafür triffst du in unserer wunderschönen Stadt auf unglaublich freundliche Menschen und kannst zusammen mit den Sad Boys feiern gehen. Außerdem sind die heißesten  Menschen der Welt unseren Lenden entsprungen. Erfahre hier, wie du das meiste aus deinem viel zu schnell dahinschwindenden Kronenvorrat rausholen kannst.

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Zu den einzelnen Rubriken:

FEIERN
WIE SIEHT’S AUS MIT DROGEN?
POLITIK, DEMOS UND WIE RASSISTISCH SIND DIE LEUTE HIER?
ESSEN
WAS ESSEN DIE EINHEIMISCHEN?
TRINKEN
ÜBERNACHTEN
LGBT STOCKHOLM
ORTE, DIE AUCH NÜCHTERN SPASS MACHEN
WIE DU NICHT ZUSAMMENGESCHLAGEN UND AUSGERAUBT WIRST
WIE DU DICH NICHT WIE EIN BESCHISSENER TOURIST VERHÄLTST
LEUTE UND ORTE, DIE DU MEIDEN SOLLTEST
TRINKGELD UND SÄTZE, DIE DU KENNEN SOLLTEST
EINE YOUTUBE-PLAYLIST MIT FRAGWÜRDIGER EINHEIMISCHER MUSIK
DER VICE-STADTPLAN

Stockholm langweilt dich jetzt schon? Hier haben wir noch 15 andere Städte-Guides.

FEIERN

Partys bis in die Morgenstunden sind vor allem während der schmerzvollen Wintermonate, wenn das ganze Land in eine tiefe Depression zu fallen scheint, gar nicht so einfach zu finden. Wenn du in einem öffentlichen Gebäude tanzen willst, braucht der Laden dafür eine Lizenz. Eine weitere Lizenz wird erforderlich, wenn du dort auch betrunken tanzen willst. Und glaub mir, du willst nicht nüchtern zu Swedish House Mafia rumzappeln, wenn dich draußen fiese Winterstürme erwarten. ABER, es gibt ein rechtliches Schlupfloch, und zwar in Form einer Mitgliederliste. Du musst dich einfach nur 24 Stunden vor Partybeginn auf die Liste setzen lassen. Das geht übrigens auch online, wenn du weißt, wo. Lighthouse, Karbon, Pangea, Autonom und Levande Charader sind alles Facebook-Seiten, die du dir besser merken solltest. Oder versuch es einfach mal mit dem Suchbegriff svartklubb (das schwedische Wort für illegal organisierte Partys, eigentlich „schwarzer Club“). Steck also Schlüssel, Kohle, Handy und Zigaretten ein und ab geht’s!

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Als Wiedergutmachung für den fehlenden Spaßfaktor im Winter können wir mit unserem Sommer aufwarten, wenn Stockholm aufblüht und dich Open-Air-Konzerte an den schönsten Ecken der Stadt anlachen—oftmals in unmittelbarer Nähe zum Wasser (entweder direkt an der Ostsee oder am Mälarsee). Sie liegen in der Regel ein bisschen außerhalb—bring also Bargeld für ein Taxi und ein paar billige Biere mit, da du vor Ort nicht mit Karte zahlen kannst. Die Leute dort sind liebenswürdig, durchtrainiert, haben Geld und kommen klar—also gib dir Mühe, nicht schon wieder wie ein bunter Hund aufzufallen.

Die Location für die nächsten Partys erfährst du dann in Clubs wie Slakthuset oder Berns, oder tagsüber im Trädgården. Wir beißen nicht. Also frag uns einfach, was am Abend so abgeht.

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WIE SIEHT'S AUS MIT DROGEN?

Schlechte Nachrichten für dich, Koksnase: Stockholm ist der Inbegriff der Null-Toleranz-Politik. Drogen sind ziemlich verpönt, also machst du keinen guten Eindruck, wenn du Einheimische damit belästigst, wo du deinen Stoff herbekommen kannst—außer es ist klar, dass auch dein Gegenüber kein Kind von Traurigkeit ist. Ja, wir sind vielleicht Langweiler, aber dafür funktionieren unsere Pumpen bis ins hohe Alter und wir bekommen keine Glatze.

