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So muss ein gutes Skate-Magazin aussehen!

Endlich mal ein Magazin, das ästhetische und beeindruckende Bilder aus der Skate-Szene zeigt. Und da der Trend gerade in New York im Moment besonders blüht, ist das Heft mit seinen Bildern auch hier entstanden.

Skateboarden hat an Beliebtheit wieder extrem zugenommen, besonders in betonlastigen Städten wie New York City. Dabei hat sich die Skate-Industrie in eine verwässerte Version von dem, was es mal war, entwickelt—so wie MTV oder Haustiere. Deshalb ist 43, das Magazin aus New York, das letztes Jahr von Fotograf Allen Ying aus der Taufe gehoben wurde, ein dringend benötigter Atemzug verpesteter Stadtluft. Das großformatige Heft mit nur wenig Werbung erscheint vierteljährig und kombiniert nächtliche New Yorker Skate-Missionen mit Fotos, die auch an Galeriewänden hängen könnten. Was ganz gut passt, denn am letzten Dienstag feierte 43 die dritte Ausgabe mit einer Fotoausstellung in der Temp Gallery im Manhattaner Stadtteil Tribeca.

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Die ersten beiden Ausgaben wurden in der Skate-Szene schon hochgelobt, aber wirklich viel Aufmerksamkeit hat die Nummer Drei geerntet, dank einem Foto, das vor ein paar Wochen das Internet erbeben ließ. Das Foto oben, auf dem Koki Loaiza einen Ollie von einem Bahngleis aufs nächste macht, verbreitete sich wie ein Lauffeuer, nicht nur auf Skate-Seiten, sondern auch auf normalen Blogs von Zeitungen.

Ich habe mich mit Allen getroffen, um über die Ausgabe und ihre hübschen Inhalte zu sprechen.

VICE: Kommen wir direkt zur Sache. Wer ist Koki, der Typ, der über die Bahngleise springt, und was stimmt nicht mit ihm?
Allen Ying: Koki kommt aus Miami und ist einfach der Hammer! Ich konnte ihn nur das eine Mal treffen. Es war ziemlich krass, aber er hat's einfach drauf. Koki war der einzige in unserer Crew, der dachte, dass er das machen könnte.

Man munkelt, dass Gonz, der berühmte Skater aus Kalifornien, vor Ewigkeiten mal diesen Ollie über die Gleise gemacht hat. Was weißt du darüber?
Ich habe dieses Gerücht auch letztens gehört, aber niemand hat es bis jetzt bestätigt. Es waren immer nur Leute, die meinten, er hätte das vielleicht gemacht.

Dieses Foto hat Leute aus der Skate-Szene, aber auch außerhalb davon, auf 43 aufmerksam gemacht. Aber für die, die noch nie davon gehört haben: Was kannst du mir über dein Magazin sagen?
43 ist ein unabhängiges Skate-Magazin. Ich nenne es gern ein fotobuchartiges Skateboard-Heft. Es ist auch das einzige Skate-Magazin in New York.

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Ein Magazin zu gründen, ist nicht billig. Welche Mittel hast du benutzt, um 43 herauszubringen?
Ich habe unheimlich viel recherchiert und geplant, um das Heft zu gründen. Dann habe ich noch eine Art Medienmappe mit Ausgabe 000 unter möglichen Sponsoren verteilt und einige besucht. Ich habe ein paar neue Kreditkarten beantragt und Geld über Kickstarter gesammelt, um das Magazin herauszubringen.

Du warst ja mit Mandible Claw und seiner Crew unterwegs, als du das Bild von Koki geschossen hast. Sie bringen ein neues U-Bahn-Skate-Video raus, das thematisch auf die Ausgabe abgestimmt ist, richtig?
Ja, er hat 2011 ein geniales Video, in dem sie durch die U-Bahn skaten, hochgeladen [siehe oben]. Das hat sich auch unheimlich schnell verbreitet und es war atemberaubend. Er hat gerade einen zweiten Teil fertig gemacht, mit neuen und wahrscheinlich besseren Orten und Tricks. Es sind Szenen aus seinem neuen Video Tengu. Das wird es auf DVD, aber nicht im Netz geben.

