Das wollen die Deutschen über die Berlin-Wahl wissen

Der Google-Suchverlauf ist das globale Tagebuch des 21. Jahrhunderts. Er legt frei, was die Menschen im Innersten umtreibt; Gedanken so ungehemmt und simpel, dass es für viele peinlich wäre, sie laut auszusprechen. Wir haben also Google gefragt, uns die häufigsten Suchanfragen zur Berlin-Wahl zu verraten—und haben viel über die Deutschen im Jahr 2016 gelernt.

Eine Frage, die Berliner umtrieb: Wer ist eigentlich Ramona Pop? Wohl die drei Hauptgründe dafür, dass sie so oft gesucht wurde: 1. Sie hat einen griffigen Namen. 2. Sie hat einen griffigen Namen. 3. Sie heißt Ramona Pop. Jetzt, wo der User—Google sei Dank!—auch weiß, wie Ramona Pop aussieht, und dass sie Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Abgeordnetenhaus ist, geht es auch gleich richtig zur Sache.

Zunächst möchte der Deutsche die pragmatischen Fragen klären. Auch in der hippsten Stadt Deutschlands steckt die Funktionsjackenmentalität im Mark: "Wann sind Wahlen in Berlin?, "Wie wird in Berlin gewählt?" und "Berlin Wahl ab wann geöffnet", tippten Berliner massenhaft in ihre Smartphones und Laptops. Außerdem wichtig für die Berliner Bourgeoisie: "Wetter Berlin"—Wildlederjacke, Trenchcoat oder doch lieber Jack Wolfskin-Funktionsparka am Wahlsonntag? Haben die Berliner denn überhaupt Geld für solche Jacken, fragt ihr euch? Die Google-Suchen legen nahe: ja! In der selben Such-Session googelten die Politinteressierten häufig das Wort "Vermögenssteuer".

Als routinierte Google-Sucher erwarten sie einfache, schnelle Antworten. So, wie wenn sie "Fischrestaurants Berlin" suchen, und Google die zehn besten ausspuckt. Also los: "Wer steht zur Wahl 2016 Berlin?", "Wo kann ich in Berlin wählen gehen?", "Wie sehen die Wahlzettel aus Berliner Wahl 2016?", "Wie viele Kreuze darf ich bei der Berlin Wahl machen?"

Der gebildete Wähler, der Goethe gelesen hat und in der Schule lernte, immer alles zu hinterfragen, wollte der Sache in den Tagen vor der Wahl noch mal so richtig auf den Grund gehen. Voller Erwartung tippt der euphorische Smartphone-Nutzer seine Fragen ein: "Wer oder was wird gewählt?" und "Wie funktionieren Wahlen?". Schließlich stellt er Google die Gretchenfragen: "Wie wähle ich richtig?" und "Was soll ich wählen?"

Die Google-Suchen der Berliner schwanken irgendwo zwischen Faust'schem Anspruch und Funktionsjacken-Pragmatismus. Schließlich bleibt zwischen der Arbeit am nächsten „Projekt", dem Elternabend in der Kita und Superfood-Smoothie kaum Zeit für das Lesen von Wahlprogrammen.

Die AfD treibt die Menschen in ganz Deutschland tatsächlich um. Das merkt auch Google. Folgende Fragen tippten die Deutschen in der vergangenen Woche besonders häufig in die Suchfenster: "Was ist die AfD? ", "Was macht die AfD?" und "Wird die AfD gewinnen?".

Während letzte Frage in Berlin um 18 Uhr beantwortet sein wird, sind die anderen Fragen so grundsätzlicher Natur, dass wohl viele unbefriedigt am Ende ihrer Suche bleiben werden. Wobei die erste Antwort auf die Frage "Was ist die AfD" auf eine Kinder-Info-Seite des Deutschen Kinderhilfswerk führt, auf der steht: "AfD-Politiker haben schon sehr oft Sprüche gegen Flüchtlinge und Asylbewerber gesagt. Darüber haben sich schon sehr viele Menschen aufgeregt." Und das fasst es eigentlich schon gut zusammen.

Laut Google ist aber eben das für die Internetnutzer das Problem. Politik und Medien regen sich über die AfD auf. Der skeptische Internet-Suchende möchte das Ganze jedoch selbst einordnen können, er weiß nicht, ob der den Medien trauen soll. Er tippt laut Google also ein: "Warum wird die AfD so schlecht gemacht?" und "Ist die AfD gegen Ausländer?".

Und weil er wissen will, was das Worst-Case-Szenario ist—der Deutsche will ja vorbereitet sein—fragt er auch noch: "Was wenn die AfD an die Macht kommt?". Zum Glück können wir aktuell davon ausgehen, dass die Regierungsübernahme durch die AfD nicht unmittelbar bevorsteht.

Geradezu rührend, wie der Deutsche den Dingen auf den Grund geht, ist die häufig gegoogelte Frage: "Was bedeutet Fck AfD?" Und überraschend, dass unsere Nachbarn bei all der rechtspopulistischen Dramatik nicht vergessen, auf die Suche nach dem Humor zu gehen. Sie tippen die Frage in ihre Tastaturen: "Was ist eine Blondine zwischen 2 AfD Wählern?" Als besonderer Service liebe Leser, damit ihr euch das Googlen sparen könnt, hier die Antwort: nicht die Dümmste.

Wir hoffen sehr, der Wähler hat beim Googeln genug gelernt, um sein Kreuzchen an der richtigen Stelle zu machen. Oder zumindest nicht an der falschen.