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Was wir bis jetzt über den Exorzismus-Mord in Frankfurt wissen

Eine 44-jährige Koreanerin ist während einer Teufelsaustreibung in einem Frankfurter Hotelzimmer gestorben.

Der Eingang des Intercontinental in Frankfurt. Foto: imago | Marc Schüler

Heute wurde bekannt, dass im Intercontinental Hotel in Frankfurt am Main am Samstag die Leiche eine Frau gefunden worden ist, die offenbar das Opfer eines Exorzismus geworden war. Dabei sind fünf Personen festgenommen worden, die sich im Raum mit der Verstorbenen aufhielten—darunter offenbar der Sohn des Opfers.

Die fünf sollen die 41-Jährige laut der Staatsanwaltschaft an ein Bett gefesselt und stundenlang auf Bauch und Brustkörper geschlagen haben, wobei „ihr Handeln von einer gefühllosen und unbarmherzigen Gesinnung getragen" gewesen sei. Um ihre Schreie zu dämpfen, steckten ihre Peiniger ihr ein Handtuch und einen stoffbezogenen Kleiderbügel in den Mund. Die Frau erstickte schließlich, entweder aufgrund des Handtuchs oder wegen „massiver Brustkorbkompression und Gewalteinwirkung auf den Hals". Der Körper der Frau sei mit Hämatomen übersät gewesen.

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Auf den Fall aufmerksam wurden die Behörden durch einen Geistlichen, den die Beteiligten offenbar in das Zimmer riefen. Der Geistliche, der im Zimmer das bereits verstorbene Opfer antraf, alarmierte daraufhin die Rezeption des Hotels, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft gegenüber VICE bestätigte. Welcher Konfession der Geistliche war, konnte die Staatsanwaltschaft zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Laut einem Bericht der Bild handelt es sich aber um einen katholischen Priester koreanischer Abstammung.

Sowohl die Verhafteten als auch das Opfer waren koreanischer Abstammung. Unter den Verhafteten fanden sich eine 44-jährige Frau, ihr 21-jähriger Sohn, ihre 19-jährige Tochter und zwei 15-Jährige, von denen einer der Sohn des Opfers gewesen sein soll. Ob die Teufelsaustreibung gegen den Willen oder mit Einverständnis der Frau durchgeführt wurde, ist noch nicht bekannt.

Bei der Befragung der Verhafteten erfuhren die Beamten, dass diese noch ein zweites Opfer hatten: Auf deren Hinweise fuhren sie zu einem Haus in Sulzbach, das von den Verdächtigen angemietet worden war. Dort fanden sie eine weitere verletzte Frau, die nach Angaben der Behörden unterkühlt und kurz vor dem Verdursten war.

In Deutschland finden immer noch „täglich" Exorzismen statt, behauptet der Journalist Marcus Wegner, der sich seit 13 Jahren mit dem Thema befasst. „Wir haben derzeit zwei bis drei Teufelsaustreibungen pro Tag in Deutschland in der katholischen Kirche, die aber nicht offiziell sind", erklärte er n-tv gegenüber im April. „Aus Reihen der evangelikalen Szene sind es sechs bis sieben." Noch problematischer allerdings sei der „Wildwuchs" in Freikirchen oder anderen religiösen Umfeldern.

Gegen die fünf Beteiligten in Frankfurt wurde ein Haftbefehl wegen Mordes erlassen.