Da die Strafen ziemlich hart sind, werden Drogen meistens zu Hause konsumiert, bevor es weiter Richtung Club geht. Polizisten in Zivil machen auf den Toiletten von Diskotheken auch schon mal Kontrollen, und im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern darfst du in Schweden nicht einmal in deinem Blutkreislauf Drogen haben. Es kommt auch schon mal vor, dass die Polizei dich auffordert, einen Urintest auf offener Straße zu machen.

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Koks ist die gängigste Droge, ist aber meist von sehr, sehr schlechter Qualität. Du findest darin eine Menge Waschpulver und Speed. Wir können es deswegen nicht empfehlen. Hör zu, Drogen sind einfach nichts für uns und das solltest du auch akzeptieren. Und es ist ja schließlich nicht so, dass dir eine Woche ohne Drogen nicht auch mal ganz gut tun würde.

Jetzt schau mich nicht so an, die Stadt ist trotzdem großartig!

Du solltest außerdem wissen, dass Besäufnisse zwar von der Gesellschaft wohlwollend toleriert werden, aber nicht von deinem Geldbeutel. Daher bist du gut beraten, zu Hause ordentlich vorzutrinken. Dafür ist ein Einkauf in einem der staatlich kontrollierten Suffshops (systembolaget) erforderlich. Diese haben Montag bis Freitag von 10:00 bis 19:00 Uhr sowie am Samstag von 10:00 bis 15:00 Uhr geöffnet. Achtung: Sonntags bleiben sie geschlossen. Also sorg für Vorrat!

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Foto: Hampus Andersson

POLITIK, DEMOS UND WIE RASSISTISCH SIND DIE LEUTE HIER?

Als Ausländer musst du dir darüber im Klaren sein, dass deine bloße Gegenwart ausreichen wird, um Anhänger der Sverigedemokraterna („Schwedendemokraten“) auf die Palme zu bringen. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob du vielleicht sogar blond und blauäugig bist. Sie hassen einfach alles, mit Ausnahme von urschwedischen Volkstrachten, Mittsommernachtsfeiern und Köttbullar. Wenn du dummerweise mal auf einen von ihnen stoßen solltest, dann tu dir selber den Gefallen und erwähne nicht die EU.

Wenn dir diese Typen noch zu vernünftig und moderat erscheinen, dann solltest du es vielleicht mal mit der SMR (Svenska motståndsrörelse, „Schwedische Widerstandsbewegung“) oder der SvP (Svenskarnas parti, „Partei der Schweden“) probieren. Im Unterschied zu den Schwedendemokraten machen diese Jungs gar keinen Hehl aus ihren hasserfüllten Ansichten—ganz im Gegenteil, sie schreiben sie dir sogar auf, stecken die Botschaft in eine Flasche und schmeißen sie dir gegen deinen Schädel. Und das alles, weil du an einer friedlichen Kundgebung teilnehmen wolltest. Sie sind echte Neonazis, Punkt. Und echte Vollidioten.

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Du kannst SMR-Anhänger im wahren Leben übrigens leicht daran erkennen, dass sie für gewöhnlich zwischen 15 und 19 sind, in kleineren Rudeln umherziehen, sich ganz in Schwarz kleiden und riesige grüne Flaggen mit einem Pfeil darauf stolz umhertragen. Oft treiben sie sich in kreativen Vorstadtecken wie Kärrtorp oder in der Nähe des ältesten Platzes von Stockholm (Södermalmstorg) herum, weil sich die Leute dort ihrer Meinung nach zu sehr für Menschenrechte einsetzen.

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Stockholm erlebt kurz vor den Parlamentswahlen im September eine Welle von Protesten gegen Rassismus und Faschismus. Antirassismus wurde zu einem sehr wichtigen Thema, nachdem die Schwedendemokraten 2010 zum ersten Mal ins schwedische Parlament einzogen.