Trailer für

Tengu

In dem Artikel zu dem Foto schreibst du über die aktuelle Anspannung in der Skate-Szene bezüglich der Skateparks als „Beruhigungsmittel“. Wie Nomaden, die in Reservate gesteckt werden, werden Skater von der Straße vertrieben und in diese Parks abgeschoben. Was sagst du mit deinen Fotos über diese Trends aus?
Ha, ich bin froh, dass du das mitgekriegt hast. Ich bin jetzt nicht Experte für die Frage, wie Skateparks sich aufs Skaten auswirken. Ich will das Thema auch nicht unbedingt im Detail analysieren, aber ich weiß, dass sich etwas verändert hat, und ich glaube, dass sich nicht die gleiche Kultur und Denkart entwickelt, wenn du nicht auf den Straßen skatest.

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Was ist noch in dieser Ausgabe?
Am Ende geht es in der Ausgabe nur um New York und deren Skater und Besucher, die hier skaten. Es könnte gut sein, dass das die einzige Fotodarstellung der aktuellen Skate-Szene in New York ist. In einem Artikel geht es um Static IV, die anstehende Indie-Video-Serie von Josh Stewart.

Das Magazin ist ungefähr 700 Mal hübscher als die anderen Skate-Blätter da draußen. Wie würdest du die Ideen und ästhetischen Ansprüche der Leute, die daran arbeiten, beschreiben?
Bei 43 geht es darum, die rohe Essenz von Skateboarden einzufangen. Es geht darum, auf die ganzen Verzierungen zu verzichten und mit qualitativ hochwertigen Fotos der Magie des Skatens gerecht zu werden.

Wenn 43 zurück zum rohen Wesen des Skatens will, widerspricht sich das nicht mit den künstlerisch hochwertigen Fotos?
Genau genommen schon. Ich habe eine Weile gedacht, dass meine Art, Skate-Fotos zu machen, ein bisschen zu förmlich und steril ist. Ich habe das immer im Hinterkopf, dass ich Fotos schieße, bei denen dieses Rohe an den Betrachter weitergegeben wird. Das sterile Layout des Hefts ist auch so ein Gegensatz, aber mit beidem zusammen habe ich das Gefühl, dass diese Gegenüberstellung funktioniert. Die Ausstellung letzte Woche war an einem sehr groben Ort. Am Anfang war ich noch unsicher, aber nachdem wir die Prints aufgehängt hatten, sah diese Gegenüberstellung ziemlich krass aus. Es hat was von rohem Skaten auf sterilen Bildern auf rohen Wänden.

Findest du es wichtig, eine stärkere Verbindung zwischen Skate-Szene und Kunst zu schaffen? Ich frage, weil 43 in Museen verkauft wird und, wie du selbst erwähnt hast, die Release-Partys in Galerien abgehalten werden.
Na ja, es ist nicht unbedingt die Mission von 43, diese Verbindung herzustellen. Die Kunstmuseen sind auf 43 aufmerksam geworden und haben das Heft für ihre Museumsshops bestellt. Es ist eher so, dass ich Skateboarden einfach interessanter finde als die meisten anderen Sachen, besonders, wenn es gut auf Foto oder Video eingefangen ist. Es ist immer ein kleines Wunder, wenn die ganzen Faktoren der Skate-Fotografie zusammenkommen: das Licht, der Straßenverkehr, die Fußgänger, das Arrangement … all das muss passen in einem der wenigen Momente, in dem der Skater etwas macht, das er noch nie gemacht hat, und an dem er ewig gearbeitet hat. Klar, du kannst die Kontrolle übernehmen und alles inszenieren—besonders, wenn du das entsprechende Budget hast—aber dann sind die Spontanität und Magie weg, genau wie die Kultur und das Erbe der Skate-Szene. Und was die Galerien angeht: Ich mag einfach diesen sozialen Aspekt beim Ansehen der Fotos bei einer Vernissage. Außerdem werden die Arbeiten so in einer Form präsentiert, in der man sie auch würdigen kann.

Hier könnt ihr das 43 Magazin bestellen. Das ebenfalls großartige Grey Magazine aus England ist im Stil-Laden in Wien erhältlich.