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Warum die Sache mit dem Schwanz in der Socke totaler Scheiß ist.

Endlich haben vollgepumpte Arschlöcher eine legitime Form gefunden, ihre Eitelkeit zu zelebrieren.

#cockinasock for @checkemlads testicular cancer awareness !screen shot of donation will follow as it's on my phone pic.twitter.com/zwX0yRMOfn

— Calum Best Official (@CalumBest) March 24, 2014

Abbildung oben: Calum Best und Gary Linekers Bruder tun ihr Bestes so auszusehen wie das Ungeheuer das nachts aus dem Wald kommt, um das Dorf zu terrorisieren.

Vorletzte Woche verzichteten 2,6 Millionen Frauen auf Make-up, hoben ihre müden Arme in die Luft und machten ein Duckface für einen #nomakeupselfie, um Sensibilität für Brustkrebs zu schaffen. Letzte Woche haben dann die Jungs ihre eigene bescheuerte Bewegung in die Welt gerufen: #cockinasock

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Das Cockinasock-Konzept, also den Schwanz in eine Socke zu packen, gibt es wahrscheinlich schon so lange, wie es Socken gibt. Zweifellos von den Red Hot Chili Peppers perfektioniert, zieht sich die beispiellose Erfolgsgeschichte der beliebten Penisbekleidung von einem Auftritt in American Pie bis zu homoerotischen Witzeleien auf Klassenfahrten, in Internaten und stinkigen Ferienwohnungen auf Malle. Und nun ist es zur neusten Waffe im Kampf gegen Hodenkrebs erkoren worden.

Du fragst dich gerade sehr wahrscheinlich, was das Anziehen einer Socke über den Penis und das Posten eines Bildes davon im Internet damit zu tun haben soll, Geld für eine Wohltätigkeitsorganisation zu sammeln. Ich will dir hier kurz die vorausgegangene Aktion #nomakeupselfie in Großbritannien erklären, auf der #cockinasock aufbaut. Dabei ging es darum, ein Bild von dir zu machen und das Wort ‚BEAT’ per SMS an 70099 schicken, um ein paar Pfund für den Kampf gegen Krebs zu spenden, und dann die kichernden Kollegen auf deiner Facebookseite dazu anhalten, das Gleiche zu tun. Das ist die Art von viraler Kampagne, von der jeder schmierige Werbefuzzi sein Leben lang hofft, sie sich auszudenken.

Obwohl einige der Menschen, die bei #nomakeupselfie teilgenommen haben, ihre SMS an die falsche Nummer—oder mit dem falschen Inhalt—gesendet hatten, wurden in einer Woche über 8 Millionen Pfund für die britische Krebsforschung gesammelt. Wie die Charityorganisation auf ihrer Website verkündete, werden mit den Spenden zehn klinische Studien unterstützt, was natürlich großartig ist.

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Nichtsdestotrotz wurde das Internet in der letzten Woche mit Tiraden darüber geflutet, das solche Kampagnen den sogenannten „clicktivism“ fördern. Dahinter steckt die Idee, dass der Netzaktivismus faul ist und solche Sachen wie Onlinepetitionen und Marketingkampagnen von Wohltätigkeitsorganisationen dem richtigen Aktivismus die Seele rauben. Natürlich steckt in dieser Kritik auch eine ganze Menge Wahrheit, aber ich glaube, dass sich die linken Apologeten ganz schön dämlich vorkommen werden, wenn diese 8 Millionen eine Form von Krebs besiegen werden.

Worauf ich hier aber eigentlich hinaus will, ist die Tatsache, dass #cockinasock signifikant weniger mit einem Wohltätigkeitsgedanken zu tun hat als #nomakeupselfie. Woher ich das weiß? Weil die meisten Typen, die ein Bild von ihrem Schwanz auf Facebook, Twitter oder Instagram gepostet haben, sich nicht die Mühe machten, die Nummer für die Spenden-SMS beizufügen geschweige denn einer Anmerkung zur Krebsvorsorge (du glaubst mir nicht?). Die einzige Aufmerksamkeit, die #cockinasock zu erzeugen scheint, ist die von gelangweilten Frauen mittleren Alters in der Mittagspause oder von schwulen Bloggern, die die explosionsartige Ausbreitung des Phänomens geradezu abfeiern. Dazu kommt, dass fast ausnahmslos alle, die mitmachen, Arschlöcher sind.