Zu Protesten kommt es in der Hauptstadt mindestens einmal im Monat. Sie reichen von friedlichen Familienzusammenkünften bis hin zu Gewaltexzessen zwischen Links- und Rechtsextremen. Übrigens: Alle Schweden sind per se gutaussehend, also gilt sogar eine blau geschlagene Nazifresse als Verbrechen gegen die Ästhetik. Ob diese Proteste überhaupt Wirkung zeigen, bleibt abzuwarten. Wie du spätestens beim Ausfüllen von Anträgen feststellen wirst, musst du dich auch in Schweden mit einer tief verwurzelten Bürokratie herumschlagen. Man sagt, dass eine Regierung mindestens zwei Legislaturperioden braucht, um hier wirklich etwas Nennenswertes zu verändern.

Der wachsende Zuspruch für die Feministiskt Initiativ („Feministische Initiative“) wird hoffentlich dazu beitragen, dass Stockholm zu dem Genderparadies wird, für das uns die Außenwelt schon jetzt hält. Das kann aber noch Jahrzehnte dauern.

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Neben finnischen und norwegischen Einwanderern, die in der öffentlichen Wahrnehmung als wohlhabende, sorglose Faulenzer gelten, strömen die meisten Zuwanderer nach Södertälje. Dieser Vorort hat den Spitznamen „Klein-Irak" bekommen, da diese Gemeinde mehr irakische Flüchtlinge aufnimmt, als die USA und Kanada zusammen. Es gibt zahllose Gruselgeschichten darüber, wie sie zu billiger und sogar unbezahlter Arbeit gezwungen werden. Das ist doppelt schade, weil so der Eindruck entsteht, dass wir unsere Bürokratie nur für moderne Sklaverei umgehen würden.

Wir sind wirklich ein tolles Volk in einer tollen Stadt. Und es ist ja nicht so, dass nur hier Vorurteile und Fremdenhass Konjunktur haben, wenn die Wirtschaft unsicheren Zeiten entgegensteuert—ganz Europa ist betroffen. Somalier, Sinti und Roma gehören zu den Volksgruppen, die aktuell dafür verantwortlich gemacht werden, dass in unserer Gesellschaft nicht alles hundertprozentig funktioniert—trotz der Tatsache, dass gerade sie mit am stärksten von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Zudem besagt eine Binsenweisheit, dass es vor allem die ärmeren Leute in den Vororten sind, die Stockholms hohe Lebensqualität ermöglichen. Denn dort wohnen die Service- und Reinigungskräfte, die Taxifahrer und Altenpfleger dieser Stadt. Ebenso sind viele unserer beliebtesten Musiker, Unternehmer und Sportler die Söhne und Töchter von Zuwanderern, auf deren starken Schultern die schwedische Gesellschaft schon seit Jahrzehnten lastet.

