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Ein paar Tausend internationale Gäste hatten genau das schon getan. Sie waren aus allen Teilen Europas gekommen, um das EuroPride-Programm zu erleben: die erste historische LGBT-Ausstellung Lettlands, die erste queere Kunstaustellung, Vorführungen, Filme und Workshops über Themen wie Transgenderrechte und LGBT-Organisation in Osteuropa. Natürlich gab es auch fast jeden Abend Partys, darunter zwei, die bis in die frühen Stunden des Samstags gingen, an dem das eigentliche Großereignis wartete: die Pride-Parade. Diese Parade sollte, ganz gleich wie viele Gegendemonstranten auftauchten, die größte Pride-Parade der baltischen Geschichte werden.Nicht nur hat Mozaīka EuroPride nach Riga gebracht, die Organisation betreibt auch Kampagnen, um Homosexuellenrechte in Lettland durchzusetzen. In den vergangenen zehn Jahren hat sie die LGBT-Jugendgruppe Skapis (lettisch für „Schrank") eine LGBT-Bibliothek und das erste Basketballteam für Frauen gegründet. Mozaīka wirbt auch für die Einführung eingetragener Partnerschaften, die sich unabhängig vom Geschlecht auf alle zusammenlebenden Paare beziehen würden, und führt eine Datenbank über von Hass motivierte Verbrechen an der LGBT-Bevölkerung, da der Staat diese Motivation nicht anerkennt. Das Parlament kam letztendlich der EU-Auflage nach, Diskriminierung am Arbeitsplatz aufgrund sexueller Orientierung zu verbieten, doch sie bleibt in allen anderen Bereichen legal. Das Gesetz wurde 2006 verabschiedet und kaum jemand beruft sich heute darauf, denn dazu müsste man offen homosexuell sein. „Das macht es oft unmöglich, die Diskriminierung zu dokumentieren", sagte Garina. Mozaīka hat es auch zu seiner Mission gemacht, Homosexuellen das „Selbstvertrauen" für ein Coming-out zu geben. Die Aktivisten sind der Meinung, dass es ohne Coming-outs keinen Fortschritt für die LGBT-Community geben kann.Diese Parade sollte, ganz gleich wie viele Gegendemonstranten auftauchten, die größte Pride-Parade der baltischen Geschichte werden.
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Seine Gründe waren politisch. „In Amerika halte ich es nicht länger aus", sagte er. „Warum sind amerikanische Truppen in der Ukraine? Viele Leute glauben, es gäbe bald Krieg, und wenn das so wäre, dann würde ich auf der russischen Seite gegen die USA kämpfen." Er und der Teenager erklärten daraufhin, warum die Ukraine eindeutig zur russischen Domäne gehöre. Als ich sagte, dass ich Lettin sei, kritisierte er die Entscheidung Lettlands, sich EU-konform zu zeigen und Sanktionen gegen Russland zu verhängen. „Niemand in der EU will den Fisch und die anderen Sachen aus Lettland", sagte er. „Es ist der größte Fehler, den sie jemals hätten machen können." Ich fand seine Kritik des EU-Imperialismus erfrischend, auch wenn sie überzogen war, und das sagte ich ihm. Ich wollte wissen, ob das hieß, dass er bei anderen Fragen progressiv war, und fragte ihn nach seiner Meinung zu anderen sozialen Themen in Russland, wie dem Gesetz gegen „homosexuelle Propaganda". „Dieses Thema hasse ich", sagte er. „In Russland gibt es keine Homosexuellen." Ich dachte an die Tutu tragenden Russen auf der Parade und die Gruppe, die „Russland wird frei sein" skandierte, als sie Seite an Seite mit lettischen Homosexuellen marschierte. „Ich habe einen Haufen russischer Homosexueller in Lettland getroffen", sagte ich. Vor lauter Unruhe hielt es ihn kaum im Sitz. Er lehnte sich vor. „Hast du das Gesetz überhaupt gelesen? Na? Da steht nichts Schlechtes drin." Ich bereute, das Thema angesprochen zu haben. „Ja, das Gesetz ist nur, damit Kinder es nicht sehen müssen", meldete sich der Teenager ernsthaft zu Wort. Ein Schild von der Parade mit der Aufschrift „Ich bin keine Propaganda" tauchte vor meinem inneren Auge auf.Der Ukrainer erhitzte sich weiter und erzählte mir, wie er bei zwei verschiedenen Gelegenheiten Männer geschlagen hatte, die sich ihm genähert hätten. „Früher war ich mal sehr gutaussehend", sagte er. Wenn ich jedes Mal gewalttätig werden würde, wenn ich unerwünschte Aufmerksamkeit bekäme, säße ich schon im Gefängnis, sagte ich. Er war geschockt: „Svetlana, wie kannst du das vergleichen? Lass mich dich fragen, bist du homosexuell? Ich habe nichts gegen Lesben. Ich mag sie sogar manchmal." Ich antwortete nicht auf seine Frage. „Ich bin Aktivistin", sagte ich. Die Wut blitzte aus seinen blauen Augen und er sagte mit gepresster Stimme: „Wenn ein schwuler Mann meinem Kind nahekäme, würde ich ihn umbringen." Er griff mich an, und es war ihm völlig bewusst. Der Teenager starrte aus dem Fenster. Ich weinte und versuchte, es zu verbergen. „Ich will mich nicht mehr unterhalten", sagte ich.In Riga wollte ich aufmerksam den verschiedenen Stimmen der lettischen LGBT-Community zuhören. Ich vermied bewusst Interviews mit Hasspredigern und Homophoben, doch die letzten acht Stunden meiner Reise verbrachte ich eingepfercht zwischen verbaler Gewalt und ihr zustimmendem Schweigen. Die EuroPride hatte es sich zur Mission gemacht, der Region deutlich zu sagen, dass homosexuelle Menschen existieren. Als ich zwischen zwei osteuropäischen Männern festsaß, die das abstritten, wurde mir klar, wie unmöglich es ist, das alleine zu sagen.Wenn ein schwuler Mann meinem Kind nahekäme, würde ich ihn umbringen.