Timothy Loehmann war ein emotionales Wrack

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Timothy Loehmann war ein emotionales Wrack

Schon zu Anfang seiner Polizeiausbildung machte Timothy Loehmann keine gute Figur.

​Der Polizist, der letzten Monat einen 12-Jährigen in Cleveland erschossen hat, weil dieser mit einer Softairwaffe spielte, hätte niemals Polizist werden dürfen, wenn es nach seiner Personalakte gegangen wäre. Die Northeast ​Ohio Med​ia Group berichtete am Mittwoch, dass Officer Timothy Loehmann an der Polizeischule als emotionales Wrack bekannt war, das nicht mit einer Waffe umgehen konnte.

Loehmann arbeitete bereits in Independence (Ohio) als Polizist, bevor er zur Polizei in Cleveland wechselte. Die Polizeibehörde in Cleveland gibt jetzt zu, dass sie sich nie die Akten des Bewerbers angesehen hat. Hätten die Vorgesetzten das getan, wäre ihnen ein beunruhigendes Verhaltensmuster und ein getrübtes Urteilsvermögen aufgefallen—und sie hätten möglicherweise das Leben eines Kindes gerettet, wenn sie Loehmann vom Streifendienst ferngehalten hätten.

Schon in seinen ersten Tagen an der Cleveland-Heights-Polizeischule hat sich Loehmann schlecht geschlagen. Er schlief im Unterricht ein. Er tauchte „verschlafen und niedergeschlagen" am Schießstand auf und erlitt einmal während des Trainings einen Zusammenbruch. Sergeant Greg Tinnirello von der Polizei in Independence gab an, dass Loehmann noch nicht einmal einfachen Anweisungen Folge leisten konnte. Deputy Chief Jim Polak sagte, er sei unreif. Schließlich entschied sich die Polizei in Independence dafür, den aufgewühlten Möchtegernpolizisten zu entlassen.

Also wechselte Loehmann im März in den vierten Bezirk in Cleveland, den Bezirk mit der höchsten Tötungsdeliktrate der Stadt. „Er liebte all die Action", ​erklärte sein Vater sp​äter.

Am 22. November wurde Loehmanns anscheinend schon lange gehegter Wunsch endlich erfüllt: Er durfte jemanden anhalten, der womöglich eine tödliche Waffe mit sich führte. Seine Begegnung mit Tamir Rice dauerte jedoch nur zwei Sekunden und führte zum tragischen Tod des Jungen. Der 12-Jährige hatte damals eine Spielzeugwaffe dabei, bei der die orangefarbene Spitze entfernt wurde. ​Man beerdigte​ ihn am Mittwoch.

Loehmann wurde nicht entlassen. Viele Menschen stellen sich jedoch die Frage, warum man ihm trotz seiner Personalakte überhaupt eine Dienstmarke und eine Waffe gegeben hatte.