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ESSEN

Hermans
Fjällgatan 23B
Obwohl sich die schwedische Küche traditionell um Fleisch, Kartoffeln und Fisch dreht, sind viele Stockholmer mittlerweile auf den Veggie-Zug aufgesprungen. Hermans bietet ein anständiges vegetarisches Buffet und lockt außerdem mit einer der besten Aussichten über Stockholm. Du solltest unbedingt zu Fuß kommen, da die Straße zu den schönsten der Stadt zählt—viele der Gebäude in der Fjällgatan sind die bekannten roten Holzhäuser, die du in Schweden für gewöhnlich nur auf dem Land sehen kannst. Hier findest du also mal andere Instagram-Motive und musst nicht schon wieder deinen Freunden mit deinen ewigen Foodporn-Anfällen auf den Sack gehen.
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Sturehof
Sturegallerian 42
Sturehof befindet sich am Stureplan, einem der vornehmsten Plätze Stockholms, und ist aus irgendeinem komischen Grund trotzdem saugünstig. Du solltest unbedingt die großartige Langustenplatte probieren.
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Tweed Bar
Lilla Nygatan 5 
Gamla Stan (Stockholms Altstadt) ist gewöhnlich so von Touristen überlaufen, dass du den Ort am besten links liegen lässt. Es gibt in der Gegend aber auch ein paar Bars, die nicht ganz so beschissen sind. Eine von ihnen ist die Tweed Bar, die mit klassischen Chesterfield-Couches, alten Bootsteilen und anderen von Wes Anderson geklauten Ideen lockt. Die Burger schmecken hervorragend und die Bierauswahl ist größer als in den meisten anderen Lokalen der Stadt. Vegetarier haben in diesem Laden aber scheinbar keine Lobby, was viele moderne Schweden vergrault.
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Flippin' Burgers
Observatoriegatan 8
Ja, Burger sind tatsächlich die beliebteste Mahlzeit in Stockholm. Und wo du schon mal hier bist, kannst du auch gleich einen richtig guten essen. Die Burger bei Flippin' sind aus frischem Fleisch aus der Region—du kannst den Kellner sogar nerven, wenn du wissen willst, woher genau dein Burgerfleisch kommt. Der einzige Haken ist, dass du hier keinen Tisch reservieren kannst. Das führt dazu, dass du lange in der Schlange stehen musst, sorgt aber auch dafür, dass du, während du wartest, ein paar nette Leute kennenlernen kannst.
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WAS ESSEN DIE EINHEIMISCHEN?

Gebratener Hering
Wenn die Leute an Hering denken (was in Schweden alle acht Sekunden der Fall ist), kommen ihnen für gewöhnlich eingelegte oder fermentierte Heringe (Surströmming)—und deren bestialischer Gestank—in den Sinn. Gebratener Hering ist eine viel weniger furchterregende Variante, den traditionellsten Fisch der Ostsee zu essen. Normalerweise wird er mit Kartoffelpüree oder im Brötchen serviert. Und er schmeckt viel besser als Lachs. FICKT euch und euren Lachs, ihr Schotten.

Toast Skagen
Im Grunde eine Scheibe gebratenes Brot mit Garnelen, Majo und Dill. Auch wenn es vielleicht nicht gerade eine kulinarische Revolution darstellt, istToast Skagen mittlerweile zu einem unverkennbaren Stockholmer Snack geworden. Alle sind sich einig darüber, dass seine Geburtsstätte ein Restaurant namens Riche ist, und genau da solltest du es auch essen (ich bin mir fast sicher, dass auch andere Länder schon auf diese glorreiche Idee gekommen sind, aber was soll’s).

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Pizza mit Sauce béarnaise
Schwedische Pizza ist eine billige, labbrige und schleimige Variante des Originals aus Italien. Unsere Pizza kommt mit Sauce béarnaise und Weißkohlsalat, was sich nach irgendeinem Hippiemist anhört, den sich deine Mutti ausgedacht hat, die es zwar gut meinte, aber leider keine Ahnung von echtem Junk Food hat—aber irgendwie schmeckt's trotzdem ganz passabel.

Köttbullar
Verdammt, diese Liste lässt uns wirklich nicht wie Anhänger der gehobenen Küche aussehen, aber wir können einfach nicht anders: Wir lieben unsere Köttbullar, am liebsten mit ziemlich verrückten Beilagen wie Preiselbeermarmelade, eingelegten Gurken und brauner Sauce, aber auch mit weniger verrückten Beilagen wie etwa Kartoffelpüree. Richtig gute Köttbullar sind viel größer als die, die du aus dem Supermarkt kennst, und gehören zu unseren leckersten Nationalgerichten. Bei Tranan in Odenplan findest du mit die besten Köttbullar der Stadt. Aber Achtung, sie stehen nicht auf der Speisekarte, also musst du die Bedienung danach fragen. Aber Achtung bei der Aussprache: Köttbullar spricht man in etwa wie „Schöttbullllaaaar” aus.