Ich würde #cockinasock am liebsten als Parodie sehen; zynische Jungs, die sich über die ironische Verwechselung von Verletzlichkeit und Eitelkeit der #nomakeupselfie-Kampagne lustig machen, oder über die Tatsache, dass drei Zentimeter Schminke für Mädchen die Norm und nicht die Ausnahme bildet. Während es aber #titsinmits, dem neusten Hashtagtrend, offensichtlich darum geht, aufzuzeigen wie absurd es ist, einen Körperteil in ein ursprünglich nicht dafür vorgesehenes Kleidungsstück zu stecken und ein Foto davon in die Welt zu setzen, damit alle von deinem Lehrer bis zu deinen Kindern es sehen können (ich warte sehnlichst auf #twatsinhats), scheint #cockinasock wenig mehr Inhalt zu transportieren als die eigene Selbstgefälligkeit. Verdammt, sogar der britische B-Promi Calum Best hat eins gemacht.

Wenn man es runterbricht, ist ein Hashtag ein Ruf nach Aufmerksamkeit—der ganze Sinn ist dabei, in einer Suche gefunden zu werden; es geht also um Sichtbarkeit. Wenn du jetzt ein Bild von dir, geschweige denn eins von deinem Schwanz, mit einem Hashtag versiehst, bedeutet das, dass du willst, dass es von so vielen Menschen wie möglich gesehen werden soll. Ich stelle mir den eiskalt kalkulierten Schaffensprozess einer solch unverschämt eitlen Selbstaufnahme als eine Erfahrung vor, die sich ähnlich anfühlen muss, wie ein Big Brother Bewerbungsvideo zu filmen, in dem du dich als „offen für alles“ präsentierst. Wenn du jetzt auch noch bedenkst, dass diese Typen einfach das Geld ohne nackten Selfie spenden könnten, stellst du fest, dass dieses #cockinasock-Ding vor allem was für blasierte Wichser ist—und noch nicht mal die Art, die man sonst mit Socken assoziiert.

cockinasock ist für aufgepumpte Macker das, was Movember für Hipster war. Während #nomakeupselfie vor allem gut bei selbstgebräunten Mädels mit tätowierten Augenbrauen ankam, so ist #cockinasock vor allem Rückzugsort für „gestählte“ Jungs mit „geilen“ Tribals—genau die Art von Pseudomachoarschloch, über die John Saward vor kurzem geschrieben hat. Ich denke, es ist relativ einleuchtend, dass wenn du deinen Körper mit Hilfe von Kreatin wie das Michelin-Männchen aufpumpst, dein Schwanz nach den Regeln der Geometrie im Verhältnis sehr viel kleiner aussehen wird—und das ganz ohne Steroide. Wenn dann ein legitimer Anlass ins Haus flattert, deinen durchtrainierten Körper zu fotografieren und dazu deinen kleinen Schwanz in ein übergroßes Behältnis zu packen, muss sich das wie Weihnachten und Geburtstag zusammen anfühlen. Es war klar, dass diese Typen auf #cockinasock anspringen werden.

Ich bin auch irgendwie froh darüber, dass die Jungs, die #cockinasock-Bilder gepostet haben, körperlich von ihrer unglaublichen Arroganz profitiert haben. Wenn schon Selfies mit Halbnackten meinen Twitterfeed überschwemmen, dann schaue ich zugegebenermaßen lieber auf Sixpacks als auf Bierbäuche. Was mich an der ganzen Sache aber am meisten aufregt, ist die arrogante Annahme, dass der Scheiß überhaupt jemanden interessieren würde. Ich habe selber keinen Schwanz, aber ich glaube, dass er ein wesentlich erfreulicher Anblick für die Leute wäre, die wirklich danach gefragt haben.

knobs to small for a sock so had to go with 'cock in my baby sisters ugg boot' #cockinasock pic.twitter.com/KfdcExfQtC

— curtistandy (@curtistandy) March 21, 2014