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Was deine Art, Silvester zu feiern, über dich aussagt

Besoffen bei einer Hausparty oder weinend im Onesie auf der heimischen Couch – deine Neujahrspläne zeigen, was für ein Mensch du bist.
Gruppe von jungen Leuten am Feiern

Foto: Grey Hutton

Hat es früher noch gereicht, im Kreise der Familie Dinner for One zu schauen und anschließend Schweizer-Kracher nach den quengeligen Nachbarskindern zu werfen, oder sich später einfach hemmungslos zu betrinken, wird die Art der Silvesterfeier irgendwann zur Status- und Konstitutionsfrage. Tanzen gehen oder Dinnerparty in den heimischen vier Wänden? Mit Freunden zum Heldenplatz oder doch nur zu zweit aufs Land? Wir sagen dir, was deine Pläne für den Jahreswechsel über dich als Person verraten.

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BEI EINER HAUSPARTY

Hierbei muss erst einmal in zwei verschiedene Subkategorien unterschieden werden: Hauspartys, zu denen du gehst, und Hauspartys, die bei dir selbst stattfinden.

Richtest du selbst ein eskalatives Get-Together in den heimischen vier Wänden aus, bist du entweder Masochist oder ziemlich dumm. Massenhaft Alkohol und womöglich sogar Essen bereitstellen, weil keiner der Gäste mehr als die Alibi-Flasche Sekt und (deine besseren Freunde) eine Tüte Chips mitbringt? In Kauf nehmen, dass der besoffene Mob vom Balkon aus die Nachbarn bepöbelt, die guten Weingläser in den Teppich tritt und zu fortgeschrittener Stunde dein Mobiliar in einen Skatepark verwandelt (das denke ich mir nicht aus)? Leute, die Silvester gerne im Kreise ihrer engsten fünfzig Facebook-Freunde und ihrem superironischen Haftbefehl-Mixtape zu Hause verbringen, kennen nämlich nur verrückte, individuelle Lebemenschen, die auch abseits ihres Instagram-Accounts unerträgliche Narzissten sind. Herzlichen Glückwunsch.

Solltest du allerdings als Gast zu einer Hausparty eingeladen sein, hast du absolut alles richtig gemacht. Du bist ein Mensch, der weiß, was er will: möglichst viel Alkohol, möglichst viel Spaß und das alles, ohne am nächsten Morgen in einer Suffruine aufwachen zu müssen. Du feierst für die Unvergesslichkeit des Moments, irgendjemand hat bestimmt eine Konfettikanone dabei und weil einer deiner Kumpels Fotograf ist, hast du im neuen Jahr auch wieder jede Menge Futter für deinen Wasted-Youth-Tumblr.

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Bei DER ARBEIT

Während sich der Großteil der Republik (und geschätzte 99 Prozent deiner Mittzwanziger-Freunde) ins Koma säuft, weißt du genau, wo deine Prioritäten liegen. Insbesondere im Dienstleistungssektor wird dir das Gewicht deiner Leber in Gold aufgewogen, wenn du Silvester brav arbeiten gehst und du wärest nicht der Frank Underwood deiner Abteilung, wenn du dir diesen Lohnaufschlag durch die Lappen gehen lassen würdest. Ja, klar. Es ist einsam und dunkel an der Spitze, aber wer einen Flachmann in der Jackeninnentasche und ein fröhliches Lied auf den Lippen hat, verpasst absolut gar nichts an Silvester. Außerdem lässt sich bei einem Blick auf deine Kontoauszüge schnell vergessen, dass niemand dich zu seiner Party eingeladen hat.

Foto: Grey Hutton

IN EINEM CLUB

Egal ob du einfach noch zu jung bist, um es besser zu wissen, oder dich am Abend aller Abende nicht auf Tinder verlassen willst, um das Jahr mit einem versoffenen One-Night-Stand ausklingen zu lassen—grundlegend lässt sich sagen, dass sich professionell organisierte Silvesterpartys in den wenigsten Fällen wirklich lohnen und dich deine Teilnahme daran zu einem äußerst fragwürdigen Menschen macht. Diese Veranstaltungen sind teuer, überfüllt und die wirklich guten DJs haben Besseres zu tun, als das neue Jahr mit der Beschallung einer Großraumdisco einzuläuten.

Diese Tatsache lässt zwei Schlüsse zu: Entweder du bist ein neureicher Prolet mit beschissenem Musikgeschmack, der zum Jahresabschluss noch mal sein Polo-Hemd ausführen möchte. Oder du willst dir einfach nicht eingestehen, dass du mittlerweile zu alt bist, um dem omnipräsenten Mantra der YOLO-Generation zu erliegen, nach dem du definitiv irgendetwas verpasst, wenn du dich an Feiertagen nicht auf schlechten Partys besinnungslos trinkst.

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„IM KLEINEN KREIS"

Wie so oft im Leben gibt es auch hier positive und negative Seiten. Eigentlich sollte diese Art der Silvesterfeierei im Leben eines jeden Menschen mindestens einmal vorkommen. Nämlich dann, wenn man irgendwann mal erwachsen werden will und keine Lust mehr auf Menschen hat, die Shirts mit Glitzerapplikationen tragen und Wodka Bull für einen classy Longdrink halten. Du möchtest Spaß, Alkohol und gutes Essen mit deinen besten Freunden und lieber Couchkissen im Rücken als Kotze auf deinen Schuhen. Das ist verständlich. Spätestens beim dritten Durchlauf von Dinner for One wirst du dich allerdings wie deine Eltern fühlen—nur ohne gesicherte Zukunftsaussicht und stabile Beziehung. (Besonders dramatisch wird das bei einem reinen Single-Frauen-Abend. Ich spreche aus Erfahrung.)