Varmkorv
Heißt wörtlich übersetzt „warmes Würstchen“. Dieser traditionelle schwedische Straßensnack ist im Grunde nichts anderes als ein amerikanischer Hotdog—nur besser. Varmkorvar sind günstig und du kriegst sie an jeder Ecke, aber für die besten der Stadt solltest du deinen Hintern zu Günters auf dem Sankt Eriksplan bewegen.

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TRINKEN

Häktet
Häktet—was wörtlich „Gefängnis" bedeutet—war im 19. Jahrhundert mal ein Schuldnergefängnis. Heute werden dort relativ preisgünstige Whiskys ausgeschenkt, die dich im Laufe eines feuchtfröhlichen Abends dennoch in die Schuldenfalle treiben werden.
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Södra Teatern
Södra Teatern liegt am Anfang der Hökens Gata und die Aussicht dort ist so verdammt schön, dass im Sommer jeder—von meiner Mutter bis zu meinem Drogendealer (ups!)—im Biergarten abhängt. Auch die Preise sind voll okay.
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Nytorget
In der Gegend rund um den Nytorget („der neue Platz“) im Herzen von SoFo (South of Folkungagatan) gibt es einen Haufen cooler Bars und Cafés. Zu unseren Favoriten zählen Urban Deli, Vurma sowie Nytorget 6, das berühmt für seine Drinks und das Essen ist. Leider kannst du auf den Grünflächen des Parks keinen Alkohol trinken—außer natürlich, du warst zuvor in einem Systembolaget shoppen (staatliches Unternehmen mit einem Monopol auf Getränke mit mehr als 3,5% Alkohol) und hast deine Beute dann in unschuldig daherkommende Plastikbecher umgefüllt. Aber sind wir mal ehrlich: Das ist nichts für Anfänger wie dich.

Glenn Miller
In einer Stadt, in der niemand Jazz spielt und nur Burger serviert werden, ist es kein Wunder, dass ein Jazzlokal mit Moules-frites auf der Speisekarte ziemlich kultig ist. Davon unabhängig ist Glenn Miller ein echt abgefahrener Ort und Moules-frites bei Jazzmusik zu essen, gehört zu den Sachen, die du im Urlaub echt mal ausprobieren solltest.
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ÜBERNACHTEN

Wusstest du, dass Stockholm auf 14 Inseln liegt, was bedeutet, dass die Stadt zu einem Großteil aus Wasser besteht? Das erklärt wohl, warum die Unterbringung dort so verdammt teuer ist, lädt aber auch dazu ein, die Nachtkurzerhand auf einem Boot zu verbringen. Die Af Chapman (Zimmer ab 65 Euro pro Nacht) liegt vor Skeppsholmen, und auch wenn es nicht viel hermacht, taugt es locker als Übernachtungsmöglichkeit—vorausgesetzt du wirst nicht seekrank und kannst den Meerjungfrauen widerstehen.

Wenn du nach einer günstigen Lösung an Land suchst, bist du beim HTL Kungsgatan (64 Euro pro Nacht) an der richtigen Adresse. Die Zimmer sind zwar winzig und nicht gerade luxuriös—stell dich auf ein Komfortangebot nach Ryanair-Standards ein—aber zu diesem Preis findest du kaum eine Alternative. Das Hotel liegt auf der Kungsgatan, einer von Stockholms zentralsten, aber auch beschissensten Straßen. Aus diesem Grund solltest du dort nicht mehr Zeit als nötig verbringen.

Der Stadtteil Östermalm ist vor allem bekannt für seine extravaganten Geschäfte und seine furchtbaren Nachtclubs, aber seine Ehre wird durch das Story Hotel (140 Euro pro Nacht) hochgehalten. Die Bar und das Restaurant sind bei Touristen und Einheimischen gleichermaßen beliebt und die Preise sind recht vernünftig. Andererseits haben sie ihre Rezeption durch einen Flachbildschirm ersetzt, also hat die Ankunft im Hotel mittlerweile den gleichen Charme, wie wenn du deine Klobürste bei Ikea an der SB-Kasse scannst.

