​Was Facebook über Pegida-Demonstranten verrät
Collage: Daniela Katzenberger (bearbeitet): Wikimedia | Michael SchillingCC BY-SA 3.0 ; Manuel Neuer (bearbeitet): Wikimedia |Geiserich77 | CC BY-SA 3.0; Vin Diesel (bearbeitet): Wikimedia | Magnus Manske | CC BY-SA 2.0; Mario Barth (bearbeitet): Wikimedia | Michael Schilling | CC BY-SA 3.0

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​Was Facebook über Pegida-Demonstranten verrät

Wen mögen sie, worüber lachen sie und was ist eigentlich die „Schule des Lebens"?

Heute scheint Pegida sich endgültig selbst zu zerlegen. Kathrin Oertel ist ausgestiegen, Kögida findet wegen Krankheit nicht statt, usw. Die Teilnehmer bleiben aber immer noch im Dunklen. In den letzten Wochen haben wir vor allem Folgendes über den typischen Pegida-Gänger rausgefunden: Nichts.

Am 14. Januar veröffentlichte Professor Vorländer von der TU Dresden eine Studie über die Teilnehmer, die erstmals Licht in die unerforschten Tiefen des Dresdner Islamhasses bringen sollte und verriet gleich im ersten Abschnitt der Pressemitteilung das Wesentliche: „Der ,typische' PEGIDA-Demonstrant entstammt der Mittelschicht, ist gut ausgebildet, berufstätig, verfügt über ein für sächsische Verhältnisse leicht überdurchschnittliches Nettoeinkommen, ist 48 Jahre alt, männlich, gehört keiner Konfession an, weist keine Parteiverbundenheit auf und stammt aus Dresden oder Sachsen." Begeisterungsstürme setzten ein. Das ging aber nicht lange gut. Nachdem klar (oder besser gesagt immer unklarer) wurde, welche Methodik bei der Studie verwendet wurde und vor allem wie wenige Teilnehmer faktisch befragt wurden, verloren die Ergebnisse an Glaubwürdigkeit. Die Befragung wurde bei drei Pegida-Demos durchgeführt (insgesamt geschätzte 58.000 Teilnehmer), 1.142 Menschen wurden angesprochen, von denen 65 % die Teilnahme verweigerten. Das heißt am Ende, dass die Studie aus nur 0,68% der tatsächlichen Teilnehmer ihre Schlüsse zieht. Kein Wunder also, wenn das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung zu einem vollkommen anderen Bild kommt. Auch hier wollte niemand wirklich mit den Wissenschaftlern sprechen, was zur folgenden Schlussfolgerung führt: „Auf Grund der geringen Rücklaufquote können die Forscher keine Aussage über den ,typischen' Pegida-Demonstranten treffen."

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Aber ist doch ohnehin alles viel zu kompliziert für unsere kleinen Köpfe. Deswegen haben die Leute von „Pegida mag dich" das ultimative demografische Umfragetool unserer Generation zu Rate gezogen: Facebook. Man hat anhand öffentlicher Profilinformationen von Menschen, die Pegida liken bzw. sich auf Facebook für die Demos angemeldet haben, Daten gesammelt und in mehrere anschauliche Tabellen gepackt.

Endlich wissen wir mehr.

In Sachen Ausbildung wurde aus 20.972 „Teilnehmern" ermittelt, dass die Mehrheit die „Schule des Lebens" besucht hat (insgesamt 245 Antworten). Hierbei gibt es aber auch Varianten. Auf der amerikanisierten University of Life waren immerhin 76, auf der „harten Schule des Lebens" (wir konnten nicht herausfinden, ob es sich jetzt um eine schwierigere Schule als die nichtharte Schule des Lebens handelt oder eine Sonderschulvariante) waren 56 Befragte, im Unterschied zur „hohen Schule des Lebens", die von 24 Teilnehmern besucht wurde. Die häufigste Nennung von Ausbildungsorten, die auch in der Realität existieren, war die TU Dresden (124), gefolgt von Harvard (das wünscht ihr euch vielleicht) und danach der Hauptschule mit 43 Nennungen.

Im Bereich Arbeitgeber war mit 1089 Nennungen die Selbständigkeit an Platz 1, Interessanterweise gefolgt von der Bundeswehr (254 Nennungen) und Rentnern (49).

Was man sich schon beim Betrachten der Aufnahmen der montäglichen Wurst-Party denken konnte: fast 77% der Likenden sind Männer, im überwiegenden Alter zwischen 30 und 39.

Aber was gefällt einem bei Facebook, wenn man auch Pegida mag? Also außer Hass? Schonmal soviel: Es gibt wenige Überraschungen. Von 17.177 offenen Profilen (aus ingesamt 26.175) liken 4.291 die AfD, 3.770 Anonymous Kollektiv, 3.449 Amazon.de, 2.505 „Ich bin Patriot aber kein Nazi", 2.213 Mario Barth und 2.206 die Junge Freiheit. Bild wird immerhin noch von 1.948 mit einem Like versehen, vermutlich aber nur wegen des Seite-Drei-Girls und um auf dem Laufenden in Sachen Lügenpresse zu bleiben. 1.687 mögen McDonald's, dicht gefolgt von der NPD, mit nur einem Like weniger. Besonders interessant mit Bezug auf Kathrin Oertel sind die 1.529 Likes von Daniela Katzenberger, der Godmother des abrasierten Augenbrauen-Trends.

Der Satz von Professor Vorländer kann also ab sofort wie folgt abgeändert werden: „Der ,typische' PEGIDA-Demonstrant hat entweder die TU Dresden oder die Hauptschule besucht, ist selbstständig, hat einen Penis, ist Mitte 30, mag die AfD, Mario Barth und die Bild-Zeitung. Außerdem Burger und die NPD."

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