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Warum steckt Osama Bin Laden in einem Fass?

Seht euch einfach mal diesen Haufen Müll an und fragt euch nach dem Sinn dahinter.

Vor ein paar Wochen bekam ich eine Mail von einem Leser, in der stand: „Hey, willst du dieses Kinderspiel mit einer Puppe von Osama bin Laden kaufen?“ Darren hatte es in einem Secondhandladen in Alberta kurz nach den Anschlägen vom 11. September gefunden und gut darauf aufgepasst, aber zum zehnten Jubiläums des Anschlages auf die beiden Türme wollte er es weitergeben.

Ich habe keine Terrorsammlung wie Martin Parr, aber ich fühlte die gleiche Anziehungskraft, die du in einem Tierheim empfindest, wenn du einem süßen Welpen in die Augen siehst und denkst: „Den muss ich haben!“ Nur an Stelle des Welpen war es ein Fass, aus dem man Osama heraus schießen konnte. Ich schätze, es ist wohl doch nicht ganz das selbe.

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Als ich es endlich in den Händen hielt, war ich etwas enttäuscht: der Schleudermechanismus, der Osama aus seinem Fasshäuschen schießen sollte, war kaputt und so konnte man damit nicht wirklich „spielen“; Osama selbst war übel zugerichtet; die Schachtel war ausgeleiert und fleckig, so wie man es von einem Karton erwartet, der jahrelang in irgendeinem Spielzeugschrank gelegen hat. Aber auf der Box stand weiterhin: „BIN OF FUN; BIN THERE; BIN LADEN“ und „Spannung! Glück!!“.

Die Herkunft dieses „Krise in Afghanistan“-Spiels ist obskur. Anscheinend ist es in China hergestellt worden, aber es gab keinen Hinweis darauf, welche Firma es bauen ließ oder warum sie glaubten, dass ein Spielzeug mit Osama bin Laden ein Verkaufsschlager werden würde. Eine kurze Internetrecherche ergab, dass das Spiel eine Variation des Spiels Klack Pirat war, das anscheinend für sehr kleine oder sehr dumme Kinder entworfen worden ist. Man spielt es, indem man Messer solange in ein Fass steckt, bis eines davon einen Knopf trifft und der Pirat oben rausgeschleudert wird. Wer den Piraten herausschießt, gewinnt. Oder verliert. Oder irgendwie so. Es ist völlig egal, denn niemand wird dieses langweilige Spiel jemals spielen. Kinder würden lieber lustlos vor einer X-Box sitzen und das aus gutem Grund. (Es gibt jetzt eine Version für die Wii, was bestimmt so viel Spaß macht wie wieder und wieder eine virtuelle Münze zu werfen.)

Als Spiel ist das Teil absoluter Schrott, aber was ist, wenn man es als überraschend subtilen Kommentar zur Außenpolitik betrachtet? Könnte diese „Krise in Afghanistan“ eine zutreffende Metapher für die Art und Weise des amerikanischen Krieges gegen den Terror sein? Denn letztendlich haben sie, als sie erst in Afghanistan und dann in den Irak einmarschierten, auch nur Schwerter in ein Fass aus Plastik gesteckt und gehofft, dass Osama raushüpfte. Vielleicht hat dieser unbekannte Hersteller von Sammelstücken aus der dritten Welt gar nicht versucht, leichtes Geld zu verdienen; vielleicht wollte er Amerika warnen, dass die Suche nach Osama Geduld und Glück verlangen würde und nicht unbedingt Können. Meinte das kryptische „Bin schon da“, dass die US Politik sich mehr mit dem Aufstieg Chinas beschäftigen sollte, als mit der weltweiten Suche nach einem bärtigen Arschloch, das, so weit wir wissen, tatsächlich irgendwo in einem Plastikfass hätte stecken können? Unterm Strich, nein, wahrscheinlich nicht.

Also was mache ich hier mit diesem merkwürdigen Terroristenkitsch? Eigentlich gar nichts. Eine Zeit lang stand es mitten auf meinem Tisch, aber meine Katze—die anscheinen Amerika liebt und Terroristen hasst—hat es dauernd umgeworfen und deshalb steht es jetzt auf einem Regal und erinnert mich an drei unterschiedliche Fehler: Erstens, dass jemand bizarre Nachahmungen von miesen Spielen macht; zweitens, dass die USA es im mittleren Osten wirklich versaut haben; und drittens, dass ich ein Stück Schrott gekauft habe. Will es irgendjemand haben?