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Berns Hotel (165 Euro pro Nacht) lockt im Keller mit einer der schweißtriefendsten Tanzflächen von ganz Stockholm und auf seiner großartigen Raucherterrasse wirst du niemals denken, dass du dich eigentlich draußen im Freien aufhältst. Es ist auch die erste Anlaufstelle während der Stockholmer Fashion Week und anderer grenzwertiger Events und Konferenzen. Der große Vorteil liegt natürlich darin, dass du dir null Gedanken darüber machen musst, wie um alles in der Welt du auf diese Partys kommen kannst, da sie ja praktisch in deinem Hotelzimmer stattfinden.

Da Stockholm im europäischen Vergleich eh schon ein teures Pflaster ist, kannst du auch gleich in die Vollen gehen und in einem echten Luxushotel absteigen. Das Lydmar Hotel (500 Euro pro Nacht), in dem im letzten Jahr der Boiler Room abgehalten wurde, ist die Nummer eins unter den Edelherbergen. Nur wirst du dich hier trotz der unmittelbaren Nähe zum Wasser nicht direkt wie ein Freibeuter fühlen können.

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LGBT STOCKHOLM

In Stockholm ist es egal, ob du homo- oder heterosexuell bist. Die LGBT-Szene konzentriert sich vor allem auf Gamla Stan, Södermalm und Kungsholmen. Candy im Le bon Palais ist Stockholms größte Schwulenparty, aber du triffst genauso viele Schwule und Lesben in Berns oder Trädgården.

Zwei jährliche Events stehen fett geschrieben im Kalender der Stockholmer Schwulenszene: die Pride sowie der Eurovision Song Contest, der im Grunde eine zweite Ausgabe der Pride ist. Auch wenn es natürlich in jedem Land Idioten gibt, kannst du davon ausgehen, dass die meisten Bürger jegliche Form von offen ausgetragener Homophobie im Keim ersticken werden.

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ORTE, DIE AUCH NÜCHTERN SPASS MACHEN

Bonniers Konsthall
Bonniers ist eines der größten Verlagshäuser in Schweden und die Bonniers Konsthall ist die dazugehörige Kunstgalerie. Wenn du ein Fan von den Sad Boys bist—wovon ich mal ausgehe, weil du dich auf dieser Seite rumtreibst—dann solltest du an einem Sonntag unbedingt mal zu Bonniers gehen. Yung Lean, Gud und die anderen hängen da gerne ab und suchen nach Inspiration. Die Taverna Brillo in Stureplan und Berns sind ebenfalls Orte, wo du die Rapper finden kannst, wenn sie nicht gerade auf Tournee sind.

Skinnarviksberget
Einer der höchsten Punkte Stockholms mit der besten Sicht über die Stadt. Geh hin, zieh dir die Aussicht rein und stell dir vor, du könntest in dieser Stadt auch noch einen Joint rauchen. Das war’s, Abmarsch!

Vitabergsparken
Ein großartiger Park im Schatten der altehrwürdigen Sofia-Kirche. Er liegt in der Nähe dieser komischen, möchtegernamerikanischen Einkaufszone SoFo. Sobald du also eine Heerschar von Menschen mit einschlägigen Einkaufstüten erblickst, weißt du, dass du richtig bist.

Långholmen
In Stockholm ist das Nachtschwimmen im Sommer geradezu Pflicht und Långholmen ist dafür ein ausgezeichnetes Plätzchen. Die Badestelle unter der Brücke zwischen Långholmen und Kungsholmen ist allerdings dermaßen beliebt, dass du dort vor allem in den frühen Morgenstunden auf eine Menschentraube stoßen wirst.