Und selbst wenn deine bessere Hälfte an deiner Seite klebt wie der festgebrannte Käse auf deinem Raclette-Schäufelchen: Nach diesem lahmen Abend habt ihr sowieso keinen Sex mehr. Außer du bist Steuerberater/ Waldorfkindergärtner. Dann war das Korkengeknalle um Mitternacht wahrscheinlich das Party-Highlight deines diesjährigen Soziallebens und du startest voller Euphorie und Freude ins neue Jahr.

Foto: flibfl0b | Flickr | CC BY-SA 2.0

IN EINER GROSSSTADT

Du bist jung, voller Energie und hast einfach keine Lust auf das öde Kaff, in dem du den Großteil des Jahres verbringen musst? Natürlich kommt dir da die Idee, zumindest den Jahreswechsel in einer der pulsierenden Großstädte dieser Welt zu feiern. Silvester am Wiener Heldenplatz? In der Pratersauna, dem coolen Club, wo die angeblich coolen Kids abhängen? Bei einem DJ-Gig von dem Typ aus der letzten Wien Tag und Nacht-Staffel? In großen Metropolen wie Wien gibt sich die Prominenz mit dem aufgeschlossenen Hipster-Partyvolk die Klinke in die Hand und verspricht dir ein Stück der großen, glitzernden Glamour-Welt, von der du schon immer geträumt hast.

Was du dabei wissen solltest: Jeder deiner Großstadt-Freunde, der dich ernsthaft zu einem solchen Unterfangen ermutigt, hasst dich. Kein Wiener würde irgendjemandem jemals zumuten, Silvester in der Hauptstadt der Böller-Attentate auf Passanten zu verbringen. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind lahmgelegt, die Straßen voller Kotze und Fäkalien und von den wirklich guten Partys erfährst du sowieso nichts. Alles, was dir neben einem geplünderten Girokonto und innerer Leere bleibt, ist ein Album voller verwackelter Fotos, mit dem du deinen Facebook-Freunden auf den Sack gehen kannst. Und wenn du zu diesen Leuten gehörst, bist du sowieso ein schlechter Mensch.

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MIT DEINEM PARTNER

Du bist langweilig und niemand deiner Freunde, der nicht genau so langweilig ist, kann dich ausstehen. Sorry. Außerdem ist da Kinderkotze auf deinem Kuschelpulli.

Foto: Suzi Duke | Flickr | CC BY-SA 2.0

BEI DER FAMILIE

Zuerst einmal: Familienzusammenhalt ist fantastisch. Deswegen pilgern auch viele Leute noch mit Ende 20 Jahr für Jahr an den Weihnachtsfeiertagen zurück in Muttis gute Stube und lassen sich mit Gans, Stollen und was es sonst noch so Schönes gibt, mästen. Allerdings gibt es einen sehr schmalen Grat zwischen „Ich verstehe mich einfach gut mit meinen Eltern" und „Ich habe kein eigenes Leben und weder Freunde noch Arbeitskollegen wollen Silvester mit mir verbringen". Natürlich gibt es gute Gründe, von Ende Dezember bis Anfang Januar durchgehend in der Heimat zu bleiben. Eine temporäre Gehbehinderung, attraktive Jugendbekanntschaften oder Obdachlosigkeit sind da nur einige Beispiele.

Dauer-Singles fällt gar nicht auf, wie alleine sie sich fühlen. Arme Studierende müssen den Alkohol nicht selbst einkaufen und Leute mit posttraumatischer Belastungsstörung lassen einfach Papa das Feuerwerk anzünden. Deine Entscheidung macht dich also nicht zu einem irrealen Wahnsinnigen. Dafür legt sie aber nahe, dass du eine frustrierte Katzenfrau/ein World of Warcraft-Spieler ohne Sozialkontakte bist, der/dem nichts anderes übrig bleibt, als an den Feiertagen in den Schoß der Familie zu flüchten. Wenn du also nicht mit Mitte 40 Kandidat bei einer RTL-Datingshow werden möchtest, solltest du deine Silvesterpläne spätestens für das kommende Jahr überdenken.

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Foto: Grey Hutton

ALLEIN

Du bist der pulsierende, sich in Schmerzen krümmende Mittelpunkt deines eigenen Lebens. Wen brauchst du schon von all deinen Freunden, die deine Selfies nur liken, wenn sie selbst mit drauf sind? Niemanden. Du hast den Alkohol, Netflix und das große, weite Internet ganz für dich allein und das ist richtig so. Intimität macht dir keine Angst mehr, wenn sie nur zwischen dir und deinem Sofa stattfindet und wenn der Pizza-Lieferdienst beim Anblick deines versifften Onesies das Gesicht verzieht—soll er doch! Silvester ist für dich wie jeder andere Tag auch.

Dein Leben ist eine einzige Abfolge von durchgesuchteten Fernsehserien, triefenden Burgern zu 5-Euro-Wodka und abgesagten Tinder-Dates. Es gibt weder einen Grund, ein Jahr Revue passieren zu lassen, noch nach vorne zu blicken. Und wenn du gegen 0:12 Uhr einen hysterischen Heulkrampf kriegst, weil du dein einziges Tischfeuerwerk ins Auge gekriegt hast, sieht dich nur deine Katze. Frohes Neues.

Die Autorin feiert Silvester auf der Couch. Sollte dabei irgendetwas Spannendes passieren, könnt ihr es wahrscheinlich bei Twitter lesen.