FYI.

This story is over 5 years old.

News

In der Türkei wurden VICE News-Journalisten inhaftiert

Amnesty International, PEN International und das Committee to Protect Journalists (CPJ) haben die Inhaftierung von vier VICE-Journalisten im Südosten der Türkei verurteilt.

Globale Menschenrechtsorganisationen haben die Türkei dazu aufgerufen, vier Journalisten freizulassen, die für VICE News arbeiten und die seit dem 28.08.2015 ohne offizielle Anklage festgehalten werden.

Die türkischen Behörden nahmen die britischen Journalisten Jake Hanrahan und Philip Pendlebury in Gewahrsam, während sie mit zwei anderen Kollegen—einem Fixer und einem Fahrer—aus der Stadt Diyarbakır im Südosten der Türkei berichteten.

Anzeige

Sicherheitskräfte gaben zunächst an, die Journalisten würden festgehalten, weil sie ohne behördliche Genehmigung gefilmt hätten, doch inzwischen hat man ihnen vorgeworfen, sie würden den Islamischen Staat (IS) unterstützen. Es wird erwartet, dass die Journalisten heute vor Gericht erscheinen.

Türkische Behörden beschlagnahmten außerdem Filmausrüstung, die den Journalisten gehörte, und durchsuchten ihre Hotelzimmer.

Amnesty International, PEN International und das Committee to Protect Journalists (CPJ) haben allesamt die Inhaftierung verurteilt.

In einer Pressemitteilung nannte Amnesty International die von den türkischen Behörden erhobenen Vorwürfe „bizarr".

„Es ist absolut richtig, dass die Journalisten über diese wichtigen Geschehnisse berichten", teilte die Menschenrechtsorganisation mit. „Die Entscheidung, die Journalisten festzunehmen, war falsch und die Vorwürfe der Unterstützung des Islamischen Staats sind unbewiesen, unerhört und bizarr."

Nina Ognianova, die Koordinatorin des CPJ-Projekts für Europa und Zentralasien, rief die Behörden von Diyarbakır dazu auf, Hanrahan, Pendlebury und deren zwei Kollegen umgehend freizulassen.

Zeynep Oral, Präsidentin von PEN in der Türkei, merkte an, Journalisten hätten es immer schwerer, in der Türkei ihrer Arbeit nachzugehen. „In einer Zeit der Unsicherheit, sowohl im Land als auch in der Region, brauchen wir freie Meinungsäußerung und das Recht auf Information mehr denn je", sagte Oral. „Wir verlangen Gerechtigkeit und die unmittelbare Freilassung von Journalisten, die nur ihre Arbeit machen."

Anzeige

Maureen Freely, die Präsidentin von PEN in England, verwies darauf, dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan „sich in den letzten Jahren außergewöhnlich bemüht, die mediale Berichterstattung zu unterbinden."

„Seit seine Partei es versäumt hat, bei den Wahlen im Juni eine Mehrheit zu gewinnen, hat [Erdoğan] seine Bemühungen intensiviert, jegliche kritische Berichterstattung zu unterdrücken, vor allem jene über die eskalierenden Konflikte im größtenteils kurdischen Südosten", sagte Freely. „Sein Ziel ist es, die Story zu kontrollieren, wie immer. Wenn diese Journalisten weggesperrt bleiben, wird er seinen Willen bekommen haben."

Suzanne Nossel, Direktorin des PEN American Center, fügte hinzu: „Wenn es hart auf hart kommt, signalisieren Regierungen ihre Unsicherheit, indem sie Journalisten einsperren, die unliebsame Geschichten erzählen. Angesehene Journalisten von VICE ins Visier zu nehmen, ist ein neuer Tiefpunkt für die Türkei. Sie sollten sofort und vorbehaltlos freigelassen werden."

Ein Sprecher für VICE News sagte, die Journalisten sähen sich bei ihrem heutigen Gerichtstermin „unbegründeten Terrorismus-Anklagen" gegenüber.

Hanrahan und Pendlebury sind erfahrene Korrespondenten. Zusammen haben sie bereits über die Flüchtlingskrise in Calais, das Referendum zur schottischen Unabhängigkeit, irischen Republikanismus und andere Themen berichtet.

Neben seiner Arbeit für VICE News hat Hanrahan außerdem für den Guardian, den Independent, Wired und Rolling Stone Middle East geschrieben. Pendlebury ist ein versierter Kameramann und Redakteur, der im Irak, in Afghanistan, Nordkorea und weiteren Ländern gefilmt hat.


Titelfoto: Global Jet | Flickr.com | CC BY 2.0