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Marielle's Vintage
Marielle’s ist höchstwahrscheinlich Stockholms einziges Kleidungsgeschäft, in dem du Klamotten finden wirst, die sowohl erschwinglich als auch alltagstauglich sind. Der Laden ist sogar noch unter Einheimischen ein Geheimtipp, also versau ihn nicht mit deinem Touri-Gehabe.
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Artipelag
Jeder, der Stockholm im Sommer einen Besuch abstattet, sollte mit dem Boot zu diesen Inseln rüberschippern. Wie viele Inselgruppen hast du schon direkt vor deiner Haustür? Egal, lassen wir das. Wenn du trotzdem noch eine Extraeinladung brauchst: Auf Värmdö gibt es unter anderem eine Kunstgalerie (Artipelag), die du nicht missen solltest.
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WIE DU NICHT ZUSAMMENGESCHLAGEN UND AUSGERAUBT WIRST

Taschendiebstahl ist in Stockholm genauso verbreitet wie in jeder anderen Hauptstadt auch. Die am schlimmsten betroffenen Ecken sind die überfüllten Straßen rund um Drottninggatan, Gamla Stan und Plattan. Es machten auch schon Berichte die Runde, wonach betrunkene Touristen in einem kleinen Park in der Nähe des Mariatorget ausgeraubt wurden. Also besauf dich lieber wo anders!

Diebe haben zudem die nervige Angewohnheit, einfach an Haustüren zu ziehen, um zu schauen, ob sie verriegelt sind. Sorg also dafür, dass deine Haustür stets abgeschlossen ist, selbst wenn du zu Hause bist. Einbrecher scheißen nämlich auf dich (nicht aber auf deine Kohle und dein MacBook). Du solltest dir aber deswegen nicht gleich in die Hose machen—wir sind schließlich nicht in Chicago.

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WIE DU DICH NICHT WIE EIN BESCHISSENER TOURIST VERHÄLTST

Wenn du uns Schweden so richtig auf die Eier gehen willst, dann drängel dich einfach mal vor. Ernsthaft, bist du auf Ärger aus, dann scheiß auf die Schlange bei McDonald’s und geh einfach direkt zur Kasse. Du wirst merken: Wir nehmen unsere Warteschlangen sehr, sehr ernst.

Im Allgemeinen hast du es als Tourist in Stockholm nicht leicht, wenn du hier niemanden kennst. Türsteher werden dich hassen und Einheimische werden dich in die falsche Richtung schicken, wenn du sie nach dem Weg fragst. Das liegt vielleicht daran, dass wir in Stockholm Touris satt haben, denen das Konzept von Fahrradwegen scheinbar zu hoch ist. Wenn du also etwas zu den schwedisch-touristischen Beziehungen beitragen willst, dann lass dein dämliches Mietfahrrad stehen und hör endlich auf, unsere Stadt lahmzulegen. In nur fünf Minuten macht nämlich der staatliche Suffshop zu und mein kleiner irakischer Sklave kriegt seinen Scheißhals nicht voll genug.

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LEUTE UND ORTE, DIE DU MEIDEN SOLLTEST

U-Bahn-Schaffner
Immer am Rande des Machtmissbrauchs werden sie alles daran setzen, dich zu beleidigen. Sie mustern dich, sie hassen dich, sie würden dir nur zu gerne die Seele aus dem Leib prügeln. Also sei also höflich und stelle nicht ihre Autorität in Frage.

Zivilbullen
Du erkennst sie schon von Weitem, weil sie Holzschuhe und Razorlight-Shirts tragen. Für die sind alle unter 30 dauerhigh, weswegen sie uns ganz besondere Beachtung schenken und ständig verhören. Auf Schwedisch. Was dein Ende bedeutet, falls du es doch irgendwie geschafft haben solltest, an Gras zu kommen.

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Dubiose Taxifahrer
Es gibt haufenweise Taxis in Stockholm, aber du tust gut daran, dein Taxi bei einem der renommierten Unternehmen zu bestellen, anstatt einfach auf der Straße eins anzuhalten. Dubiose Taxifahrer werden dir weismachen wollen, dass die Fahrt nichts kostet. Lass dich nicht verarschen—es ist echt eine beschissene Masche und diese Leute sind keine von den Guten.

Casino Cosmopol
Stockholms staatliches (wie sollte es auch anders sein?) Casino ist eine Hochburg für Geldwäsche und Treffpunkt für ziemlich zwielichtige Typen. Nicht gerade der richtige Ort für deinen feinen Zwirn, sondern eher wie geschaffen dafür, um deiner Ehe den Gnadenschuss zu geben.

Slussen
Slussen ist eine riesige Kreuzung an einem schlecht geplanten Knotenpunkt, der in Stockholm für viel Spott sorgt—Was gibt’s am Slussen?—Ingenting! („nichts“). Der Plan war ursprünglich, dieses gigantische Urinal zu sanieren. Leider haben sich verschiedenste „Entscheidungsträger“ auf nichts einigen können. Das Ergebnis ist eine Gefahrenstelle, wo dir als Radfahrer auch schon mal ein Ziegelstein von einer Überführung auf den Kopf fliegt. Überführung 1, Radfahrer 0.

Festivals in Kungsträdgården
Kungsträdgården ist ein wunderschöner Park, in dem die meisten von Stockholms Kirschblütenbäumen stehen. Du wirst sie aber kaum sehen können, weil dir ständig irgendein Idiot sein Essen andrehen will oder irgendwelche Zauberer mit ihren tollen Tricks „locken“. Hand aufs Herz: Kungsträdgården ist die Heimat der beschissensten Gemeindeveranstaltungen in ganz Nordeuropa.

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Das Gefängnis
Ja, du hast richtig gelesen. Du hast bestimmt keine Lust, ins Gefängnis zu wandern. Also lass die Finger von Drogen. Ich dachte, ich warn dich lieber noch mal.

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TRINKGELD UND SÄTZE, DIE DU KENNEN SOLLTEST

Trinkgeld
Die Leute in Stockholm sind keine großen Freunde des Trinkgelds, außer sie fühlen sich aus irgendeinem Grund dazu genötigt. Dein Trinkgeld sollte auch nie übertrieben sein. Lagom ist hierfür der Schlüssel, was auf Schwedisch so viel wie „durchschnittlich" oder „gerade richtig“ bedeutet. Wenn du essen gehst und deine Bedienung dich wie einen König behandelt, gib ihr 15 Prozent Trinkgeld (20 wenn du ihn/sie auch noch heiß findest). Wenn dich der Service nicht von den Socken gehauen hat, dann reichen auch 10 Prozent.

In Bars gibst du nur dann Trinkgeld, wenn der Barkeeper dir die Getränke an den Tisch bringt oder sie dir deutlich billiger macht. Wenn sie dir an der Bar nur schnell ein Bier in die Hand drücken, hast du Geizhals Glück, weil dann kein Trinkgeld fällig ist—du rundest höchstens mal mit ein paar Kronen auf, wenn du mit Bargeld bezahlst.

Lass die kronor-Münzen am besten einfach liegen. Sie sind nichts wert und bringen nur deine Hosentaschen zum Bersten. Das Ganze gilt übrigens ebenso für Taxifahrten.

Sätze, die du kennen solltest

Hej—Hallo
Tack—Dankeschön
Varsågod [Aussprache: „war-schoh-gut"]—Bitte sehr!
Hej då [Aussprache: „hey doh"]—Tschüss
Snälla—Bitte
Ja—Ja
Nej—Nein
Fan vad keff du är [Aussprache: „fan vah chef dü är"]—Du bist verdammt schräg!
Puss—Kuss

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EINE YOUTUBE PLAYLIST MIT FRAGWÜRDIGER SCHWEDISCHER MUSIK

Hier sind zehn Songs aus Schweden. Sie sind von zweifelhafter Qualität und fragwürdigem moralischem Wert.

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VICE-STADTPLAN

Das ist sie also, unsere wunderschöne Stadt. Geiler Scheiß, oder?

– VICE Schweden

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Alle 16 Städte-Guides 2014 in einer Übersicht